Laut einer Umfrage, die alle zwei Jahre im Auftrag der Europäischen Union durchgeführt wird, geben 57 Prozent der Ungarn an, keine neuen Einwanderer im Land zu sehen, während dieser Anteil in Schweden 3 Prozent und in Norwegen 2 Prozent beträgt, berichtet die Wissenschaftsseite Qubit. Forscher der Friedrich Ebert Stiftung haben untersucht, wie sich die Einstellungen zu Migration in Europa nach der sogenannten „Migrationskrise“ verändert haben.
Forscher des Forschungszentrums für Sozialwissenschaften analysierten mehrere Berichte über die Datenerfassung und ihre Ergebnisse wurden in Zusammenarbeit mit der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) veröffentlicht. Ihre Studien untersuchten unter anderem die Auswirkungen der Migrationskrise 2015-2016 auf die europäischen Gesellschaften und die Faktoren, die bestimmen, ob sich Menschen gegenüber Einwanderern akzeptabel oder eher negativ verhalten.
Im europäischen Vergleich ist die negative Haltung der Ungarn so extrem, dass sie sogar die Haltung der an offenen militärischen Konflikten beteiligten Länder wie Russland, Türkei und Israel übertrifft, so Qubit.
Es gibt allerdings ein paar Länder, in denen sich die negativen Einstellungen verstärkt haben. Davon war Ungarn das einzige Land, wo wir erdrutschähnliche Erschütterungen messen konnten
bestäigte Vera Messing, Forscherin.
Im Durchschnitt würden 12 Prozent der europäischen Bevölkerung keine einzigen Migrant_innen aus ärmeren, nicht-europäischen Drittländern in die EU aufnahmen, in Ungarn sind es unglaublich viel – 62 Prozent. Mit Abstand der höchste Wert.
Menschen in postkommunistischen Ländern Osteuropas lehnen die Einwanderer vehementer ab als die Bevölkerung westeuropäischer Länder. Ein Fünftel bis die Hälfte der Bevölkerung in dieser Region lehnt die Ankunft und Ansiedlung von Einwanderern aus ärmeren Ländern außerhalb Europas ab, während diese Anteile in den meisten westeuropäischen Ländern unter 10 Prozent liegen.
Vera Messing und Bence Ságvári, die beiden Autoren der Umfrage, wurden von Qubit nach dem Grund für die sehr explizite Ost-West-Risse in Europa in Bezug auf die Einstellung zu Einwanderern und Einwanderung gefragt.
Die wichtigste Schlussfolgerung ist, dass die Bruchlinie zwischen Ost- und Westeuropa in Bezug auf die Ablehnung der Einwanderung zugenommen hat
skizzieren die Forscher.
Im Gegensatz zu den dominanten Mediennarrativen, dass sich die Einstellungen zu Migration verschlechtert haben, konnten wir eine solche Entwicklung in den meisten Ländern doch nicht bestätigen
sagte Bence Ságvári dem Portal der Stiftung.
Die Forscher gaben auch an, dass außer den persönlichen Werten auch politische Präferenzen bei den einzelnen Menschen ausschlaggebend sind: diejenigen, die links wählen, sind Migrant_innen gegenüber aufgeschlossener, unabhängig davon, wo sie im linken Spektrum verortet sind. In Richtung rechts und rechtsaußen wird man immer ablehnender: die Rechtsextremist_innen zeigen die stärkste Ablehnung. Interessant ist ebenfalls, dass es keine klassischen demographische Faktoren für diejenigen gibt, die Zuwanderung extrem ablehnen. Solche Menschen lassen sich in allen Bevölkerungsschichten finden.
(Via: Hungary Today, quibit.hu, fas.de, Beitragsbild: MTI – Tibor Rosta)