Luftfahrtingenieur, am 23. Oktober 1956 stellvertretender Dienstleiter der Nationalgarde von Rákoscsaba. Aufgrund von fiktiven Anschuldigungen wegen eines Feuergefechts am 4. November 1956 zu lebenslanger Haft verurteilt. Nach seiner Entlassung arbeitet er als Ingenieur, nach dem Regimewechsel als Flügeladjutant des Präsidenten der Republik. István Válóczy erklärt unserem Portal: Wenn er an 1956 und an die ungerechte Inhaftierung denkt, empfindet er überhaupt keinen Hass. Wir befragten den Brigadegeneral auch zur Revolution, nach seinen Jahren im Gefängnis und zu den Vergeltungsakten aus der Zeit von Kádár. Interview!
Bereits im Alter von 8 Jahren wollten Sie Luftfahrtingenieur werden. 1956 haben Sie darin graduiert. Dann kam die Revolution. Hat das Ihre Karriere, bevor sie überhaupt beginnen konnte, ruiniert?
Nicht ganz. 1956 machte ich meinen Abschluss an der Technischen Universität, Fachbereich Militärtechnik. Noch im gleichen Jahr beschloss ich im Dezember, dass ich die Erklärung zum Offizier nicht unterschreibe, ich habe mich praktisch demobilisiert. Nach der Entbindung von meinen militärischen Pflichten, arbeitete ich in einer Fabrik für Telekommunikationsmaschinen und war ein Jahr als Maschinenbauingenieur angestellt.
In dieser Zeit wurde ich zu einem Verhör im Zusammenhang mit einem gewissen Feuergefecht in Rákoscsaba am 4. November 1956 vorgeladen.
So konnte ich meinen Beruf bis 1957 als normale zivile Tätigkeit ausüben. Weihnachten 1957, am 24. Dezember, ein Jahr nach der Revolution, wurde ich zu einem Verhör abgeholt.
Ich konnte Weihnachten schon nicht mehr zu Hause mit meiner Familie feiern, obwohl meine Mutter mein Lieblingsgericht gekocht hatte, Wildhase. Ich konnte es noch nicht einmal aufessen. (lacht) Das Urteil wurde im Juni 1958 gefällt.
Was genau passierte an diesem Tag zu Weihnachten? Ist die ÁVÓ (deutsch: Staatsschutzbehörde) plötzlich bei Ihnen zu Hause aufgetaucht?
Nein, sondern ich bekam eine Vorladung zu einer Zeugenaussage. 10 Personen wurden wegen einem 1956er Feuergefecht vor Gericht gestellt. Schließlich wurde ich zu einem Hauptangeklagten, und da ich damals Militäroffizier war, wurde das Verfahren vor das Militärgericht gebracht. Nach dem ersten Tag der Vernehmung wurde mir gesagt, dass ich am nächsten Tag für 1-2 Fragen noch einmal zurückkommen muss. So geschah es auch und nach dem Protokoll und der Vernehmung kamen zwei Leute zu mir, schauten mich an, musterten mich und sagten mir, dass ich aufgrund meiner eigenen Aussage verhaftet sei. Später sagte sogar der Ermittler: „Okay, wenn Sie so viel erzählt haben, dann was haben Sie alles tun können?” Das war die Grundeinstellung des Gerichtsverfahrens.
Was haben Sie alles getan und was genau ist passiert, am 4. November 1956 in Rákoscsaba?
Die Sowjets drangen am Stadtrand von Rákoscsaba nach Budapest ein, aber sie kamen nicht weiter in den Bezirk hinein, mit Ausnahme von zwei Fahrzeugen, die sich wahrscheinlich verirrt hatten. Auf der Hauptstraße, am militärischen Hilfsgebäude, hat man dann auf sie geschossen. Ein Reifen wurde getroffen und brachte das Fahrzeug zum Stehen. Von einem der Fahrzeuge sprangen die Soldaten ab, woraufhin die eigentliche Schießerei begann.
Glücklicherweise gab es keine zivilen Opfer, aber auf der Grundlage eines Kommandoberichts der Sowjets kam später heraus, dass ein Offizier und zwei Unteroffiziere während oder nach dem Gefecht gestorben waren.
Die Bewohner in der Gegend hatten, nebenbei bemerkt, keine Toten gesehen. Ich war zu diesem Zeitpunkt nicht vor Ort, ich hatte gerade zu Hause zu Mittag gegessen. Ich hörte die Schüsse, Explosionen, aber ich ging nicht dorthin. Sicher ist, dass das Ganze zufällig eskalierte und nicht organisiert war, was aber später in der Anklage behauptet wurde und weswegen ich verurteilt wurde.
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Was genau stand in Ihrer Anklageschrift? Warum wurden Sie zu lebenslanger Haft verurteilt?
In der ersten Instanz habe ich nur 15 Jahre bekommen. Zwei der 10 Angeklagten hatten Waffen benutzt, sie wurden zum Tode durch den Strang verurteilt. In zweiter Instanz wurde ihre Strafe abgemildert und sie wurden zu lebenslanger Haft verurteilt, mein Urteil wurde erhöht zu eben dieser Strafe.
Da es 3 Tote gab, mussten 3 schwere Strafen verhängt werden… Früher, in Zeiten der k.u.k. Monarchie, nannte man das „Dezimierung“.
Als Sie das Urteil der zweiten Instanz hörten, können Sie sich daran erinnern, was Ihr erster Gedanke war, was Sie gefühlt haben?
Nach erster Instanz 15 Jahre, das war nicht so bedenklich, doch ich muss ehrlich sagen, dass ich das nicht ernst nehmen konnte, da ich wusste, was ich getan habe, genauer gesagt, was nicht. Sie beschuldigten mich, das Feuergefecht organisiert zu haben. Das, was auf spontane Art eskalierte, und zwar auf eine Art und Weise, dass sie nicht feststellen konnten, wer den ersten Schuss abgegeben hatte. Offensichtlich war es der Schuss, der den Wagen getroffen hatte, doch wie es dazu kam, weiß man bis heute nicht mit Sicherheit.
Haben Sie überhaupt eine Waffe benutzt?
Im Protokoll wurde festgehalten, dass wir bewaffnet gegen die sowjetischen Truppen vorgehen mussten, weil wir die Anweisung dazu erhalten hatten. Ich betone noch einmal, dass das nicht wahr ist, der Schusswechsel entstand spontan. Unsere Aufgabe bestand sowieso nur darin, die Objekte zu schützen, das haben sie verwechselt. Außerdem haben sie behauptet, dass ich den Befehl erteilt hatte.
Im Nachhinein brauchten sie einen Anführer für diese 10 Leute, und ich schien Ihnen die perfekte Person dafür zu sein: aufgrund meines Hochschulabschlusses, meines militärischen Hintergrunds und auch wegen des beruflichen Hintergrunds meines Vaters. Das alles waren erschwerende Umstände für mich.
Bei einer späteren Aktenrecherche erfuhr ich, dass zwei meiner späteren Mitangeklagten bei ihren Vernehmungen meinen Namen erwähnt haben. Alles was sie sagten war, dass ich da war. Ich habe übrigens keine Waffe benutzt.
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Kannten Sie jemanden von den Angeklagten?
Ja, natürlich. Die meisten von ihnen arbeiteten für die Nationalgarde, sie führten polizeiliche Aufgaben aus, insbesondere die Bewachung von Objekten und die Durchführung von Polizeistreifen. Ich war auch ein Kind aus „Csaba“ („Rákoscsaba“, ein Bezirk von Budapest – Anm. Red.), von 100 Leuten wurden mindestens 10 von den Pfadfindern aus Csaba ausgewählt, so wie auch ich.
Die damaligen Verhörtechniken waren unmenschlich und grausam, und dies galt insbesondere für die 56er. Wie haben Sie das durchlebt, hatten Sie Angst, dass Sie sogar misshandelt werden?
Mit 24 Jahren war ich ein bisschen naiv, aber ich habe die Dinge sehr schnell durchschaut. Als man mich zu Weihnachten festgenommen hat, brachte man mich zum Untersuchungsbeamten.
Sie wussten, dass ich einen 1,5-jährigen Jungen hatte, den ich gerade zu Weihnachten zu Hause lassen musste… Sie holten mich also und sprachen direkt vor mir darüber, wie sich ihre Jungen über die Weihnachtsgeschenke gefreut hatten. Das war eine sogenannte „psychologische Massage”, so wie der Offizier vor meinen Augen am Telefon darüber sprach.
Ich habe das durchschaut und mich nicht unterkriegen lassen.
1,5 Jahre alt war Ihr Sohn damals zu Weihnachten. Haben Sie später im Erwachsenenalter darüber gesprochen, wie er das damals erlebt hat und wie für ihn die 6 Jahre ohne Sie vergingen?
Er erinnert sich daran, dass ich lange nicht zu Hause war. 1955 wurde er geboren und 1958 wurde ich verurteilt, aber er erinnert sich an vieles. Es war nicht möglich das Kind zu einem Gespräch mitzubringen, aber meine erste Frau erzählte ihm viel über mich, solange ich gefangen war. Sie hatten Erinnerungen, er wartete zu Hause. Es gab nur so viel Kontaktmöglichkeiten, dass ich, als wir im Gefängnis Bezahlung bekommen haben und ab und zu ein Bücherverkauf stattfand, ihm Bücher kaufen konnte, die ich per Post nach Hause schickte. Das war der indirekte Kontakt, ansonsten habe ich nur Bilder von ihm bekommen.
Als Sie aus dem Gefängnis kamen und sich endlich wieder trafen, was für ein Gefühl war das?
Ich wurde während der großen Amnestie 1963 freigelassen, und zwar in den letzten Tagen, den letzten Stunden. Das waren schwere 10 Tage, in denen ich darauf wartete, ob sie mich freilassen, und wenn ja, wann… Ich wusste, dass mein Vater bei der Straßenbahn in der Hauptstadt arbeitete, ich wusste, wo ich ihn finden konnte.
Er schickte eine Nachricht nach Hause, dass ich draußen bin und teilte meinem Sohn mit, dass er kommen soll. Als wir uns trafen, umarmten wir uns. (wird emotional)
Sie haben die Gefängnisjahre paradoxerweise auch für positive Dinge „genutzt”. Soweit ich weiß, hatten Sie die Möglichkeit sich zu bilden, z.B. haben Sie Sprachen gelernt und auch gearbeitet. Was konnten Sie dort an Wissen erlangen oder für Ihre persönliche Entwicklung gewinnen?
Seelisch war es sehr schwer am Anfang, da ich auf der Grundlage einer völlig künstlich erstellten Situation im Gefängnis war, zu Unrecht verurteilt. Darüber hinaus musste ich eines der Protokolle ungelesen unterschreiben. Es war schwer, aber ich muss sagen, dass man das Gefängnis nicht ernst nehmen durfte, so merkwürdig sich das auch anhört.
Wenn der Mensch in eine schwierige Situation gerät, so schwer wie noch nie zuvor, und für mich war das Gefängnis ein solcher Ort, dann verliert man all seinen „Glanz”. Wenn es für diesen „glanzlosen” Menschen nichts mehr gibt, dann bleibt nichts mehr. Wenn es nach der Abbröckelung noch DEN Menschen gibt, dann kann er nur für sich entscheiden, dass er gut aus der Situation herauskommen möchte.
Angesichts der damaligen Prozesse (z.B. Rajk Prozess) zählte ich darauf, obwohl ich lebenslang bekommen hatte, dass sie mich vielleicht nach ein paar Jahren freilassen. 1959 gab es eine vorläufige Amnestie, aber da wurden eher prominentere Personen, die in der Partei eine Funktion hatten, freigelassen.
Die Tage im Gefängnis waren lang, man musste bewusst darauf achten, dass man sie sinnvoll ausfüllt. Da ich seit meinem 16. Lebensjahr fliege, bin ich daran gewöhnt, in unerwarteten Situationen, in denen man keine Zeit hat, das Handbuch herauszuholen, um nachzusehen, was man tun muss, schnell zu reagieren. Diese Denkweise musste ich hervorrufen. Ich musste die Sache so ertragen, dass sie keine bleibenden Spuren im Menschen hinterlassen. Das war natürlich schwer. So schwer, dass ich mich später der transzendentalen Meditation zuwandte. Das hat allerdings viel geholfen.
Der schlimmste Gedanke war vielleicht der, dass ich nicht rausgehen konnte. Sie schließen hinter mir die Tür und ich kann nichts dagegen tun
Was hatte ich für Möglichkeiten? Während des Tages arbeiteten wir, nachmittags waren wir in der Zelle. Als ich in dem Übersetzungsbüro arbeitete, konnte ich um Sprachbücher bitten, ich konnte meine Fremdsprachenkenntnisse verfeinern. Bevor ich arbeiten durfte, war ich mit 2 Leuten in einer Zelle, einem Raum 2*4 Meter groß. Einer von beiden war ein Orientalist, ihm wurde Untreue vorgeworfen, der andere war ein Zigeuner. Nach dem Krieg hatten die Zigeuner in Szabolcs einen Lehrer gegessen und als Jugendlicher war er irgendwie in diese Bande involviert. Dieser Zigeunerjunge kannte die zigeunischen Kasten und ihre Gebräuche, ganz bis zu ihren indischen Wurzeln, über die er sehr viel erzählte. Der Orientalist war sehr interessiert. Ich habe ihnen zugehört, wenn sie miteinander gesprochen haben und ich habe auch viel aus diesen Gesprächen gelernt.
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Ich nehme an, dass Sie sich nach Ihrer Freilassung auch nicht leicht zurechtfinden konnten, da die 56er nicht mit offenen Armen empfangen wurden. Inwieweit war die ÁVH hinter Ihnen oder gar Ihrer Familie hinterher?
Es war nicht einfach, auch nach meiner Freilassung nicht, ich konnte mich nirgendwo richtig niederlassen. Ich hatte Glück, dass viele meiner ehemaligen Klassenkameraden bei der „Ikarusz“ Busfabrik arbeiteten. Denn es gab Busse, deren Karosserien von Luftfahrtingenieuren entworfen wurden. Von hier aus kam ich nach Százhalombatta, wo ich als Investitionsingenieur eingestellt wurde. Bei beiden Arbeitsstellen hatte ich nette Kollegen. Ich musste mich natürlich nach „hinten” umschauen, nach rechts und links musste ich Ausschau halten. Ich musste so arbeiten, dass ich keine Angriffsfläche bot.
Es gab eine Gehaltsklasse, in die man eingestuft wurde. Mir wurde bald klar, dass es nicht an meiner Arbeit liegen würde, ob ich eine Lohnerhöhung erhalten würde. Meine Bezahlung lag in der Lagerfabrik noch lange Zeit unter 2000 Ft. 1968 kam ich dorthin und 12 Jahre durfte ich nicht gehen, sie haben es nicht erlaubt.
Es gibt einen weiteren sehr spannenden Bereich in Ihrem Leben. Die Systemtheorie. Zahlreiche Bücher und Publikationen sind von Ihnen erschienen und Sie haben auch Vorträge zu diesem Thema gehalten. Entstand dieser Berufsweg, weil Ihre Arbeit als Luftfahrtingenieur oder das Fliegen durch die Ereignisse von ´56 unmöglich gemacht wurden?
Mit der Systemtheorie habe ich mich schon im Gefängnis beschäftigt. Als ich aus Vác aus dem Übersetzungsbüro nach Kőbánya kam, war ich der Leiter einer Redaktion. Wir haben aus Fachzeitschriften gearbeitet. Damals war die Netzplantechnik auch schon in Amerika bekannt, ab Ende der 50er Jahre hat man sie verwendet. Bei uns wurde sie allerdings erst Anfang der 60er etabliert. Nach meiner Freilassung besuchte ich eine Vorlesung zum Thema Netzplantechnik in Százhalombatta.
Diese Kenntnisse habe ich im Bereich Investition und Instandhaltung eingesetzt. Damals nannten wir es noch nicht Systemtheorie, aber später stellte sich heraus, dass es das war, womit wir begonnen hatten.
Als technischer Investitioinsinspektor war es meine Aufgabe, Verträge mit Auftragnehmern abzuschließen. Ich war unter anderem für die Verbindung der Vertragsprozessteile vom Anfang bis zum Ende zuständig. Dazu braucht man nicht unbedingt jemanden, der in diesem Beruf tätig ist, sondern jemanden, der das System durchschaut und verarbeitet.
Springen wir in der Zeit noch einmal zurück bis zum Regimewechsel. Nach 1990 wurden Sie Adjutant des Präsidenten der Republik, Árpád Göncz. Was zählte zu Ihren Aufgaben?
Zur Zeit des Regimewechsels kam ich zum Teil durch Bekannte zum Staatspräsidenten. Mit Árpád Göncz habe ich schon im Übersetzungsbüro im Gefängnis zusammengearbeitet. Wir waren viele, ungefähr 40 Leute. 2 von uns hat er nach dem Regimewechsel gesucht, außer mir noch einen Offizier aus der Ludovika-Offiziersakademie, der nach 56 ebenfalls eine Haftstrafe verbüßte, er war ehemaliger Generaloberst, Laci Zólyomi. Er wusste, dass auch ich Soldat war und mich mit Luftfahrt beschäftigt habe. Er kam zu uns, weil die Position eines Flügeladjutanten auch eine Vertrauenssache ist. Es sind die Personen innerhalb des Militärbüros, die die von ihm vertretene Funktion ausüben können, die sie in die Praxis umsetzen können. Das Militärbüro wurde mit fünf Personen besetzt. Diese gemeinsame Arbeit dauerte während der ersten Amtszeit von Árpád Göncz. Es handelte sich um ein staatliches offizielles Amt, denn nach der neuen Verfassung (1990) war der Staatspräsident auch Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Diese Funktion muss auch in Friedenszeiten wahrgenommen werden und wir haben diese fachliche, nicht politische Arbeit unterstützt.
Wie gedenken Sie der Ereignisse von 1956 am 23. Oktober? Gibt es ein vorherrschendes Gefühl, das diesen Tag bestimmt?
Ich engagiere mich seitdem auch mit gesellschaftlichen Tätigkeiten. Anlässlich des 60. Jahrestages wurde ein „Rat für das Erbe der 56er Nationalgarde” gegründet, auf Initiative und Wunsch von Béla Király übernahm ich 2008 das Amt. Wegen der Epidemie konnten wir leider noch nicht wirklich zusammenkommen. Davor haben wir jährliche akademische Konferenzen über die Geschichte der Nationalgarde abgehalten. Dazu haben wir auch ein Buch veröffentlicht. Wir arbeiten mit den verbleibenden Mitgliedern noch daran, ehemalige zertifizierte Nationalgardisten ausfindig zu machen und fertigen auch das 56er Abzeichen neu für sie an. Wir haben zwar ein Register, aber ich kann nicht sagen, wie viele von uns noch leben. Sicher ist, dass es damals Hunderte von uns gab. Darüber hinaus haben wir vor 30 Jahren eine nationale ungarische Luftfahrt-Stiftung gegründet. Die „Goldtimer Stiftung” bewahrt die ungarische Geschichte der Luftfahrt, denn bis dahin hatte sich niemand darum gekümmert, sie nicht aufgearbeitet, nicht organisiert.
Welches Gefühl vorherrscht? Es tun mir diejenigen leid, die am Aufbau des Systems beteiligt waren. Es war keine Pflicht mitzumachen, z.B. einen Job als Spitzel. Ich weiß natürlich, dass es nicht leicht war „nein“ zu sagen, aber es war auch kein „muss“. Ich hege keinen Hass. Warum sollte es gut für mich sein, wenn ein anderer für meine 30 Jahre bestraft wird?
Ich weiß, dass der Richter, der mich später verurteilt hat, verrückt geworden ist. Zum Schluss siegt die Wahrheit doch immer irgendwie.
(Interview geführt von Zsófia Nagy-Vargha, übersetzt von Katharina Haffner, Fotos: Tamás Lénárd)