Regierungsfreundliche Volkswirte loben die Regierung, weil sie für Konsumanreize sorge. Ein linker Analyst befürchtet dagegen, dass ungarische Familien bald in Schwierigkeiten geraten und ihre Ausgaben kürzen könnten, eine Presseschau von Budapost.
Csaba Szajlai von Magyar Nemzet weist darauf hin, dass das Vermögen der ungarischen Privathaushalte im ersten Quartal 2020 deutlich gestiegen sei. Infolgedessen belaufe sich das kumulierte Vermögen ungarischer Familien auf 110 Prozent des ungarischen Bruttoinlandsprodukts. Diese Zahlen belegten, dass es sich bei Ungarn um kein armes Land handele, betont der regierungsnahe Kommentator. Tatsächlich finanzierten die ungarischen Haushalte das Staatsdefizit durch den Kauf von Staatsanleihen, was wiederum die wirtschaftliche Stabilität des Landes stärke. In einem Nebensatz weist Szajlai zudem darauf hin, dass die Ungarn aufgrund der Pandemie mehr im Land ausgeben und dadurch das Wachstum fördern würden.
Nach Einschätzung von Gábor Putsay hat die Regierung mit ihrem Wirtschaftsaktionsplan zur Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie Arbeitsplätze gesichert und die Konsumbereitschaft angekurbelt. In Magyar Hírlap vertritt der konservative Analyst die Ansicht, dass das Moratorium bei der Bedienung von Hypotheken sowie die seitens der Regierung den Unternehmen zur Weiterbeschäftigung ihrer Angestellten angebotenen Subventionen sehr viel wirkungsvollere Mittel zwecks Ankurbelung der Wirtschaft seien als die Beschränkungen, die die sozialistisch-liberale Regierung als Reaktion auf die Krise von 2008 verordnet habe.
In einem Kommentar für Népszava äußert Miklós Bonta die Befürchtung, dass den Ungarn bald die Ersparnisse ausgehen und sie deshalb ihre Ausgaben einschränken würden. Dem linken Analysten zufolge bietet die Regierung Anreize zum Konsumieren statt für Investitionen oder langfristiges Sparen. Bonta räumt ein, dass die im Land getätigten Ausgaben die Wirtschaft kurzfristig angekurbelt hätten, insbesondere den regionalen Tourismus. Allerdings führt der Autor dies in erster Linie auf das Moratorium beim Bedienen von Hypotheken zurück, das früher oder später enden und das verfügbare Einkommen der Familien austrocknen lassen werde.
(via budapost.de, Beitragsbild: MTI/Zsolt Czeglédi)