Während seiner „fliegenden Pressekonferenz“ äußerte sich Papst Franziskus auch zu Ungarn sowie zur Europäischen Union, berichtet vaticannews.va. Franziskus hat eine erneute mögliche Ungarnreise auch nicht ausgeschlossen. Vier ungarische Medien hatten die Möglichkeit, den Papst auf der Reise nach Rom zu begleiten und zu befragen.
Bei einer Pressekonferenz im päpstlichen Sonderflugzeug wurden Papst Franziskus mehrere Fragen von Journalisten gestellt, auch zu ungarischen Themen, so das Nachrichtenportal Magyar Hang, dessen Mitarbeiter auch an dem Treffen teilnahmen. Auch die spanische Zeitung El País befragte den Papst zu seinem Treffen mit Viktor Orbán am Sonntag in Budapest. Der Journalist der spanischen Zeitung bezog sich auf die angeblichen Meinungsunterschiede zwischen dem Papst und dem ungarischen Premierminister in der Migrationsfrage.
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In seiner Antwort betonte der Papst wiederholt, dass er vor allem mit dem Staatspräsidenten János Áder gesprochen habe. Der Ministerpräsident und der stellvertretende Ministerpräsident seien ebenfalls anwesend gewesen und hätten sich nur zeitweilig am Gespräch beteiligt. Papst Franziskus betonte auch, dass er und Áder vor allem über den Umweltschutz gesprochen haben.
Vier ungarische Medien hatten die Möglichkeit, den Papst auf dieser Reise zu begleiten und zu befragen. Laut dem Bericht von Magyar Hang antwortete der Papst auf die Fragen gar nicht diplomatisch, sondern sehr offen.
Papst Franziskus erwähnte außerdem, dass er zum dritten Mal mit dem ungarischen Präsidenten zusammentraf und dass sie vor allem über den Umweltschutz Gedanken austauschten und er überrascht war, wie wichtig den Ungarn der Umweltschutz ist.
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Der Heilige Vater erzählte den Journalisten auch, dass er den ungarischen Präsidenten gefragt habe, wie hoch das Durchschnittsalter in Ungarn sei, weil er über den „demografischen Winter“ im Land besorgt sei. Daraufhin erzählte János Áder vom ungarischen Familienförderungssystem, das „jungen Paaren hilft, zu heiraten und Kinder zu bekommen“. An diesem Punkt, so der Papst, beteiligten sich Orbán und der stellvertretende Ministerpräsident an dem Gespräch und „fügten dem, was Áder gesagt hatte, etwas hinzu“. Anschließend kamen sie auf das Thema Umweltschutz zurück.
Der Papst bezeichnete sein Treffen mit den ungarischen Staatsoberhäuptern im Museum der Schönen Künste als einen „Höflichkeitsbesuch“, bei dem ihm Áder auch von der Methode zur Reinigung der Flüsse in Ungarn erzählte, eine Technik, von der der Papst sagte, dass er sie vorher nicht gekannt habe. Der Heilige Vater sagte, das Treffen mit den öffentlichen Würdenträgern sei recht lang gewesen und habe etwa 35 Minuten gedauert.
Auch das katholische Portal „Magyar Kurír“ stellte dem Papst Fragen: nämlich warum er sich nach 21 Jahren als Papst zur Teilnahme am Internationalen Eucharistischen Kongress entschlossen hat und wie er die Zukunft der europäischen Christenheit sieht und was wir Ungarn dafür tun könnten. Franziskus sagte:
Am Anfang haben die Leute das nicht richtig verstanden: „Er kommt nur für die Zeremonie, aber er besucht uns Ungarn nicht?“; einige haben das Falsche angenommen. Aber dann habe ich erklärt, dass der Besuch in der Slowakei schon vorher geplant war und dass ich erst danach darüber nachdachte, am Eucharistischen Kongress teilzunehmen. Ich habe Ihrem Staatspräsidenten versprochen – es ist das dritte Mal, dass ich ihn treffe -, dass wir sehen werden, ob ich nächstes oder übernächstes Jahr wieder kommen kann
Franziskus betonte zugleich, dass Ungarn über „so viele Werte verfügt“, und er war „erstaunt“, wie stark der Sinn der Ungarn für Ökumene ist. „Das hat mich tief berührt. Generell sage ich immer, dass Europa zu den Träumen der Gründerväter zurückkehren muss. Die Europäische Union ist keine Versammlung, um bestimmte Dinge zu tun, um Dinge aufzuteilen… die Europäische Union basiert auf einem Geist, den Schuman, Adenauer, De Gasperi erdacht haben. Wir müssen zu diesen Großen Persönlichkeiten und zu ihren Gedanken zurückkehren.“
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Der italienische Nachrichtensender SkyTg24 stellte ebenfalls eine „ungarnbezogene“ Frage und teilte dem Papst eine Botschaft der ungarischen Holocaust-Überlebenden Edith Bruck mit: „Lieber Papst Franziskus, Ihre Worte, dass die Wurzeln des Antisemitismus nicht ausgerottet sind, gelten mehr denn je, nicht nur in den Ländern, die Sie gerade besucht haben, sondern in ganz Europa“. Franziskus betonte in seiner Antwort: „Ja, der Antisemitismus wird wiederbelebt, er ist „in Mode“ gekommen, aber er ist eine schmutzige Idee“.
(Titelbild: Facebook Seite des Eucharitischen Weltkongresses)