Der Jesuitenpriester Ferenc Jálics, Autor von Büchern über christliche Spiritualität und Gründer der „Schule“ des kontemplativen Gebets, starb am Samstag im Alter von 94 Jahren in Budapest, teilte der ungarische Jesuitenorden auf ihrer Website mit.
Ferenc Jálics wurde 1927 in Budapest geboren. Nach dem Besuch der Militärschule in Kőszeg wurde er gegen Ende des Zweiten Weltkriegs nach Nürnberg geschickt.
Zu seinen Aufgaben zählten auch Rettungsarbeiten nach Bombenangriffen in Nürnberg. Bei einem Angriff litt er Todesangst angesichts der offensichtlichen Ohnmacht in einem Schutzkeller, wobei er -nach eigenen angaben- eine tiefe Gotteserfahrung erlebte.
Was ich dort gesehen habe, hat mein Leben ziemlich verändert, weil mir klar wurde, dass das Leben eine tiefere Bedeutung hat, die unabhängig vom Tod ist. Dies wurde dann zum Maßstab für alles. Dies ist der Kompass meines Lebens geworden
so der Priester.
Er kehrte 1946 nach Ungarn zurück, wo er sich dem Jesuitenorden anschloss. Aufgrund der kommunistischen Diktatur musste er zwei Jahre später zusammen mit vielen anderen jungen Jesuiten das Land verlassen und zunächst in Deutschland studieren, bevor er an der Katholischen Universität Leuven in Belgien Philosophie studierte.
1956 schickte ihn der Orden nach Chile, ein Jahr später nach Argentinien, wo er 1959 zum Priester geweiht wurde. Er wurde Professor für Theologie und geistlicher Leiter junger Jesuiten. Während seiner Sozialarbeit in Argentinien im Jahr 1976 wurde er zusammen mit einem Jesuiten-Begleiter entführt und fünf Monate lang gefangen gehalten. Er wurde in der Gefangenschaft mit verbundenen Augen gefesselt gehalten. Jalics überstand diese Zeit, in der sich Wut, Angst, Depression, Trauer und Hoffnung abwechselten, durch beständiges Jesusgebet, mit dem er verzeihen wollte
In der Gefangenschaft war nicht das körperliche Leiden die größte Bedrängnis, sondern der spirituelle Prozess, der mich dazu brachte, einige der Ereignisse der Vergangenheit zu durchdenken. Die Stille der Meditation führte dann zu einer tiefgreifenden Reinigung, deren Früchte ich seitdem in meinen spirituellen Exzerzitien verwende
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1977 zog er in die USA und ein Jahr später nach Deutschland. 1984 gründete er sein „Exerzitienhaus“ in Gries, das zu einem Wallfahrtsort für Christen wurde, die nach Kontemplation suchten.
Fact
Pater Franz Jálics hatte die Idee, ein Haus ausschließlich für kontemplative Exerzitien aufzubauen. So hat er im August 1984 das Haus von der Erzdiözese Bamberg angemietet, am 1. Dezember 1984 wurde das Haus unter der Trägerschaft der Deutschen Provinz der Jesuiten eröffnet. Die Konzeption hat sich bis heute bewährt: Hausleitung und eine Hausgemeinschaft auf Zeit tragen gemeinsam das Haus und bilden eine geistliche Kerngemeinschaft vor Ort.
Der Charakter von Ferenc Jálics ist auch im Film „Die zwei Päpste“ zu sehen.
Er kehrte erst 2017 nach Ungarn zurück.
(Bild: MTI – Attila Kovács)