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Presseschau von budapost: Soros soll gegen den Forint spekulieren

Ungarn Heute 2020.04.13.

In der Regierung nahestehenden Medien wird die Vermutung geäußert, dass die in den letzten Tagen zu beobachtende extreme Volatilität des Forint auf spekulative Verkäufe zurückzuführen sei. Unisono vermuten sie den amerikanisch-ungarischen Finanzier George Soros als Strippenzieher hinter der aktuellen Schwäche der ungarischen Währung. Eine liberale Wochenzeitung hingehen lassen die Bezichtigungen kalt.

In Magyar Hírlap beschreibt Attila Csákó den umstrittenen Finanzier als jemanden, der ausschließlich an Geld und Macht interessiert sei. Er erinnert auch an dessen frühere Angriffe auf das Pfund sowie die italienische Lira und asiatischen Währungen. Zudem habe der Investmentfonds von Soros während der Finanzkrise 2008 einen Leerverkaufsangriff auf die ungarische OTP-Bank unternommen. Csákó räumt aber auch ein, dass Soros selbst jede Beteiligung bestritten und sich entschuldigt habe. Sein Fonds sei von der ungarischen Finanzaufsicht mit einer hohen Geldstrafe belegt worden.
Der regierungsfreundliche Kommentator wirft Soros diesmal nicht expressis verbis Spekulationen gegen den Forint vor. Doch erinnert er daran, dass sich die fiskalpolitischen Leistungen Ungarns in den zurückliegenden zehn Jahren stetig verbessert hätten, der Forint jedoch ungeachtet dessen massivere Tiefschläge erlitten habe als die Währungen der Nachbarländer.
Csákó führt dies auf politische Gründe zurück, die hauptsächlich auf das Konto der „rücksichtslosen“ Opposition Ungarns gingen. Sie habe falsche Nachrichten über eine im Entstehen begriffene Diktatur verbreitet und beispielsweise ihre liberalen Verbündeten in Presse und Politik glauben gemacht, dass das Parlament zum Pausieren gezwungen und dem Ministerpräsidenten die uneingeschränkte Macht übertragen worden sei, Gesetze aufzuheben und sich seine eigenen zu schreiben.

Magyar Nemzet hingegen veröffentlichte am Donnerstag einen Leitartikel unter der Überschrift „Soros und Konsorten schwächen den Forint“.

Hiradó, das Onlineportal der Nachrichtenredaktion des staatlichen Fernsehens, ließ durchblicken, dass „ein Angriff von George Soros hinter dem schwächelnden Forint stecken könnte“.

 

Világgazdaság legt Soros einen weiteren „Angriff auf sein Heimatland“ zur Last.

Eine erste Analyse dieser Art war am Dienstag auf dem regierungsnahen Onlineportal Origo aufgetaucht – und zwar im Rahmen eines Überblicks über die weltweiten Folgen der Coronavirus-Epidemie. Titel: „George Soros könnte die Coronavirus-Pandemie nutzen, um einen Finanzangriff zu starten“. In dem nicht gezeichneten Artikel wird behauptet, dass die gegenwärtigen Finanzturbulenzen Spekulanten Chancen eröffnen würden. Der Autor verweist in diesem Zusammenhang auf Soros’ Angriffe auf verschiedene nationale Währungen vor der Jahrtausendwende sowie die Attacke seines Hedgefonds gegen die OTP-Bank im Jahr 2008.

Heti Világgazdaság hingegen kann keine Hinweise auf Bewegungen von Soros-Firmen auf dem Forint-Markt erkennen. Laut der liberalen Wochenzeitung existieren verschiedene Ursachen, die die Volatilität der ungarischen Landeswährung zur Genüge erklären könnten: Erstens neigten Investoren bei einer Pandemie, die eine schwere Störung der Weltwirtschaft verursache, zur Flucht in als sicher geltende Währungen. Zweitens würden sie ein Eingreifen der Nationalbank zur Stützung des Forint erwarten. Sobald sie dies tue, stiegen die Kurse. Hingegen fiele die Währung urplötzlich, sollte die Notenbank nicht dementsprechend auf die sich verändernden Marktbedingungen reagieren.
In der Tat könnten Spekulationen gegen den Forint eine weitere Ursache für den Währungsverfall sein, doch kann HVG nach eigenen Angaben in dem Zeitraum, in der die Wechselkursschwankungen den oben erläuterten Ereignissen und Mustern gefolgt seien, keine Spuren solcher Angriffe erkennen. Darüber hinaus, so argumentiert HVG, hätten die regierungsfreundlichen Medien keinerlei Beweise für ihre Behauptung vorgelegt, Soros operiere auf dem Forint-Markt. Ihr Verdacht beruhe auf Ereignissen aus der Vergangenheit – ein Ansatz, der HVG nicht überzeugen kann.

(Via: budapost.de, Beitragsbild: MTI/EPA/Clemens Bilan)