MCC Brüssel verspricht „ein neues Forum für die europäische Debatte zu werden und die Diskussion über die großen Themen, mit denen der Kontinent konfrontiert ist, aufzurütteln“.Weiterlesen
1. MCC eröffnet eine konservative Denkfabrik im institutionellen Herzen der Europäischen Union, dem Epizentrum der politischen Bürokratie, die gegensätzlich zur Denk- und Lebensweise ist, die die Ungarn beibehalten wollen. Bringen Sie den Kampf in das Allerheiligste Ihres Gegners?
Ja, sowas in der Art. Ich halte es für sehr wichtig, dass das Monopol der EU-Oligarchie darüber, was gesagt werden darf und was nicht, in Frage gestellt wird. Es ist wichtig, dass wir eine Gegennarrative zu dem bieten, was die EU projeziert, nicht nur über Ungarn, sondern jeden Wert oder jede Tradition, die mit dem Erbe der europäischen Zivilisation verbunden wird. Wir müssen verhindern, dass die EU diese Ideen und Ungarn unter Quarantäne setzt, indem sie sagt, dass diese inakzeptabel sind und diese Stimmen nicht gehört werden dürfen. Wir sind nicht hier, um lediglich zu kritisieren, was jemand macht, sondern haben stattdessen unsere eigene unabhängige Arbeitsweise. Aus diesem Grund war ich sehr aufgeregt, diese Arbeit anzunehmen, weil wir nicht nur dann reagieren werden, wenn Ungarn angegriffen wird, indem wir sagen „nein-nein, das ist nicht wahr”. Wir werden die Initiative ergreifen, um die andere Seite dazu zu bewegen, auf uns zu reagieren. Wir versuchen, unsere eigene intellektuelle Orientation beizubehalten. Daher beschäftigen wir nicht nur Ungarn oder mit Ungarn verbundene Menschen, sondern auch Deutsche, Spanier und andere, damit wir eine breite europäische Repräsentation haben.
2. Wen wünschen Sie sich als Hauptpublikum in Brüssel oder, um es anders zu sagen, wen möchten Sie dort intellektuell beeinflussen?
In erster Linie müssen wir eine Beziehung zu den Medien aufbauen, die uns derzeit ziemlich feindlich gesinnt sind. Durch die Medien und ihre Reaktion auf uns werden viele Menschen von uns erfahren. Nicht nur in Belgien, sondern ganz allgemein in Europa. Wir haben eine sehr klare Medienstrategie, die recht gut funktioniert. Sie sind auf uns aufmerksam geworden, sie haben über uns geschrieben. Einiges von dem, was sie über uns geschrieben haben, war ziemlich gut, es war nicht so schrecklich, wie man erwarten würde.
Hat man eine Medienstrategie, so macht man zwei Dinge: zum einen vermittelt man seine Botschaft an ein breiteres Publikum, aber in gewisser Weise übt man auch Druck auf die EU-Bürokratie aus. Sie wissen, dass sie nicht länger das Monopol auf das haben, was gesagt wird, denn es gibt auch eine andere Sichtweise, die artikuliert wird.
Somit ist das Zielpublikum sowohl die Medien, als auch die Menschen hier in Belgien.
Wir versuchen, ein Material von höherem intellektuellen Wert zu produzieren, das von anderen Menschen in anderen Teilen Europas aufgegriffen werden könnte. Aus dieser Sicht ist es ein sehr ehrgeiziges Projekt.
Dies ist keine normale Denkfabrik. Wir bringen Wissenschaftler und Professoren dazu, seriöse Forschung zu betreiben, die einen intellektuellen Schwerpunkt setzen könnte, der im Moment wirklich fehlt. Die Thinktanks in Brüssel scheinen eingeschlafen zu sein und leisten nur noch selten ernsthafte Arbeit. Ich glaube, sie haben das aufgegeben. Es ist also an der Zeit, dass wir eine besonders solide konservative Projektion der intellektuellen Werte bekommen, die auf solider Forschung beruht.
Dies ist unsere kurzfristige Strategie, aber wir haben auch eine auf lange Sicht. Wenn die erste funktioniert, haben wir die Möglichkeit, Druck auf die politischen Entscheidungsträger auszuüben, aber das können wir nicht direkt tun, weil wir wahrscheinlich auf Feindseligkeit stoßen werden. Die Strategie besteht also darin, sie zu überlisten, und das kann man tun, indem man sich mit den Medien trifft, aber auch Themen aufgreift, die sie nicht anfassen wollen. Sie denken, wenn man Ungar ist, interessiert man sich nur für das Thema illegale Migration. Aber wir werden Konferenzen zu Themen wie dem Sinn und Zweck von Museen veranstalten. Oder warum es mit der Bildung in Europa bergab geht. Wir beschäftigen uns viel mit kulturellen, bildungspolitischen und geopolitischen Themen, weil es hier eine echte Lücke gibt.
3. Glauben Sie, dass das MCC in Brüssel eine Chance hat, der allgegenwärtigen Hungarophobie des liberalen Westens ein schlagkräftiges Gegenargument entgegenzusetzen, oder könnte dies dazu führen, dass sie sich noch mehr gegen uns auflehnen?
Ich denke nicht, dass man sie noch weiter gegen uns auflehnen kann, ich denke wir haben das Limit erreicht. Ich bin jedoch relativ optimistisch. Wenn wir nicht die Haltung der Besiegten aufnehmen, sondern stattdessen nach Möglichkeiten suchen, wenn wir nicht die Rollen spielen, die uns zugewiesen werden, dann glaube ich, dass es einen echten Appetit auf die Art von Geschichten und die Recherche gibt, die wir produzieren. Am Dienstag findet unsere erste Eröffnungskonferenz statt und es werden Leute sprechen, die normalerweise nicht auf einer traditionellen konservativen Plattform sprechen.
Aber wir versuchen ein Zuhause für Dissidenten zu schaffen, die wissen, dass man den Kulturkämpfen widerstehen muss und die bereit sind, ihren Horizont zu öffnen.
Es spielt keine Rolle, woher sie kommen, solange wir in Fragen wie der Souveränität auf derselben Seite stehen.
4. Der Multikulturalismus, den der ehemalige Präsident der Kommission für Rassengleichheit, Sir Trevor Phillips, in der Vergangenheit als „Schwindelgeschäft“ und gescheiterte Utopie bezeichnet hat, ist heute zur festen Alltagsrealität der westeuropäischen Gemeinschaften geworden. Glauben Sie, dass die moralischen Grundsätze und die Logik einer ethnisch, kulturell und historisch homogenen Gesellschaft wie der ungarischen in diesem neuen Europa noch Bestand haben können?
Ja, es kommt darauf an, was man dem einen und dem anderen entgegensetzt. Das Wichtigste ist, dass wir uns zunächst einmal ansehen, wie sich die EU-Politik zum Multikulturalismus auf die Gemeinschaften ausgewirkt hat. Schauen wir uns die Beweise an und stellen Nachforschungen an. Dann würden wir nicht einfach nur aus dem Nähkästchen plaudern. Zweitens wollen wir die Frage stellen: Ist der Multikulturalismus, so wie er dargestellt wird, in der Lage, Solidarität zu erzeugen, Gemeinschaften aufzubauen und ein Gefühl des Zusammenhalts zu schaffen, oder ist er das Gegenteil. Ich möchte unter anderem darauf hinweisen, dass das eigentliche Problem nicht darin besteht, dass es unterschiedliche Völker gibt, sondern dass die Ideologie des Multikulturalismus die Menschen davon abhält, sich zu assimilieren. Wir müssen darauf hinweisen, dass die Ghettoisierung ein Universum schafft, in dem die Menschen nicht miteinander reden und es keine Berührungspunkte gibt. Unter diesen Bedingungen kommt es zu einer Implosion, zu einer zersetzenden Wirkung auf die Funktionsweise der Gesellschaft.
5. Vor einigen Jahren war die Frage, ob „Multikulturalismus oder nicht“ eine akademische Frage, heute ist dies eine Tatsache, das intellektuelle Umfeld, in dem wir arbeiten müssen. Wenn Sie sich auf eine Mission in Westeuropa begeben, dann gibt es unter konservativen Denkern eine gewisse Skepsis, ob die neu angekommenen Gemeinschaften Argumente verstehen, die sich auf Kontinuität, auf Werte der Vergangenheit beziehen. Was gibt Ihnen Hoffnung, dass konservative Postulate noch Resonanz finden können?
Das, was Sie gerade gesagt haben, kann man auch auf viele andere Dinge anwenden. Die Dinge sind mit der Zunahme des Transgenderismus sehr weit gegangen, die Dinge sind mit dem starken antipatriotischen Ethos wirklich weit gegangen. Es gibt eine kulturelle Einstellung, die dem, was wir sagen, sehr feindlich gegenübersteht. Gleichzeitig gibt es viele Menschen, denen vieles davon unangenehm ist und die das Gefühl haben, dass sie diese Art von Ansichten nicht äußern können, weil man auf sie herabschaut und sie ausgrenzt oder in Quarantäne steckt.
Man wird diejenigen, die dogmatisch multikulturell sind, niemals überzeugen können. Aber was wir hier im MCC Brüssel zumindest tun können, ist, den Menschen, die Angst haben, den Mund aufzumachen oder sich selbst zu zensieren, eine Stimme zu geben und sie zu ermutigen, ihren Überzeugungen zu folgen und aufzustehen, ihren Nachbarn, den Menschen, den Politikern zu sagen, dass es unerträglich ist, unter solchen Umständen zu leben.
Ich wüsste nicht, warum das nicht möglich sein sollte. Es wird Zeit brauchen, aber zumindest können wir einen Kern an Menschen zusammenbringen, die sich für das öffentliche Leben interessieren, die nicht nur das Problem fühlen, sondern auch im Stande sind, es intellektuell zu bekämpfen.
6. Die Eliten der EU zeigen große Akzeptanz gegenüber neu angesiedelten Kulturen, die oft eine offen feindselige Haltung gegenüber europäischen Grundwerten an den Tag legen. Doch dieselben Meinungsmacher lehnen jegliche Grundsätze des ungarischen Nationalkonservatismus ab, der in Europa beheimatet ist. Warum diese ablehnende Haltung gegenüber einer alten europäischen Denkschule?
Ich denke, viele Menschen verstehen nicht, dass der Hauptantrieb des Kulturkampfes ein echter Hass auf die Vergangenheit ist. Ich nenne es einen Krieg gegen die Vergangenheit, bei dem man essentiell versucht, Europa von seinem Erbe zu lösen. Es begann mit einigen, die sagten, dass dies veraltete, nicht länger relevante Ideen seien. Dann sagten sie, oh, sie seien nicht einfach nur veraltet, sie seien überholt. Schließlich sagten sie, diese Ideen sogar gefährlich seien. Also sagen sie uns, wir sollen uns von allem lösen, was Teil unserer Tradition als Europäer ist.
Sie ermutigen Menschen, sich für ihre Herkunft zu schämen. Sie mögen die Art von radikalen muslimischen Gruppen, die in Paris oder Brüssel operieren, nicht besonders mögen, aber ihre Priorität ist nicht der Kampf gegen die Vergangenheit dieser Leute, sondern gegen ihre eigene. Das ist der Grund für diese seltsame Doppelmoral.
7. Die Mission der Freunde von Ungarn Stiftung, die unser Nachrichtenportal betreibt, ist es, Ungarns Freunde und Alliierte in der Welt zu finden. Wird dieses Bestreben Teil der Missionserklärung des MCC in Brüssel sein?
Ich denke, das ist sehr wichtig. Für Ungarn ist es sehr wichtig, Menschen um sich zu haben, die bereit sind, sich mit dem, was Ungarn tut, solidarisch zu zeigen, uns zu unterstützen und echte Freundschaft anzubieten. Aber es geht uns nicht nur darum, Freunde und Verbündete in Ungarn zu finden. Wir versuchen, ein Netzwerk von Menschen aus verschiedenen Ländern aufzubauen, die wissen, dass sie sich auf unsere Hilfe ebenso verlassen können wie wir uns auf ihre Hilfe für uns verlassen müssen. Wir müssen also eine neue Kohorte von Intellektuellen aus verschiedenen Gesellschaften um uns scharen, die verstehen, dass sie zwar unterschiedliche nationale Anliegen haben, dass wir aber, wenn es hart auf hart kommt, im selben Schützengraben gegen die andere Seite kämpfen.
8. Haben Sie eine echte Hoffnung, dass Sie das Blatt wenden können? Glauben Sie, dass Sie ein Gegenargument vorbringen können, das zu einer wirklichen Änderung der Einstellung zu unserem Land und zu den moralischen und ethischen Haltungen, die wir vertreten, führen kann?
Ich denke, wir können einen ernsthaften Beitrag leisten, der unsere Sache voranbringt. Ob wir uns durchsetzen werden oder nicht, hängt von vielen anderen Dingen ab. Ich war nicht auf der Suche nach einem Job hier, aber ich hatte das Gefühl, dass es sehr wichtig ist, ihre Kulturkriege auf ihrem eigenen Boden zu führen, und zwar auf intelligente Weise. Wir müssen uns eingehend damit befassen und nicht nur reagieren, sondern unseren eigenen Standpunkt darlegen. Ich bin ziemlich optimistisch, dass wir einen bedeutenden Unterschied machen können. Beobachten Sie diesen Raum! In einem Jahr werden Sie wissen, ob wir etwas erreicht haben oder ob ich und meine Kollegen die Situation falsch eingeschätzt haben. Aber ich glaube nicht, dass das passieren wird.
Via: Hungary Today ; Titelbild: Gyurkovits Tamás/MCC