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Stammsitz der weiblichen Symbolgestalt ungarischer Kalvinisten vollständig renoviert

Ungarn Heute 2023.10.22.

Das Schloss Bethlen in Bachnen (ung. Bonyha, rum. Bahnea) im siebenbürgischen Kreis Mieresch (Maros, Mureș), das dem Siebenbürgischen Reformierten Kirchendistrikt (EREK) gehört, wurde innen und außen renoviert. Es wurde im 16. Jahrhundert erbaut und ist das einzige Schloss in Siebenbürgen, das sich im Besitz des Kirchendistrikts befindet, berichtet das ungarischsprachige Nachrichtenportal Krónika.

Die feierliche Einweihung des Schlosses, das dank der Unterstützung der ungarischen Regierung renoviert werden konnte, findet am 28. Oktober statt. Das Schloss wird als Gemeinschaftsraum für den Kirchendistrikt dienen, unter der Obhut des Reformierten Frauenverbands stehen und auch eine Dauerausstellung über siebenbürgische Adelsfamilien und die Schriftstellerin Katharina Bethlen von Bethlenfalva (1700 – 1759) beherbergen, die in dem Gebäude geboren wurde und in der reformierten Gemeinschaft als weibliche Leitfigur gilt, erklärte Bischof Béla Kató gegenüber der Krónika.

Foto: Kiss Gábor, Erdélyi Református Egyházkerület Facebook

Das Schloss wurde 1545 von Wolfgang Bethlen erbaut, zwischen 1619 und 1719 umgebaut und mit einer Steinmauer und einer achteckigen Bastion befestigt. Das Gebäude verfügt über 42 Räume auf drei Etagen. Das Schloss mit seinen vier Ecktürmen wurde 2008 von den Erben dem EREK geschenkt.

Das Schloss in Bachnen war der Stammsitz der Bethlens, einer der bedeutendsten Adelsfamilien Siebenbürgens,

erinnerte Béla Kató. Es wurde 1948 verstaatlicht und anschließend von öffentlichen Einrichtungen genutzt. Das Gebäude, das im rumänischen Denkmalregister eingetragen ist, verfiel in den Jahren des Kommunismus immer mehr.

Das Schloss vor der Renovierung. Foto: Kiss Gábor, Erdélyi Református Egyházkerület Facebook

Béla Kató sagte, dass der Kirchendistrikt in den frühen 1990er Jahren, als die Adelsfamilien Siebenbürgens begannen, ihre imposanten, aber baufälligen Gebäude zurückzufordern, mehrere Angebote zum Kauf von Schlössern erhielt, die sogar als halbe oder ganze Schenkungen in Frage kamen. „Wir haben diese Schenkungen nicht angenommen, weil wir uns bewusst waren, dass es sehr viel Geld kostet, ein Schloss in schlechtem Zustand zu renovieren, und dass es sehr schwierig ist, es zu erhalten. Früher hatten die Adligen das Vermögen, die Herrenhäuser zu erhalten, aber heute ist die Situation völlig anders“, so der Bischof.

Foto: Kiss Gábor, Erdélyi Református Egyházkerület Facebook

Er erklärte, dass die Rolle der siebenbürgischen Schlösser vor Jahrhunderten darin bestand, dass sie als Verwaltungszentren fungierten. Die adligen Familien kümmerten sich auch um die Schulen, unterhielten die Spitäler und kümmerten sich um alles, was zur Organisation eines Territoriums gehörte, erläuterte Béla Kató. Er sagte, dass es in Siebenbürgen 23 Grafen- und 24 Freiherrenfamilien gab, und als 1948 die Verstaatlichung kam, wurden ihnen die Ländereien weggenommen, die Gemeinden unterhielten dort Einrichtungen, und der Zustand der Gebäude verschlechterte sich immer mehr.

Wappen der Familie Bethlen (l) bzw. Teleki (r.). Foto: Kiss Gábor, Erdélyi Református Egyházkerület Facebook

„Wie ich von den Nachkommen des Adels gehört habe, brauchte man früher einen Hektar Wald, um einen Quadratmeter eines Schlosses zu erhalten“, sagte der Bischof. Er erklärte, dass der Herrensitz in Bachnen das einzige Schloss im Besitz der Kirche sei und dass man sich verpflichtet habe, es zu erhalten, weil es das Geburtshaus von Katharina Bethlen sei, einer Leitfigur der Reformierten.

Fact

Die überzeugte Kalvinistin musste 1717 den Stiefbruder ihrer Mutter, den Katholiken Ladislaus Haller heiraten.

Katharina Bethlen mit ihrem ersten Ehemann, Graf Ladislaus Haller von Hallerstein. Foto: Wikipedia

Der Mann starb bald darauf. Ihr zweiter Ehemann war Graf Joseph Teleki. Katharina Bethlen wurde im Alter von 32 Jahren zum zweiten Mal Witwe. Sie wurde von mehreren Schicksalsschlägen heimgesucht, deswegen nannte sie sich „Katharina, die Verwaiste“.  Ihre Kinder starben vorzeitig, ihre Verwandten verklagten sie, und sie wurde von schweren Krankheiten geplagt. Sie lebte in Warmwasser (Olthévíz, Hoghiz) am Alt und bildete sich bei siebenbürgischen Ärzten weiter. So wurde sie durch die Anwendung alter Hausrezepte zu einer berühmten Heilerin ihrer Zeit.

Peter Bod. Foto: Wikipedia

In den Jahren 1743-1746 war der Gelehrte Peter Bod ihr Hofpastor im siebenbürgischen Straßburg (Nagyenyed, Aiud), der auch den Katalog ihrer Bibliothek erstellte. Auch bei der Abfassung ihrer berühmten Autobiografie spielte er eine wichtige Rolle. Das von ihr verfasste Gebetbuch erschien im Sterbejahr 1759 unter dem Titel „Starker Schutzschild“. Sie ist in der reformierten Kirche von Fogarasch (Fogaras, Făgăraș) bestattet.

Das Gebetbuch von Katharina Bethlen. Foto: Wikipedia

Foto: Kiss Gábor, Erdélyi Református Egyházkerület Facebook

Die Aristokratin, die für ihre Memoiren bekannt ist, war eine bedeutende Förderin der ungarisch-reformierten Kirchengemeinden und Schulen in Siebenbürgen, und ihr literarisches Werk ist von großer Bedeutung. Gleichzeitig wurde ihre Figur aufgrund ihres tragischen Schicksals, des Verlusts ihrer Kinder und ihres starken Glaubens trotz Leid und Entbehrungen zur Symbolgestalt.

Foto: Kiss Gábor, Erdélyi Református Egyházkerület Facebook

Béla Kató erinnerte daran, dass 2017, als die Kirche den 500. Jahrestag der Reformation feierte und das Gebäude des Protestantischen Theologischen Instituts dank der ungarischen Regierung renoviert wurde, Ministerpräsident Viktor Orbán zu den Feierlichkeiten nach Klausenburg (Kolozsvár, Cluj) kam. „Nach der Zeremonie fragte ich ihn scherzhaft:

Haben dich jemals 5.000 Frauen gleichzeitig um etwas gebeten?

Er sagte ’nein, aber was sollte das sein?‘ Ich hatte zuvor die Idee, dass der Frauenverband fünftausend Unterschriften sammeln sollte, um die ungarische Regierung zu bitten, bei der Renovierung des Schlosses zu helfen. Und der Premierminister hat eine Woche später geantwortet, dass er die Renovierung unterstützen würde“, berichtete der Bischof.

Béla Kató (mitte l.) und Viktor Orbán (mitte r.) 2017, bei der Einweihung des Protestantischen Theologischen Instituts in Klausenburg. Foto: Erdélyi Református Egyházkerület Facebook

„Wir haben bereits eine Reihe ganztägiger Veranstaltungen durchgeführt, die Frauen aus dem ganzen Land anzogen, wobei 1.500 bis 2.000 Personen unsere Veranstaltungen besuchten. Übrigens bedeutet die Renovierung des Schlosses nicht nur für die Region, sondern auch für den gesamten siebenbürgischen Adel sehr viel“, so Melinda Borsos, Präsidentin des Reformierten Frauenverbands, in dessen Obhut das Schloss funktionieren wird.

Foto: Kiss Gábor, Erdélyi Református Egyházkerület Facebook

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Beitragsbild: Kiss Gábor, Erdélyi Református Egyházkerület Facebook