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Franziskanermönch Csaba Böjte: „Lasst es uns wagen, einander zu lieben“

Ungarn Heute 2021.09.07.

Jeder, der Bruder Csaba kennt oder ihn zumindest „live“ hat sprechen hören, weiß, dass es unheimlich schwierig ist, über ihn zu schreiben, weil es einfach nicht möglich ist, all die Liebe, die Gelassenheit, die Freude, die Demut, die für ihn charakteristisch sind und die er ständig ausstrahlt, in Worte zu fassen. Doch versuche ich jetzt seinen Vortrag am zweiten Tag des Eucharistischen Kongresses in der Budapester Hungexpo zusammenzufassen. Eins ist auch sicher: man hat nach dem einstündigen Vortrag das Gefühl: „Alles ist wirklich so einfach!“ Ja, wenn man nur ein Gebot befolgt, nämlich die Lehre der Liebe. 

Als er den großen Saal betritt, wird er mit großem Beifall begrüßt. Er beginnt bescheiden: „Man sollte den Tag nicht vor dem Abend loben. Was ist wenn euch nicht gefällt, was ich sage? Ihr habt dann vergeblich geklatscht…“ und lacht.

Und er fängt an, zu reden.

Vor 2000 Jahren gab Jesus ein einziges Gebot: das Gebot der Liebe. Dies ist die Hauptbotschaft des gesamten Vortrags. Bruder Csaba betont dies immer wieder und von Anfang an ermutigt er alle, es zu wagen zu lieben, es zu wagen, den Weg der Liebe zu gehen.

Denn auch wenn dieser Weg schmal und steil ist und nur wenige ihn gehen, führt er zum ewigen Leben! 

so der Franziskanermönch und betont zugleich: „Jesus hat nicht nur verkündet sondern auch praktiziert, das Gebot der Liebe“. 

"Tag der Güte" - Wir suchten den zweiten Tag des Eucharistischen Weltkongresses auf

Mehrere Hunderttausende Menschen haben sich für die verschiedenen Programme des Kongresses angemeldet. Am "Tag der Güte", d.h. am ersten Tag des Kongresses in der Hungexpo herrschte die Liebe und der Zusammenhalt dank der Eucharistie. Weiterlesen

Er stellte das Gebot der Liebe in den Kontext des 21. Jahrhunderts und stellte die Fragen, die sich viele in den vergangen Monaten/Jahren schon sicherlich gestellt hatten: „Was ist Gottes Wille in Zeiten des Coronavirus, der vielen Überschwemmungen, der vielen Brände oder auch des Konflikts in Afghanistan?“

Die Antwort liegt vor 2000 Jahren, als der himmlische Vater zu Jesus sagte: „Geh, mein Sohn, und erkläre ihnen, dass es besser ist, in Liebe zu leben als Kriege zu führen. Jesus hätte sagen können: „Habe ich ein totes Pferd geritten?“ Aber das hat er nicht gesagt, er hat es gewagt, am Heiligabend allein zur Welt zu kommen. Jesus Christus hat es gewagt die Welt mit Investitionen auf der grünen Wiese zu erlösen, weil er an uns glaubte. Der himmlische Vater hatte ihm ganz sicher keine unmöglichen Aufgaben gestellt, und das wusste er auch.

Er wies darauf hin, dass das öffentliche Wirken Jesu nicht damit begann, dass er der EU einen Vorschlag für den Ausbau der Infrastruktur zur Rettung der Welt unterbreitete, sondern damit, dass er zwei Jungen, Johannes und Andreas, einlud, sich anzusehen, wo er lebt. Bruder Csaba betonte also:

Das Projekt Gottes kann verwirklicht werden

Gott ist nicht unfassbar und nicht etwas Abstraktes. Auch Jesus war ein Mensch, er war ein kleines Kind, er spielte Fußball, er hatte Freunde. Und er predigt das Gebot der Liebe nicht nur, er PRAKTIZIERT es. Das ist das einzige Gebot, das der Meister gegeben hat. Selbst am Kreuz sagt er: „Sei nicht zornig über sie, sie wissen nicht, was sie tun. Er hätte auch sagen können: „Ich habe vergeblich gepredigt; wer die Welt erlösen will, soll es tun. Aber das sagt er nicht, er vertraut ihnen auch am Kreuz, er glaubt an sie, an uns.

Ist irgendetwas davon nach 2000 Jahren noch lebendig?

Bruder Csaba sagt ja, denn wo Liebe ist, gibt es Dialog, Solidarität und Barmherzigkeit. Er meint, dass wir in Europa großes Glück haben, weil wir hier eine starke christliche Tradition haben. „In Europa ist man, auch wenn man nicht in die Kirche geht, noch tief im Christentum verwurzelt. Sogar diejenigen, die keine Beziehung zum Christentum haben, sind mit dem Gebot der Liebe infiziert“.“Wir dulden niemanden, der rücksichtslos, unhöflich oder grausam ist. Warum ist das so? Alles kommt aus der Lehre von Jesus Christus.“

"Man kann den anderen durch Schlagen oder Schimpfen nicht besser machen, nur durch Liebe”

Er ist müde. Kein Wunder: es ist kaum ein Tag vergangen, seit er als Redner bei einem Benefizkonzert mit Hunderten von Kindern und vor Tausenden von Menschen im Publikum in der Budapester Arena aufgetreten ist.Weiterlesen

In Bezug auf die Situation in Afghanistan sagte er, dass 50.000 „Hardliner“ versuchen, ihre Ideologie 40 Millionen Menschen aufzuzwingen, weswegen fünf Millionen Menschen aus dem Land flüchten müssen. Im Gegensatz dazu konnten die 500 Millionen Menschen des Kontinents bei den Europawahlen friedlich darüber diskutieren, wie es weitergehen soll, die Minderheit konnte die Meinung der Mehrheit akzeptieren und „wir bringen uns nicht gegenseitig um“, sagte er.

Csaba Böjte sprach unter anderem über die Bedeutung der Beichte, die Wichtigkeit, seine Sorgen, Beschwerden beiseite zu schieben, Geduld und, wie er sagte, „an den endgültigen Sieg der Liebe zu glauben“ und „es zu wagen, unsere Liebe füreinander zu zeigen“. Csaba Böjte wies auch darauf hin, dass es heutzutage „modisch“ sei, sich zu beschweren, zu jammern, immer den Fehler zu suchen und sich gegenseitig zu kritisieren. An dieser Stelle sagte er: „Ich glaube, dass in den letzten tausend Jahren kein Ungar so gut im Karpatenbecken gelebt hat“.

„Wenn jemand in Schwierigkeiten ist, dem helfen wir“

Er erinnerte sich an das Jahr 1993, als er die ersten Waisenkinder in Siebenbürgen aufnahm.

„In Rumänien gab es einen wirtschaftlichen Bankrott und viele Kinder bettelten vor der Kirche. Was kann ich in so einer Situation tun?“, fragte ich. Wir haben die ersten Kinder aufgenommen. Zuerst haben wir sie nur gefüttert und gebadet, dann haben wir einwöchige Camps gemacht. Die Kinder fragten, ob das Camp länger dauern könnte. Daraus wurde das 30 Jahre alte Camp, das immer noch läuft.

Ungarn hat in den letzten 30 Jahren viel Hilfe für Waisenkinder in Siebenbürgen geleistet, wofür er sich bedankte. „Es ist eine großartige Sache, Solidarität zu erfahren“.

MTI/Bruzák Noémi

Fact

Zehn Dinge, die du über Bruder Csaba vielleicht noch nicht wusstest!

1. Bevor er sich in den Dienst Gottes gestellt hatte, machte er eine Ausbildung zum Fahrzeugelektriker und arbeitete sogar als Bergmann.

2. Während der Ceausescu-Diktatur trat er heimlich in den Franziskanerorden ein und studierte in Karlsburg und Esztergom, bevor er 1989 die Priesterweihe erhielt.

3. Nächstes Jahr kommt der 30. Jahrestag der Versetzung von Bruder Csaba nach Deva/Diemrich, wo er seine fantastische Mission für Kinder begann.

4. Die erste Bewohnerin des Hauses in Deva war ein kleines Mädchen, das an einem Bahnhof gefunden wurde. Das kleine Mädchen wurde von seiner Mutter, nachdem sie obdachlos am Bahnhof lebten, zurückgelassen, wobei diese versprach zu ihr zurückzukommen, wenn sie eine Wohnung findet. Dazu kam es dann tatsächlich, zehn Jahre später ist sie aufgetaucht.

5. Sechs Jahre lang funktionierte das Heim, inzwischen mit immer mehr Einwohnern, ohne einen gesetzlichen Rahmen, denn es gab keine Rechtsvorschrift, die den Betrieb der Einrichtung geregelt hätte. Das war nicht ganz ohne Risiken, denn nach der Gründung ist die Polizei mehrmals ausgerückt und hat Bruder Csaba aufgefordert, die Kinder von der Pfarrei zu entfernen, aber er weigerte sich, jemanden auf die Straße zu setzen oder wegzuschicken.

6.Während seines Besuchs in Rumänien bat Papst Johannes Paul II. den Staat, drei Liegenschaften, darunter das Franziskanerkloster in Deva, an die Kirche zurückzugeben. Die Mönche wurden 1948 vom kommunistischen Regime aus Deva vertrieben und ihr Besitz wurde verstaatlicht. 1992 haben die Franziskaner das Gebäude wieder in Besitz genommen, aber erst fünf Jahre später wurde es offiziell vom Staat zurückgegeben.

7. Zum zweitausendsten Jahrestag der Geburt Christi träumten die Franziskaner und Csaba Böjte nicht davon, eine Statue zu errichten, sondern noch mehr Kindern in Not Unterkunft, Nahrung und moralische Führung zu geben. Sie bewarben sich und gewannen eine Ausschreibung für die Renovierung des Klosters in Broos, und das Kinderheim Heilige Elisabeth war geboren. Die ungarische Bischofskonferenz startete eine Kampagne mit dem Titel „Teile dein Brot mit den Hungrigen!“, sie haben eine Sammlung für Waisenkinder in Siebenbürgen organisiert. Aus den gesammelten Mitteln haben sie das Heim in Sowata gekauft. Die Spenden durch das 1 Prozent der persönlichen Einkommenssteuer, ermöglichten den Bau eines weiteren Hauses.

8. Ein Ratschlag, um Dinge nicht unnötig zu verkomplizieren: „Wenn eine Blume dahinwelkt, gieße sie! Wenn in der Kälte ein kleiner Vogel ans Fenster klopft, füttere ihn. Wenn jemand in Not ist, reiche ihm unter den Arm, erzähle ihm wenigstens einen Witz, bring ihn zum Lachen, wisch ihm die Tränen weg! Versteht er etwas nicht, erkläre es!

Lasst uns es wagen, nicht nur Geschenke zu machen, sondern selbst Gottes Geschenk, Gottes Segen zu werden.

9. „Beim letzten Eucharistischen Kongress sagte man, dass die Religion in Schwierigkeiten ist, aber wie viele junge Leute kamen im Jahr 1938! Ja, aber dann haben diese jungen Leute im Zweiten Weltkrieg gegeneinander gekämpft. Vielleicht gehen heute weniger junge Menschen in die Kirche, aber man kann sie nicht so einfach dazu überreden, mit vorgehaltener Waffe in ein anderes Land einzumarschieren. Die Welt ändert sich. Ich habe wahrhaftig das Gefühl, dass diese Welt immer schöner wird, sich immer weiter entfaltet und entwickelt.“

10. Was bedeutet Armut für Csaba Böjte? „Wenn ich irgendwo ohne Kinder hingehe, fühle ich mich wie ein Bettler. Ich fühle mich arm.“

(Via: iec2020.hu)

Abschließend stellte er die Frage: „Ob wir in 2000 Jahren eine größere Strecke hätten zurücklegen können? Vielleicht. Aber zumindest sind wir auf dem richtigen Weg“.

(Fotos: MTI/Bruzák Noémi)