Ein in der politischen Mitte angesiedelter Finanzexperte vertritt die Auffassung, dass der plötzliche Absturz des Forint eher mit Bedenken über die ungarischen Notstandsgesetze als durch wirtschaftliche Faktoren zu erklären sei. Daher erfordere die Stabilisierung der nationalen Währung Korrekturen bei Rhetorik und Gesetzgebungsstil der Regierung. Presseschau von budapost.de.
Am Mittwoch hat sich der ungarische Forint gegenüber dem Euro auf einen historischen Wechselkurstiefstand von 369 abgeschwächt. Nach der Ankündigung der Nationalbank, einen einwöchigen Einlagen-Tender zum Zinssatz von 0,9 auszuschreiben, was einer effektiven Zinserhöhung gleichkommt, konnte sich der Forint bis Donnerstagmorgen auf 360 gegenüber dem Euro erholen.
Der Investmentbanker und Analyst Viktor Zsiday schreibt in seinem Blog, dass der plötzliche Kursverfall der ungarischen Währung nicht auf Fundamentaldaten zurückzuführen sei. Der Forint habe sich weitaus stärker als jede andere regionale Währung abgeschwächt. Der rasche Niedergang der ungarischen Währung sei vor allem darauf zurückzuführen, dass das am Montag verabschiedete Notstandsgesetz (siehe BudaPost vom 1. April) in den internationalen Medien als ein Schritt in Richtung Diktatur dargestellt worden sei.
Laut Zsiday hat die Angst vor der als undemokratisch empfundenen Entwicklung in Ungarn die Märkte erschreckt und damit die nationale Währung geschwächt. Der Finanzexperte widerspricht jenen internationalen Kritikern und verweist darauf, dass die Regierung die Parlamentssitzungen gar nicht aussetzen müsse, um das von ihr als notwendig Erachtete durchzusetzen, da sie sich auf eine reichliche parlamentarische Zweidrittelmehrheit stützen könne.
Was in diesem Falle jedoch zähle, sei nicht die Realität, sondern deren internationale Wahrnehmung, betont Zsiday. Da der Grund für die Schwäche des Forint eher politischer als wirtschaftlicher oder monetärer Natur sei, dürften Gegenmaßnehmen seitens der Nationalbank keine nachhaltigen Wirkungen zeitigen. Um die Abwärtsbewegung des ungarischen Forint umzukehren, müsste die Regierung ihren Kommunikations- und Gesetzgebungsstil ändern, mutmaßt Zsiday.
(Via: budapost.de, Beitragsbild: tomfield –Pixabay)