Ein linksorientierter Politologe sowie ein konservativer Kommentator fragen sich, warum grüne Parteien in Westeuropa so populär geworden sind. Zudem erörtern sie die Auswirkungen ökologischen Gedankenguts auf die etablierten Parteien. Eine Presseschau von budapost.de.
In Népszava wirft Ádám Paár die Frage auf, warum der Einfluss grüner Parteien in Westeuropa immer größer werde. Dabei erinnert der dem linken Spektrum zuzuordnende Wirtschaftswissenschaftler daran, dass die grünen Parteien bei den Europawahlen in den am weitesten fortgeschrittenen EU-Mitgliedstaaten stark zugelegt und die traditionellen sozialdemokratischen Parteien gleichzeitig an Unterstützung verloren hätten. Paár erklärt diese Entwicklungen mit einem ideologischen und organisatorischen Umbruch bei den Linken. So hätten die sozialdemokratischen Parteien ihre anfänglich radikale Rhetorik bereits vor langer Zeit ad acta gelegt und setzten sich heutzutage für starke Wohlfahrtsstaaten ein, ohne dabei den globalen Kapitalismus als solchen zu kritisieren. Der Ökonom fügt hinzu, dass es sich bei der Basis der Mainstream-Linken um die Mittelschicht und nicht die Arbeiterschaft handele. Daher könnten in der politischen Mitte angesiedelte sozialdemokratische Parteien keineswegs die rigide gegen die Globalisierung und den Kapitalismus gerichtete Ideologie der Grünen akzeptieren. Paár konstatiert, dass die grünen Parteien die kommunistischen Parteien in Europa ersetzt hätten, um den antiglobalistischen und antikapitalistischen Radikalismus zu kanalisieren.
Der Konservatismus könne problemlos mit grünen Doktrinen in Einklang gebracht werden, macht Dénes Mihály Uri auf Mandiner geltend. Der Kommentator – selbst ein Konservativer – behauptet, dass Konservative per Definition neben dem Schutz von Religion, Familien und anderen traditionellen Gemeinschaften auch für die Bewahrung der Umwelt einstehen würden. Darüber hinaus lehne die konservative Anthropologie progressive Ideologien ab, die materiellen Wohlstand in den Fokus stellen sowie die linksliberale Wahrnehmung von Individuen als „Homo Oeconomicus“ vertreten würden. Der Umweltschutz setze – wie auch der Konservatismus – inhärente Naturwerte sowie die menschliche Gemeinschaft voraus, behauptet Uri.
(Via: budapost.de)