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Mit ungarischem Herzen und polnischer Seele

Ferenc Rieger 2022.08.02.

Im Warschauer Königlichen Lazienki-Park wurde am Montag eine Freiluftausstellung eröffnet, die das Vermächtnis des polnischen Historikers und Kuriers aus dem Zweiten Weltkrieg, Wacław Felczak, der als Förderer der polnisch-ungarischen Zusammenarbeit verehrt wird, präsentiert.

Wahrend des Zweiten Weltkriegs war er Verbindungsmann zwischen der polnischen Exilregierung und dem polnischen Untergrundstaat. Davor studierte Felczak Geschichte in Ungarn. Von den Kommunisten 1948 gefoltert und inhaftiert, wurde der unerschütterliche Mann erst 1956 freigelassen. Ab der zweiten Hälfte der 1970er Jahre reiste er regelmäßig nach Ungarn, wo er die demokratische Opposition mit organisierte. In der Zeit des Gulasch-Kommunismus lehrte der polnische Professor seine Schüler paradoxerweise gute Ungarn zu sein. Sein ausgedehntes mitteleuropäisches Netzwerk hatte seinen Mittelpunkt in Ungarn.

Bleibendes Vermächtnis des Widerstandskämpfers ist die Einsicht, dass man auch in einer Diktatur frei sein kann und der Liebe zur Wahrheit verpflichtet sein muss.

Hervorzuheben ist auch seine Überzeugung, dass eine mitteleuropäische Zusammenarbeit ohne eine enge polnisch-ungarische Zusammenarbeit kaum möglich ist. In einer Zeit, wo die Sinnhaftigkeit der Visegrád-Gruppe angezweifelt und das polnisch-ungarische Bündnis schwächer wird, muss die Einschätzung Felczaks wie eine Mahnung klingen.

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2018 beschlossen das polnische und das ungarische Parlament, die Wacław-Felczak-Stiftung in Ungarn und das Felczak-Institut in Polen zu gründen, um die Zusammenarbeit zwischen den beiden Nationen zu fördern.

Die Ausstellung, die bis Ende August zu sehen sein wird, wird gemeinsam vom Polnischen Institut des Nationalen Gedenkens und dem Felczak-Institut organisiert.

Via MTI, Beitragsbild: Felczak liest eine Zeitung im Polnischen Institut in Budapest (1939), Polnisches Institut Budapest (Facebook)