Man bete darum, den früheren ungarischen Primas „so schnell wie möglich unter den Seligen feiern zu können“, sagte der Budapester Erzbischof Kardinal Peter Erdö am Wochenende bei einem Gedenken in der Basilika von Esztergom, berichtet vaticannews.va.
„Das Schicksal des Kardinals ist „irgendwie auch ein Symbol für das Schicksal unseres gesamten Volkes geworden“, sagte Kardinal Péter Erdő in der Gedenkmesse, wobei man an die spektakuläre Heimholung der sterblichen Hülle Mindszentys von Mariazell nach Esztergom vor genau 30 Jahren erinnerte.
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Kardinal Mindszenty habe „seine Kirche und seine Heimat geliebt“ und dafür Gefängnis, Folter und Exil in Kauf genommen, erinnerte der Diözesanbischof von Kaposvar, László Varga, in seiner Predigt. „Wenn Kardinal Mindszenty heute unter uns leben würde, wogegen würde er wohl kämpfen?“, unternahm der Bischof ein Gedankenexperiment: „Gegen die Globalisierung, die Diktaturen unserer Zeit, den Relativismus? Würde er für soziale Gerechtigkeit, unsere Gewissensfreiheit und die Glaubwürdigkeit der Kirche einstehen?“
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Fact
Der 1892 geborene József Mindszenty wurde 1944 von Papst Pius XII. zum Bischof von Veszprém ernannt und wurde kurz darauf von der Pfeilkreuzler-Regierung inhaftiert. Er wurde 1945 Fürstprimas von Ungarn und 1946 Kardinal von Esztergom. Mindszenty wurde am 26. Dezember 1948 verhaftet und im Juli 1949 aufgrund erlogener Anschuldigungen in einem Schauprozess zu lebenslanger Haft verurteilt. Nach sechs Jahren im Budapester Gefängnis wurde er aufgrund seines sich verschlechternden Gesundheitszustandes ab 1955 in Püspökszentlászló und ab dem 2. November 1955 in Felsőpetény inhaftiert. Von dort wurde er am 30. Oktober 1956 entlassen. Nach dem Angriff der sowjetischen Truppen fand er Zuflucht in der Botschaft der Vereinigten Staaten in Budapest. Erst 15 Jahre später, am 28. September 1971, durfte er die Botschaft verlassen und ging zunächst nach Rom und dann nach Wien. József Mindszenty starb am 6. Mai 1975 und wurde in Mariazell begraben. Der Oberste Gerichtshof erklärte ihn am 18. Mai 1990 für unschuldig. Sein Leichnam wurde am 4. Mai 1991 feierlich nach Hause gebracht und in der Basilika von Esztergom beigesetzt.
Für Kardinal Mindszenty läuft seit 1993 ein Seligsprechungsverfahren. Papst Franziskus erkannte schließlich 2019 dem Märtyrerkardinal den sogenannten heroischen Tugendgrad zu, womit das Seligsprechungsverfahren einen wichtigen Schritt vorangekommen ist.
Nach der Heiligen Messe sprachen die Teilnehmer das Gebet für die Seligsprechung von Kardinal Mindszenty und besuchten anschließend die Ruhestätte des Kardinals in der Kirche, unter der Leitung von Mihály Habsburg-Lotharingian, Präsident der Mindszenty-Stiftung in Ungarn.
(Via: vaticannews.va, Titelbild: Fortepan / Erky-Nagy Tibor)