Das Enthüllungs-Portal Direkt36 berichtet darüber, dass im Frühjahr dieses Jahres das Telefon des ehemaligen oppositionellen Politikers (Zoltán Páva – MSZP) mit der israelischen Spionagesoftware gehackt worden sei. Páva betreibt das ebenso oppositonelle Nachrichtenportal Ezalenyeg.hu. Das Portal 24.hu merkt an, dass die Webseite während des Kommunalwahlkampfs 2019 ins Leben gerufen wurde und dank seiner starken Präsenz in den sozialen Medien eine wichtige Rolle für den Erfolg der Opposition spielte.
Sicherheitsexperten zweier Organisationen, Amnesty International und das kanadische Forschungslabor Citizen Lab, haben das Telefon des ehemaligen sozialistischen Politikers untersucht. Laut Presseberichten ergab sich daraus, dass das Handy, mit Hilfe des von der israelischen Firma NSO entwickelten Programms Pegasus gehackt wurde. Den Tests zufolge befand sich die Spyware zwischen dem 16. und 24. März sowie dem 23. und 27. Mai dieses Jahres auf dem Gerät.
John Scott-Railton, leitender Forscher bei Citizen Lab, erklärte gegenüber Direkt36, dass das Telefon in diesen Zeitspannen „infiziert“ wurde. Allerdings ist es in solchen Fällen sehr schwierig zu sagen, welche Daten aus dem Gerät extrahiert wurden,
aber es ist klar, dass Pegasus Zugang zu allen, im Telefon gespeicherten Daten bzw. Aktivitäten hatte
so die Experten.
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Der Fall Pegasus wurde im Juli durch die Arbeit eines internationalen Journalistenteams bekannt. Der Zeitung Direkt36 zufolge gibt es zahlreiche Informationen, die darauf hindeuten, dass die ungarischen Behörden hinter dem Einsatz von Pegasus in Ungarn stehen. Zuvor hatte ein ehemaliger ungarischer Geheimdienstoffizier gegenüber Direkt36 erklärt, er habe Informationen darüber, dass nationale Sicherheitsbehörden Pegasus seit 2018 nutzen. Ein ehemaliger NSO-Mitarbeiter bestätigte gegenüber einem Partner des Untersuchungsprojekts, dass Ungarn die Software gekauft hat. Seit Bekanntwerden des Falles hat kein ungarischer Regierungsvertreter eindeutig dementiert, dass der ungarische Staat ein Kunde von NSO ist, noch dass die Personen, über die berichtet wurde, tatsächlich überwacht wurden.
(Titelbild: joffi – Pixabay)