Die wichtigste regierungsnahe Tageszeitung wirft der Linken in gleich zwei Kommentaren vor, in ihrem Ringen um die Macht zwei Wochen vor den Parlamentswahlen pro-nazistisches Gebaren zu tolerieren. Presseschau von budapost.de.
In Magyar Nemzet verweist Dávid Megyeri auf einen Artikel der in New York erscheinenden Wochenzeitung Jewish Voice. In ihm wird der prominente Jobbik-Politiker György Szilágyi zitiert, der zu einem nicht näher spezifizierten Zeitpunkt die rechtsextrem-rassistische Organisation Aryan Army verteidigt hatte. Auch erwähnt Megyeri ein kürzlich veröffentlichtes Foto des Jobbik-Abgeordneten Dániel Z. Kárpát, das ihn vor geraumer Zeit beim Präsentieren des Hitlergrußes zeigt. Schließlich macht der regierungsnahe Kolumnist darauf aufmerksam, dass (vor zehn Jahren) ein dritter Jobbik-Politiker, Márton Gyöngyösi, das Parlament zur Erstellung einer Liste von Abgeordneten mit jüdischer Abstammung aufgefordert habe. (Später erklärte Gyöngyösi, er habe Inhaber der israelischen Staatsbürgerschaft gemeint – Anm. d. Red.) Die Linke, so Megyeri, die ihre Gegner gerne als Nazis abstempeln würde, schrecke offenbar nicht davor zurück, sich mit neonazistischen Politikern zu verbünden, um eine Mehrheit im Parlament zu erlangen.
Auch der für seine zugespitzten Ansichten bekannte Publizist Zsolt Bayer befasst sich mit dem Thema, blickt aber über die Vergangenheit von Jobbik hinaus. So echauffiert er sich in der gleichen Tageszeitung über den der Opposition nahestehenden Historiker Krisztián Ungváry, der gemäß seiner Interpretation die antisemitischen Gräueltaten ukrainischer Nationalisten während des Zweiten Weltkriegs zu relativieren suche.
(In einem Beitrag für das Nachrichtenportal Telex hatte der Historiker eingeräumt, dass Stepan Bandera, der ukrainische Nationalistenführer zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges, ein Antisemit gewesen sei. Weiter schrieb Ungváry: Die im Vorkriegspolen unter Antisemitismus leidenden Juden in der Ostukraine hätten die sowjetische Besatzung im September 1939 zunächst eher begrüßt. Zudem seien sie von den ukrainischen Nationalisten als prosowjetisch eingestuft worden – Anm. d. Red.)
„Stellen Sie sich einmal vor, was passieren würde, wenn ich derartige Argumente über ungarische Nazis aus dem Zweiten Weltkrieg oder im Zusammenhang mit der Räterepublik von 1919 zu entwickeln versuchte“, wettert Bayer.
(Via: budapost.de, Titelbild: Pixabay)