Genau an diesem Tag, dem 26. Mai 2006, hielt der ehemalige Ministerpräsident Ferenc Gyurcsány seine skandalöse „Őszöd-Rede“ vor den Mitgliedern der damaligen Regierungspartei MSZP (Sozialisten). Obwohl der Mai-Kongress hinter geschlossenen Türen stattfand, sickerte eine Aufnahme davon im Herbst durch. Dies führte zu heftigen und blutigen Protesten in der Hauptstadt, die von der Polizei brutal „niedergeschlagen“ wurden. Jetzt steht sogar ein Film vor seiner Premiere, nicht nur wegen des Jubiläums, sondern auch wegen den kommenden Wahlen 2022. Der Trailer wurde heute veröffentlicht.
Gyurcsány hat seine Rede in Balatonőszöd bei einem Parteikongress im Mai 2006 hinter verschlossenen Türen gehalten. Er gab zu, dass er den Wählern wissentlich verschwiegen habe, dass seine Regierung nach der Wahl eine strikte Sparpolitik verfolgen würde. Außerdem sprach er darüber, dass er und seine Regierung 4 Jahre lang gelogen und während ihrer Amtszeit keine wesentlichen Maßnahmen ergriffen haben. Er benutzte während des Vortrags profane und vulgäre Ausdrücke, die ins Deutsche kaum übersetzbar sind.
Die meist zitierten Sätze sind:
„Wir haben fast keine Wahl. Wir haben keine, weil wir’s verschissen haben. Nicht ein bißchen, sondern sehr. In Europa hat man so eine Blödheit noch in keinem anderen Land gemacht, wie wir sie begangen haben. Das kann man erklären. Wir haben offenkundig die letzten eineinhalb, zwei Jahre durchgelogen. Es war ganz klar, daß nicht wahr ist, was wir sagen. Daß wir dermaßen jenseits der Möglichkeiten des Landes sind, wie wir es uns nie vorher von der gemeinsamen Regierung der Ungarischen Sozialistischen Partei und den Liberalen vorstellen konnten.“
„Sie können keine signifikante Regierungsmaßnahme nennen, auf die wir stolz sein können, außer dass wir am Ende unsere Regierung aus der Scheiße ziehen konnten. Nichts!“
„Göttliche Vorsehung, die Fülle an Bargeld in der Weltwirtschaft und Hunderte von Tricks, über die Sie offensichtlich nichts wissen müssen, haben uns geholfen, diese Situation zu überleben. „
Starke Massenproteste nach der Veröffentlichung der Rede
Nach der Veröffentlichung der Rede (am 17. September 2006) gingen Tausende zum Parlament und forderten den Rücktritt des Ministerpräsidenten. Die Demonstrationen verwandelten sich in ernsthafte Ausschreitungen, und die Situation in Budapest glich fast einem Bürgerkrieg.
Ein Teil der Demonstranten marschierte dann (Medienberichten zufolge 2000 bis 3000 Menschen) zum Szabadság-Platz weiter, wo das staatliche Fernsehen seinen Sitz hat, wollten ins Gebäude, um ihr Manifest zu verlesen. Der MTV-Vorsitzende Zoltán Rudi weigerte sich jedoch, mit ihnen zu verhandeln, so dass die wachsende Zahl der Demonstranten begann, das Gebäude mit Steinen zu bewerfen, mehrere Autos wurden in Brand gesetzt und das Feuer griff auf das Gebäude über.
Das staatliche Fernsehen unterbrach seine Sendungen von 1.20 bis 5.51 Uhr aufgrund der „Kriegsverhältnisse“. Ferenc Gyurcsány befahl der Polizei, mit allen verfügbaren Mitteln zur Wiederherstellung der Ordnung beizutragen. Die Polizei drang im Morgengrauen ins Gebäude ein und vertrieb alle Demonstranten. Einhunderteinundneunzig Polizeibeamte wurden während der Demonstration auf dem Szabadság tér verletzt, acht der Demonstranten wurden im Laufe der Nacht festgenommen und 37 Personen wurden später angeklagt.
Am 23. Oktober, dem 50. Jahrestag der Revolution von 1956, hielt die damalige Oppositionspartei Fidesz eine Gedenkfeier, wobei sich mehrere Zehntausend auf dem Astoria versammelten. Nach der Feier kamen es zu Unruhen. In vielen Punkten entsprach die „Auflösung der Menschenmengen“ nicht der gesetzlichen Norm und Polizeibeamte, die keine Ausweise trugen, setzten Gummigeschosse ein und verursachten schwere Verletzungen. Viele von ihnen gingen brutal gegen die friedlich gedenkende Menge vor.
Wie spätere Ermittlungen eindeutig ergeben haben, hat die Polizei auch viele unschuldige Menschen, die entführt wurden, geschlagen, gefoltert und gedemütigt.
Während der Demonstrationen wurden 167 Demonstranten und Polizisten verletzt, 33 wurden ins Krankenhaus eingeliefert.
Politische Folgen
Die Unfähigkeit der MSZP, die politischen Auswirkungen der Rede einzudämmen, führte zum Zusammenbruch der Partei und schließlich zu den Zweidrittel-Siegen von Fidesz im Jahr 2010 und bei den darauffolgenden Wahlen. Nicht nur der Inhalt, sondern auch die Profanität der Rede wurden heftig kritisiert. Als Antwort auf die Kritik an der Obszönität erklärte Ferenc Gyurcsány, dass „diese Worte die Worte des Tadels waren, Leidenschaft und Liebe“
Film über die Ereignisse von 2006
Die Ereignisse von 2006 wurden jetzt in einem Spielfilm nachgestellt. Ein Trailer des Films wurde gerade heute, am 26. Mai veröffentlicht. Der erste Trailer zu „ELK*RTUK“, einem Polit-Thriller über das „Leaking“ der Rede und die Ereignisse im Herbst 2006, finden Sie hier:
Der Film wurde von dem regierungsnahen Produzenten Gábor Kálomista gedreht, für insgesamt 800 Millionen Forint. Wann die Premiere stattfindet, ist noch fraglich. Vielleicht wartet man damit noch auf die Wahlen im nächsten Jahr.
(Via: at.regionkosice.com, Magyar Idők, 24.hu, Titelbild: MTI – Zsolt Szigetváry)