Das eigentliche politische Ziel besteht darin, der Regierung Meloni zu schaden, erklärte Enikő Győri MdEP in Straßburg.Weiterlesen
Ilaria Salis, eine in Ungarn inhaftierte Antifa-Aktivistin und Kandidatin der italienischen Linksextremen für die Wahlen zum Europäischen Parlament, würdigte am Donnerstag anlässlich des italienischen Nationalfeiertags zum Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs den Kampf der Partisanen gegen den Nazifaschismus.
Ilaria Salis‘ Zeilen wurden von ihrem Vater bei einem Marsch des Nationalen Verbands der italienischen Partisanen (ANPI) in Rom verlesen. Die Teilnehmer des Gedenkmarsches skandierten wiederholt „Ilaria libera!“ (Freiheit für Ilaria). Den Brief, den sie in ihrer Zelle in Ungarn geschrieben hatte, schickte Ilaria Salis an die italienische Presse.
„In meinem Land erinnern wir uns (auch) an das Ende des Zweiten Weltkriegs und den Sturz der Nazifaschisten, dank des mutigen Kampfes der Partisanen und Partisaninnen.
Von meiner grauen Zelle aus wünsche ich mir von ganzem Herzen, dass mein Land seiner eigenen Geschichte würdig ist.
Möge es sich heute, wie in der Vergangenheit, gegen die Ungerechtigkeiten in der Welt behaupten und seinen Platz auf der richtigen Seite der Geschichte einnehmen. Alles Gute zum 25. April“, heißt es in Salis‘ Brief.
Der 25. April ist in Italien ein Staatsfeiertag: Es ist der Jahrestag der Befreiung des Landes vom Faschismus während des Zweiten Weltkriegs („Festa della Liberazione“).
Ilaria Salis wurde im Februar letzten Jahres von den ungarischen Behörden verhaftet. Der Prozess gegen die 40-jährige Antifa-Aktivistin, der unter anderem vorgeworfen wird, in Budapest Passanten angegriffen zu haben, hat Anfang des Jahres begonnen.
Am 18. April gab die rot-grüne Allianz (Alleanza Verdi e Sinistra, AVS) bekannt, dass sie als Listenführerin für die Wahlen zum Europäischen Parlament in einem der regionalen Wahlkreise Italiens für das linksextreme Parteienbündnis kandidieren wird. Roberto Salis kommentierte die Nominierung am Donnerstag mit den Worten, man sei noch dabei, die Modalitäten der Nominierung zu besprechen, da „Ilarias Situation sich von der aller anderen Kandidaten in Europa unterscheidet“.
Ilaria ist die Verkörperung des heutigen Antifaschismus“,
so der Vater.
La sinistra italiana strumentalizza il caso per attaccare il governo #Meloni. Ma noi non cadiamo nella loro trappola: giustizia e politica non si mescolano in Ungheria. Il governo italiano rispetta l’indipendenza della magistratura ungherese.
— Enikő Győri (@GyoriEniko) April 24, 2024
Die Zeitung Corriere della Sera zitierte die Fidesz-Europaabgeordnete und ehemalige Botschafterin Ungarns in Rom, Enikő Győri, mit den Worten, Ilaria Salis sei nicht die erste Abgeordnete, die „einer Straftat beschuldigt“ werde. Enikő Győri sagte, dass die italienische Linke das Gerichtsverfahren als Instrument für ihre eigenen politischen Ziele benutze, insbesondere um Premierministerin Giorgia Meloni anzugreifen.
Wir haben eine Trennung zwischen Politik und Justiz, und ich sehe, dass dies die Position der italienischen Regierung ist“,
sagte sie.
Achtzig Jahre nach dem Krieg ist die Anzahl noch lebender Partisanen sehr überschaubar, was den in ihren Namen auftretenden Verband nicht daran hindert, das Erbe des tatsächlichen antifaschistischen Kampfes für sich zu beanspruchen und dieses als moralische Legitimation für parteipolitischen Druck zu instrumentalisieren. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es ein stetiges Wachstum der Anzahl derer, die gegen Faschismus und Nationalsozialismus gekämpft haben wollen, frei nach dem Motto: „Wenige gab es, viele sind geworden“. Nicht nur der Gründungsmythos der Italienischen Republik trug zu dieser „wunderbaren Vermehrung“ bei, sondern auch handfeste Vorteile: Mit einem Partisanenausweis ließ sich in Nachkriegsitalien leichter Karriere machen und auch die Aussicht auf eine großzügige Partisanenrente war für viele – zumindest im Nachhinein – ein unschlagbares Argument für die Richtigkeit des antifaschistischen Kampfes. Dass heutige „Partisanen“ eine mutmaßliche Straftäterin zur Galionsfigur des italienischen Kampfes „gegen die Ungerechtigkeiten in der Welt“ (Ilaria Salis im Wortlaut) machen, ist ein Armutszeugnis für einen Verband, der sich seit längerer Zeit mit fremden Federn schmückt und in der Tagespolitik bar jeder demokratischen Legitimation kräftig mitmischt.
Via MTI Beitragsbild: Associazione Nazionale Partigiani d’Italia – ANPI