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Orbán: „Die Ungarn sind Burgkapitäne seit 2015“

Ungarn Heute 2022.01.21.

„Der Grenzschutz hat das Land bisher 600 Milliarden Forint gekostet, und Brüssel zahlt nicht, sondern fällt uns in den Rücken“ sagte Ministerpräsident Orbán in seinem üblichen Interview mit dem staatlichen Radio am Freitagmorgen. Der Migrationsdruck war aber nur eines der Themen, worüber er gesprochen hat. Zu Beginn des Gesprächs bewertete Orbán die Seuchensituation und sagte, die Art und Weise, wie der Schutz in Ungarn von den Linken angegriffen werde, sei eine Beleidigung für Krankenschwestern und Ärzte. Der Ministerpräsident sprach außerdem über die Bedeutung der kommenden Parlamentswahlen im April. 

„Die neueste Mutation des Coronavirus, die Omikron-Variante, bedeutet eine neue Herausforderung“ begann der Ministerpräsident sein gewöhnliches Interview im staatlichen Kossuth-Radio. „Wir haben schon viele Varianten des Virus gesehen, aber jetzt ist eine neue Variante aufgetaucht, die eine größere Bedrohung darstellt als die vorherigen. Omikron greift mit hoher Geschwindigkeit an, ist aber weniger stark als die früheren Varianten“ fügte er hinzu.

Laut den aktuellen Zahlen sieht man, so Orbán, dass die Anzahl  der Infizierten in den letzten 24 Stunden ebenfalls gestiegen ist, während die Zahl der beatmeten Menschen jedoch zurückging.

Omikron schon dominante Variante in Ungarn: Immer mehr Schulen betroffen
Omikron schon dominante Variante in Ungarn: Immer mehr Schulen betroffen

Immer mehr Schulen und Kindergärten melden, dass sie wegen der hohen Anzahl der Infektionen Klassen bzw. Gruppen schließen oder sie hybrid betreiben müssen. Weiterlesen

Er bekräftigte die neuen epidemiologischen Regeln, die der Kanzleramtsminister letzte Woche angekündigt hatte und betonte erneut, dass die Regierung eine neue  Impfkampagne gestartet hat.

Fact

Ab dem 15. Februar treten die folgenden Corona-Regeln in Kraft 

  • Die Dauer der Quarantäne wird von 10 auf 7 Tage verkürzt, und nach 5 Tagen kann man sie, bei einem negativen Test, verlassen
  • Auch in den Schulen gibt es eine Änderung: Wenn in einer Klasse eine Infektion auftritt, müssen nur die ungeimpften Kinder zu Hause bleiben, die geimpften Kinder setzen ihren Unterricht wie gewohnt fort
  • Nach dem 15. Februar wird der Immunitätsnachweis nur nach dem Erhalt von Impfungen gültig sein:
  1. Mit drei Impfungen (bei Janssen die zweite Booster-Impfung)
  2. Mit zwei Impfungen wobei die zweite nicht älter als 180 Tagen ist
  3. Die dritte Impfung, und somit auch der Impfpass, können nach derzeitigen Regeln nicht verfallen, auch wenn man die letzte Dosis vor mehr als sechs Monaten bekommen hat.
  • Diese Regeln sind für Erwachsene gültig, für Kinder reichen nach wie vor zwei Dosen aus
  • Jeder kann sich nach dem Rat seines Hausarztes mit dem vierten Impfstoff impfen lassen. Ein entsprechendes Dekret wird im Laufe dieser Woche veröffentlicht

Die Moderatorin begann das Interview mit der Frage, warum die ungarische Linke (die Opposition) die Corona-Maßnahmen der Regierung immer wieder angreift, woraufhin Orbán sagte: „Die ungarische Linke ist damit in Europa nicht allein, in ganz Europa gibt es eine Debatte über die Schutzmaßnahmen. Die ungarische Linke unterscheidet sich darin, dass sie Fake-Videos machen, und Lügen verbreiten. So etwas habe ich noch nie aus einem anderen Land gehört“. Der Premierminister fügte hinzu:

„Der Virus ist kein Fidesz- oder DK-Parteimitglied. Es greift jeden an“. Er sagte, es seien die Ärzte und Krankenschwestern, die von den Linken angegriffen würden, wenn sie die Verteidigung kritisierten, so Orbán.

„Die Impfkampagne schreitet gut voran, sie ist gut organisiert und die Menschen werden überall fair behandelt“ fügte er hinzu.

Der ganze Mechanismus funktioniert so, dass sich niemand dafür schämen sollte, wir sollten stolz auf die Sechenbekämpfung sein! Es ist ein gutes Land!

so der Premierminister weiter.

Alle Impfstoffe sind gut

Auf die neuste Kritiken in Bezug auf die östlichen Impfstoffen betonte Viktor Orbán weiterhin, dass er sich nicht trauen würde, Impfstoffe zu bewerten, da es sich um eine „schwere berufliche Frage“ handelt, bei der auch Geschäftsinteressen auf dem Spiel stehen.

„Der chinesische Impfstoff wurde von der WHO zertifiziert, er ist gut, Hunderte von Millionen Menschen sind damit geimpft worden“, sagte er.

Mann zeigt Premierminister Orbán nach Tod der mit Siopharm geimpften Mutter an
Mann zeigt Premierminister Orbán nach Tod der mit Siopharm geimpften Mutter an

Der Mann hält es für zweifelhaft, dass der chinesische Impfstoff einen wirklichen Schutz für ältere Menschen bietet. Er stützt seine Argumentation auf Dokumente, die Transparency International vom Nationalen Institut für Pharmazie und Lebensmittelgesundheit (OGYÉI) erhalten hat.Weiterlesen

„Ungarn geht vorwärts, nicht rückwärts“

In Bezug auf den Wahlslogan der Regierung sagte Orbán:

Ich mag diesen Satz, weil er mich daran erinnert, dass Ungarn (von den Linken – Anm. der Redaktion) vor 2010 in den Bankrott getrieben wurde

Orbán listete die „Sünden“ der linken Regierungen auf: Den Lehrern wurde ein Monatsgehalt vorenthalten, Rentnern wurde eine Monatsrente weggenommen, es gab einen wirtschaftlichen Abschwung, und der IWF „saß uns im Nacken“, ganz zu schweigen von Fremdwährungskrediten. Laut Orbán hat Ungarn all diese Sünden in den letzten 12 Jahren korrigiert. Jetzt geben wir die dreizehnte Monatsrente zurück, wir erhöhen die Löhne, wir haben ein Wirtschaftswachstum und wir sind langsam eher mit einem Mangel an Arbeitskräften konfrontiert und nicht mit einer Arbeitslosigkeit. Orbán betonte weiterhin: „Und die Linke ist hier und sagt, sie sei bereit zu regieren.

Aber 12 Jahre Regierungsarbeit sollten nicht über den Haufen geworfen werden. Sie werden weder den Mindestlohn noch die Renten erhöhen

Gesundheitswesen: „Geld ist hier nie genug“

Orbán sagte, die Linke sei daran interessiert, den Weg für die Privatisierung des Gesundheitswesens zu öffnen.

„Niemand spricht gegen privates Kapital, aber wir werden ihnen nicht das Geld der Versicherten geben“, sagte er.

Er sagte, dass die Gehälter von Ärzten und Fachkräften gestiegen seien und dass er mit der Ärztekammer darin übereinstimme, dass der Weg nicht in der Privatisierung, sondern in einer besseren Organisation der öffentlichen Versorgung liege.

„Die andere Sache ist, dass es nie genug Geld geben wird“ so Orbán und fügte hinzu:

Für diejenigen, die viel Geld haben, ist jedes System gut, aber es gibt im Land viele von uns, es gibt viele, die über wenig Geld verfügen

Orbán ist also gegen die Privatisierung des Gesundheitswesens, fügte jedoch hinzu: für diejenigen, die die Phantasie haben, in das Gesundheitswesen zu investieren, „wünsche ich einen guten Tag“.

„Bedrohung durch die Migration bleibt bestehen“

Er schloss mit dem Thema Migration, da die Zahl der illegalen Grenzübertritte zunimmt.

„Ich führe gelegentlich Inspektionen an den ungarischen Grenzen durch. Die ungarische Bevölkerung ist sich der Arbeit, die die Polizei und die Soldaten dort leisten, nicht bewusst, und wenn wir einen Moment lang nicht aufpassen, können wir damit beginnen, Migranten in der Grenzzone im Einklang mit dem Gesetz einzusammeln“, sagte Orbán.

In den letzten zwei Wochen wurden 4.000 Grenzgänger aufgegriffen, und „die Bedrohung durch die Migration wird uns auch in den kommenden Jahren begleiten“, sagte er.

Er war schockiert, als er die Stellungnahme des schwedischen EU-Kommissars für Einwanderung las, der sagte, dass Migranten in Europa unverzichtbar seien.

„Wir wollen das nicht, dies ist ein ungarisches Land, das ungarische Volk will diese Art von Denken, diese Art von Herangehensweise nicht, auch wenn es kurzfristig billiger wäre, sie hereinzulassen, als sie aufzuhalten. Ungarn schützt die gesamte europäische Außengrenze.

Die Ungarn sind auch Burgkapitäne seit 2015 

„Es hat uns 600 Milliarden Forint gekostet, so Orbán. Das ist derselbe Betrag, den wir den Familien in Form der einbezahlten Steuer aus dem Jahr 2021 zurückgeben werden. In der Zwischenzeit greift uns Brüssel von hinten an“ schloss der Ministerpräsident seine Gedanken.

(Titelbild: MTI/Fischer Zoltán)