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Rumänische nationalistische Organisationen, die am Sonntag einen Marsch zum Soldatenfriedhof in Uz-Tal (Valea Uzului, Rumänien) organisiert hatten, haben sich zusammengeschlossen, um das willkürlich angelegte rumänische Grundstück auf dem Friedhof zu schützen, schreibt die Tageszeitung „Székelyhon“ in ihrer Montagsausgabe.
Wer mehrheitlich von ethnischen Ungarn bewohnte Gegenden in Transsylvanien bereist, entdeckt immer wieder orthodoxe Kirchen und Klöster dort, wo man sie eigentlich nicht vermuten würde, da die Magyaren nicht dieser Konfession angehören. „Landnahme mit Zwiebeltürmen“ nennt man hier diese symbolische Raumbesetzung, die mit dem Glauben wenig, mit Politik hingegen viel zu tun hat.
Der „Lebensraum“ unseligen Andenkens soll hiermit ausgedehnt werden, ein Vorhaben, das in der Zwischenkriegszeit von rumänischer Seite noch klar definiert wurde. Nicolae Ceaușescu (1918-1989), das kommunistische Staatsoberhaupt, wollte die ethnische Homogenität unter anderen mittels Dorfzerstörung, damals euphemistisch „Systematisierung“ genannt, erreichen. Nach der Wende wurde die Rumänisch-Orthodoxe Kirche eine tatkräftige Verbündete der nationalistischen Politik. Unzählige Kirchen, gebaut mit Steuergeldern, schossen im Szeklerland wie Pilze aus dem Boden, zum Erstaunen der katholischen und protestantischen Ungarn, die nicht wussten, wer diese Gotteshäuser besuchen soll.
Neuerdings macht diese Landnahme nicht einmal vor den Soldatengräbern Halt. Im März 2019 beispielsweise erklärte das Rathaus von Dărmănești den Soldatenfriedhof in dem entvölkerten Ort Valea Uzului zu seinem öffentlichen Eigentum und richtete dort, an der Grenze zwischen dem ungarischsprachigen Kreis Hargitta und dem rumänischsprachigen Bacău, eine „rumänische“ Parzelle ein. Die Szekler-Gemeinde Csíkszentmárton (Sânmartin), zu deren Gemarkung der Friedhof gehört, war über den willkürlichen Anschluss der von ihr betreuten Gedenkstätte nicht erfreut. Wenige Monate später drängten Tausende von Rumänen auf den Friedhof, um an der Einweihung eines rumänisch-orthodoxen Denkmals im Rahmen eines Gottesdienstes teilzunehmen. Die Ungarn versuchten, die ungebetenen Gäste fernzuhalten, indem sie eine Menschenkette vor dem Gräberfeld bildeten.
Auf dem Gottesacker ruhen nach Angaben der rumänischen Behörde für Kriegsgräberfürsorge die sterblichen Überreste von 444 ungarischen, 121 deutschen und 11 rumänischen Soldaten. Die von rumänischen Nationalisten beanspruchten 150 Heldengräber befinden sich bis auf ganz wenige Ausnahmen gar nicht auf dem annektierten Friedhof, sondern – nach einer Umbettung, die in der Zwischenkriegszeit stattgefunden hat – in einer Kleinstadt auf der moldauischen Seite der Karpaten. Diese sterblichen Überreste stammten aber aus dem Heldenfriedhof einer anderen Ortschaft des Tals.
Just am ungarischen Nationalfeiertag, zwei Tage vor dem rumänischen Heldengedenktag am 25. Oktober, organisierten nationalistische Verbände einen „Marsch der 150 Kreuze“. Die unausweichlichen orthodoxen Geistlichen und in Volkstracht stolzierende Kinder sollten für die moralische Erhabenheit der Veranstaltung bürgen. Ein General im Dienst, einer, der als 103 Jähriger die Kontinuität illustrieren sollte und ein nimmermüder Prozessierer, der seit Jahren dafür sorgt, dass den Gerichten die Arbeit nie ausbleibt, erhitzten die Gemüter von Jung und Alt. Offensichtlich war die auf Facebook lancierte Spendenaktion für den Transport und die Verpflegung der Wochenend-Patrioten recht erfolgreich, denn die Menge schien bei bester Laune gewesen zu sein.
Einige der Friedhofsbesetzer von 2019 errangen für die nationalistische Partei AUR Sitze im rumänischen Parlament. Ob diese auch diesmal anwesend waren? Vermutlich nicht. Inzwischen gibt es andere, publikumswirksamere Wege, um Heimat- und Volksverbundenheit unter Beweis zu stellen, z. B. die öffentliche Mega-Hochzeit des AUR-Parteichefs, die nicht von ungefähr an die Aufsehen erregende Vermählung des faschistischen Führers Zelea Codreanu im Jahre 1925 erinnert.
Wegen der Aneignung des Friedhofs wurden zahlreiche Klagen eingereicht, von denen einige noch anhängig sind. Die bisherigen Urteile haben die Position der ungarischen Einwohner bestätigt, die behaupten, dass die rumänische Parzelle rechtswidrig angelegt wurde.
Mihai Tîrnoveanu, Vorsitzender der Organisation Calea Neamului, der mehr in Gerichtshöfen als in seiner Zahnarztpraxis in Kronstadt (Brassó, Brașov) gesichtet wird, betonte jedenfalls, dass seine „Bruderschaft“ kein Gerichtsurteil berücksichtigen werde. Hoffentlich ist der rumänische Rechtsstaat stärker als der rumänische Nationalismus, der mit der AUR im Bukarester Parlament fröhliche Urständ feiert, sonst verheißt diese Verachtung gegenüber der Justiz nichts Gutes für die ungarische Minderheit.
Beitragsbild: Calea Neamului Facebook