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Kulturelle Aneignung in Siebenbürgen: Modehaus reißt sich ungarische Muster unter den Nagel

MTI - Ungarn Heute 2024.09.27.

„Geschriebene“ Stickerei (írásos varrottas) von Ungarisch-Klosterdorf (Magyargyerőmonostor, Mănăstireni)

Lokale Vertreter, Forscher und Förderer des materiellen und kulturellen Erbes des Kaloter Winkels (Kalotaszeg, Țara Călatei) protestieren in einem offenen Brief gegen die Enteignung eines Musters der ungarischen Volksstickerei aus der ethnografischen Landschaft westlich von Klausenburg (Kolozsvár, Cluj), nachdem das Modehaus Mango dieses Muster in seiner neuen Kollektion verwendet hat, ohne dessen Herkunft anzugeben.

Der offene Brief wurde am Donnerstag von der in Bukarest ansässigen Vereinigung La blouse roumaine IA auf ihrer Social-Media-Seite veröffentlicht. Die NGO setzt sich nicht nur für das bestickte Hemd der rumänischen Volkstracht ein, sondern hat sich auch wiederholt gegen die nicht gekennzeichnete Verwendung von Motiven der rumänischen Volkstracht ausgesprochen. Vor einigen Tagen machte sie darauf aufmerksam, dass eine der bestickten Jacken in der neuen Kollektion des Modehauses Mango ein Muster der Volksstickerei aus dem Kaloter Winkel aufweist.

Das Protestschreiben, welches auf Englisch, Rumänisch und Ungarisch veröffentlicht wurde, wurde von mehreren ungarischen, rumänischen und ausländischen Experten auf dem Gebiet der Volkskunst vom Kaloter Winkel unterzeichnet – Volkskünstler, Ethnographen, Kunsthistoriker, Designer, mehrere Mitglieder des Kulturvereins Bokréta und einheimische Frauen, die die Tradition der Stickerei pflegen.

Sie erklären, dass sie die Praktiken des Fast-Fashion-Ladens Mango inakzeptabel finden.

Fact

Die ethnografische Landschaft Kaloter Winkel umfasst etwa 40 Ortschaften in den Landkreisen Klausenburg und Zillenmarkt (Szilágy, Sălaj). Ihr reiches kulturelles Erbe ist hauptsächlich von Ungarn und Rumänen geprägt, wobei beide ethnische Gruppen ihre eigenen Trachten und Bauarten haben.

Grafik: Wikipedia

Die Unterzeichner weisen darauf hin, dass die Muster zu den bekanntesten und am weitesten verbreiteten ungarischen Volksstickereien gehören, deren Geschichte und Ornamente Hunderte von Jahren zurückreichen, und dass Stücke aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Museen aufbewahrt werden.

Sie haben einen hohen Wiedererkennungswert, werden vor allem zur Verzierung von Heimtextilien verwendet und sind auch auf einigen Trachten zu finden. Das einzigartige Mustergut verfügt über eine reiche englischsprachige Fachliteratur, die auch unbefugten Nutzern zugänglich sein dürfte.

Wir, die Mitglieder der Gemeinschaft des Kaloter Winkels und Forscher der Landschaft, lehnen diese Art der eigennützigen Aneignung der Stickerei ab, die ihre Geschichte ignoriert, ihre Herkunft nicht angibt und jahrhundertealtes Wissen außer Acht lässt“,

heißt es in dem offenen Brief. Nach Ansicht der Unterzeichner ist es zu begrüßen, dass die Werte der ethnografischen Landschaft im Ausland anerkannt werden, aber sie halten die Verwendung des Musters nur dann für akzeptabel, wenn die Gemeinschaft als seine Schöpferin genannt wird.

„Daher bitten wir darum, dass jede kommerzielle Nutzung oder Veränderung eines Elements der traditionellen Stickerei oder Tracht nur nach Rücksprache mit der Gemeinschaft und mit Respekt vor der Authentizität und Integrität der verwendeten Motive, die Teil des kulturellen Erbes des Kaloter Winkels sind, erfolgen sollte“, betonen sie. Die politischen Entscheidungsträger in Rumänien und im Ausland werden aufgerufen, Maßnahmen zum Schutz des kulturellen Erbes zu ergreifen.

Reformierte Kirche von Heynod (Bánffyhunyad, Huedin). Foto: RMDSZ Bánffyhunyad Facebook

Es ist nicht das erste Mal, dass man sich in Rumänien über unethische Praktiken internationaler Modemarken empört, die folkloristische Werte vereinnahmen.

Im Juni beschwerte sich die Vereinigung La blouse roumaine IA darüber, dass Louis Vuitton ein Muster eines rumänischen Frauenhemdes aus dem Hermannstädter Randgebiet (Szeben-Hegyalja, Mărginimea Sibiului) ohne Herkunftsangabe kopiert hatte. Im Jahr 2017 kopierte das Modehaus Dior ohne Herkunftsangabe ein Muster des Herrenpelzmantels der rumänischen Volkstracht von Belényes (Beiuș, Landkreis Bihar/Bihor).

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Via MTI Beitragsbild: Wikipedia