Während letztes Jahr noch 58 Prozent der Tschechen Vertrauen in die EU hatten, betrug dieser Anteil diesen Frühling nur noch 46 Prozent.Weiterlesen
Die neue Botschafterin der Tschechischen Republik in Ungarn bereitet sich darauf vor, LGBTQ-Anliegen zu unterstützen, sobald sie ihr Amt angetreten hat, erklärte die Diplomatin dem Nachrichtenportal Seznam. Eva Dvořáková wird in Kürze von Prag nach Ungarn reisen, um Tibor Bial (ANO) abzulösen.
„Wir Tschechen gehören zu den Nationen, denen die Ungarn gerne zuhören. Wir wissen, wie wir miteinander kommunizieren können“, sagte sie. Gleichzeitig will sie die Beziehungen zur lokalen Zivilgesellschaft stärken und beispielsweise auch LGBT-Personen unterstützen, die ihrer Meinung nach von der regierenden Fidesz-Partei und Ministerpräsident Viktor Orbán unter Druck gesetzt werden. „Aber ich will nicht den Weg des Anprangerns gehen“, so die neue Botschafterin.
Ich gehe nach Ungarn in dem Bewusstsein, dass es noch (Kursivschrift Anm. der Red.) unser Partner in der EU und der NATO ist. Und wenn wir wollen, dass diese beiden Flaggschiff-Organisationen funktionieren, müssen wir weiterhin mit Ungarn kommunizieren, Kontakte pflegen und mit Ungarn über alles reden, was uns wichtig ist, erläuterte Dvořáková.
Auf die jüngste Äußerung von Ministerpräsident Orbán, die Tschechische Republik habe sich in der Migrationspolitik den Euroföderalisten angeschlossen, antwortete die Diplomatin, sie schließe sich dem an, was der stellvertretende Ministerpräsident, Vít Rakušan, geschrieben habe, nämlich dass eine solche Etikettierung nichts Positives bringe.
Ungarn verlangt immer, dass man es respektiert, wenn es seine eigenen Interessen verteidigt, also gehe ich davon aus, dass man uns im Gegenzug respektiert, wenn wir unsere Interessen verteidigen, die sich manchmal von ihren unterscheiden können,
fügte sie hinzu.
Die Tschechen sind eine der Nationen, denen die Ungarn bereitwillig zuhören, und wir wissen, wie wir miteinander kommunizieren können, so Dvořáková. „Ich werde nicht vor Themen zurückschrecken, die für uns wichtig sind, wie die LGBT-Gemeinschaft und die Unterstützung ihrer Rechte. Diese sind universell und gehen über die Grenzen hinaus. Die tschechische Botschaft in Budapest hat sich in diesem Jahr bereits den Erklärungen der ausländischen Botschaften zu LGBT-Menschen angeschlossen. Von den EU-Ländern haben alle Botschaften mit Ausnahme von Polen diese Erklärung unterzeichnet.
Auf die erstaunliche Frage des Journalisten, ob sie in ihrer Rolle als Botschafterin die politische Opposition in Ungarn unterstützen solle, meinte Dvořáková, ihre Aufgabe werde es sein, mit allen in Ungarn zu sprechen – mit Regierungskreisen, mit Fidesz-Mitgliedern und mit der Opposition. „Ich beabsichtige, mit einem möglichst breiten Segment der ungarischen Gesellschaft zu kommunizieren“, erklärte die neue Botschafterin.
Auf die Frage nach dem Kernkraftwerk Paks II, das von der russischen Rosatom gebaut wird, und der Beteiligung tschechischer Unternehmen daran, verwies Dvořáková darauf, dass
viele tschechische Unternehmen am Bau der Kernkraftwerksblöcke von Paks I mitgewirkt haben, deren Laufzeit verlängert werden soll. Was Paks II betrifft, so sei die Situation hier wegen der russischen Beteiligung „komplizierter“,
fügte sie diplomatisch hinzu.
Sie erinnerte daran, dass die Tschechische Republik derzeit den Vorsitz der V4-Formation (Tschechien, Ungarn, Polen, Slowakei) innehat, und dass das Bündnis immer seine Höhen und Tiefen hatte. „Es war nie so, dass wir uns über alles einig waren“, betonte Dvořáková. Die Visegrád-Gruppe wurde gegründet, um die Zusammenarbeit in Mitteleuropa zu stärken, das noch nie eine friedliche Region war.
Eva Dvořáková leitete bisher die Abteilung für osteuropäische Länder im tschechischen Außenministerium und war zuvor stellvertretende Botschafterin an der Botschaft in Berlin.
via hungarytoday.hu, Beitragsbild: Facebook/Velvyslanectví ČR v Budapešti / Cseh Köztársaság Nagykövetsége Budapest