Heute vor 172 Jahren, am 6. Oktober 1849 wurden die 13 Anführer und Generäle der ungarischen Revolution 1848/49 in der Stadt Arad auf der Großen Ungarischen Tiefebene hingerichtet. Die Serie von Hinrichtungen, die zeitlich mit dem Jahrestag der Wiener Revolution zusammenfiel, war der Höhepunkt der Repressalien nach dem verlorenen Unabhängigkeitskrieg, dessen das ungarische Volk jedes Jahr an einem nationalen Trauertag gedenkt. Wir erinnern heute in unserem Artikel nicht nur an die 13 (bzw. 16) hingerichteten Generäle, sondern auch an die Stadt Arad, die seit dem Trianon-Diktat (1920) zu Rumänien gehört.
Warum wurden die 13 Märtyrer gerade in Arad hingerichtet?
Nachdem die ungarische Armee am 13. August 1849 gegenüber den Russen in Világos bei Arad kapitulierte, kamen 15 der 30 ungarischen Generäle in österreichische Gefangenschaft, wobei zwei von ihnen, Artúr Görgei und Pál Kiss dem Kriegsgericht entkommen konnten. Den Unabhängigkeitskrieg der Ungarn konnten die Österreicher somit nur mit Hilfe des Russischen Reichs niederschlagen.
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Da Kaiser Franz Joseph I. unbedingt ein Exempel an den festgenommenen Leitern der Revolution statuieren wollte, wurden in zahlreichen Städten des Landes – zum Beispiel in Kecskemét, Arad und Großwardein – spezielle Militärgerichte aufgestellt, von denen der Prozess gegen die 13 Generäle und die Hinrichtung in Arad stattgefunden hat. Die Stadt am Mieresch wurde wegen der geographischen Nähe zum Kapitulationsort Világos gewählt.
Obwohl der russische Zar Nikolaus I. den jungen Franz Joseph zur Barmherzigkeit aufforderte, wollte der Kaiser an den gefangenen Anführern des Unabhängigkeitskrieges ein „Exempel statuieren“ und lehnte sogar Haynaus Antrag ab, die Gefangenen in einem Kriegsgerichtsverfahren hinzurichten.
An diesem traurigen Tag, dem 6. Oktober, fielen also in Arad zuerst die von Franz Joseph geforderten Köpfe: Auf Haynaus Befehl wurden um 5.30 Uhr zuerst die vier zum Tode durch Erschießen verurteilten Offiziere – in der Reihenfolge Lázár, Dessewffy, Ernő Kiss und Schweidel – hingerichtet, danach die zu erhängenden Generäle. Um sechs Uhr musste Ernő Pöltenberg die Reihe beginnen, gefolgt von Ignác Török, György Láhner, Károly Kneziæ, József Nagysándor, Graf Károly Leiningen-Westerburg, Lajos Aulich und János Damjanich. Die furchtbarste Strafe wurde dem Grafen Károly Vécsey auferlegt, der den Tod seiner Gefährten mit ansehen musste; nachdem er niemanden hatte, von dem er sich verabschieden konnte, hat er Damjanich vor seiner Hinrichtung die Hand geküsst.
Die 13 Märtyrer stellten sich nach Zeugenaussagen tapfer ihren Henkern, die die Leichen zur Abschreckung bis zum Abend draußen liegen ließen.
Fact
Der General
Julius Jakob von Haynau bekämpfte entschieden alle Gegner der Monarchie und war daher bei diesen als „Hyäne von Brescia“ oder der „Blutrichter von Arad“ berüchtigt. Auf seinen Befehl wurden am 6. Oktober 1849, trotz zugesichertem freien Geleit, dreizehn ungarische Generale sowie am gleichen Tage in Budapest der erste ungarische Ministerpräsident Lajos Batthyány hingerichtet, worauf er zu einer Hassfigur des aufstrebenden Bürgertums wurde. Noch im Herbst 1849 wurde er zum Befehlshaber der 3. Armee in Ungarn ernannt, nahm aber wegen Zwistigkeiten mit dem Ministerium 1850 seinen vorzeitigen Abschied. Von Graz aus, wohin er sich zurückgezogen hatte, unternahm er Reisen, wobei er in London und Brüssel angegriffen und misshandelt wurde, was zu diplomatischen Verstimmungen führte. (Via:
Wikipedia)
Arad spielte auch davor eine bedeutende Rolle während der Ungarischen Revolution von 1848/49. Bis zum Juli 1849 vom österreichischen General Johann Nepomuk Berger von der Pleisse verteidigt, wurde die Stadt von den ungarischen Aufständischen eingenommen, die sie im späteren Verlauf der Revolte zu ihrem Hauptquartier machten. Von hier aus verkündete Lajos Kossuth am 11. August 1849 seine Proklamation, in dieser übergab er die oberste militärische und zivile Macht an Arthur Görgey. Die Revolutionsregierung Ungarns wählte am 30. Juli 1849 Arad zum Regierungssitz der ungarischen Republik.
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Arad, eine Stadt, die bis 1920 zu Ungarn gehörte
Die Geschichte der Stadt, soweit es den ungarischen Faden betrifft, reicht doch viel früher als die Revolution 1848/1849 zurück.
Burg von Arad
Im 10. Jahrhundert begann die Expansion der Magyaren in der Stadt. Zu Beginn des 11. Jahrhunderts gewann das ungarische Königreich die Kontrolle über das Gebiet. Die erste urkundliche Erwähnung der Siedlung Orod stammt aus einem Dokument, das zwischen den Jahren 1078 und 1081 ausgestellt wurde. Die erste Burg der Stadt hat ihren Namen von einer Person namens Orod oder Arad erhalten, die der erste ungarische König Stephan I. der Heilige als Gespan eingeweiht hatte. In dieser Burg fand die Versammlung von Arad im Jahre 1131 statt, als König Béla II. alle adligen umbringen ließ, die bei seiner Blendung mitgewirkt hatten. Die Festung verlor im 12. Jahrhundert ihre Bedeutung, als sie nicht mehr als königliche Burg galt. Anschließend wurde sie 1241 und 1285 von den Tataren demoliert, sodass sie in den 14.-15. Jahrhunderten keine Urkunde mehr erwähnt hatte.
Cetatea Aradului – Facebook
Die derzeitige Festung wurde zwischen 1763 und 1783 unter der Herrschaft von Maria Theresia nach den Plänen des österreichischen Generals und Architekten Ferdinand Philipp von Harsch im Vauban–Tenaille Stil gebaut. Die in Form eines sechseckigen Sterns angelegten Burg diente danach als Militärgefängnis sowie als Militärgarnison der österreichischen, sowjetischen und rumänischen Armee. Nach der Niederschlagung der ungarischen Revolution 1848/49 wurden hier über 500 Offiziere der königlich-ungarischen Armee gefangen gehalten.
Nach wirtschaftlichem und kulturellem Aufschwung wird Arad rumänisch
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat die Stadt einen wirtschaftlichen Aufschwung im damaligen Königreich Ungarn erlebt: Mehrere Fabriken und Betriebe wurden errichtet, 1858 wurde sie ans Eisenbahnnetz angeschlossen und 1883 wurde die Straßenbeleuchtung installiert. Auch das kulturelle Leben hat geblüht: Mehrere ungarische und rumänische Zeitungen sind erschienen, und seit 1907 verfügte die Stadt auch über ein Kino. Bis zu den 1920er Jahren wurden zahlreiche Stummfilme in Arad gedreht.
Arad 1904 – Quelle: Fortepan / Magyar Földrajzi Múzeum / Erdélyi Mór cége
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Stadt 1920 im Trianon-Diktat an Rumänien angeschlossen, sodass eine mehr als 1000-jährige ungarische Geschichte zu Ende ging. Nach einer Periode der Stagnation zwischen den beiden Weltkriegen fand nach 1950 die sozialistische Industrialisierung statt, sodass infolge der Ansiedlung mehrerer Arbeiter aus anderen Teilen des Landes die Einwohnerzahl fast 200.000 erreichte, wodurch die einst mehrheitlich ungarische Stadt (1910: 70 Prozent) heute überwiegend von Rumänen (85 Prozent) bewohnt ist.
Fortepan / Schoch Frigyes
Freiheitsstatue Arad, Zurück zur Revolution 1848/1849
Schon am 16. Juni 1867, eine Woche nach der Krönung Franz Josephs I., wurde in der Tageszeitung Alföld in Arad ein Aufruf zur Errichtung einer Gedenksäule veröffentlicht. 1871 wurde auf dem Feld unterhalb des Schlosses, an der Stelle der Hinrichtung, eine steinerne Gedenksäule errichtet. Eine spätere, monumentalere Skulptur wurde dann nicht vollendet, weil ihr Schöpfer starb. Das spätere Denkmal hat auch ein kompliziertes, schweres und trauriges Schicksal. Die heutige Statue wurde 1890 nach den Plänen von György Zala auf dem Freiheitsplatz im Stadtzentrum aufgestellt. Nach dem Anschluss der Stadt an Rumänien wurde sie doch zuerst 1923 mit Brettern verblendet, um sie vor Beschädigungen zu schützen, und anschließend hat man sie 1925 entfernt und in den kommenden Jahrzehnten in unterschiedlichen Lagern aufbewahrt. Über ihre Wiederaufstellung konnten sich die Regierungen Ungarns und Rumäniens erst 1999 einigen, sodass die Statue seit 2004 wieder steht, jedoch nicht auf ihrem ursprünglichen Platz, sondern im „Park der Versöhnung“ auf dem Platz der Feuerwehr, direkt gegenüber dem 9 Meter hohen rumänischen Triumphbogen.
Quelle: kormany.hu rubicon.hu index.hu erdelyiturizmus.hu Bild: „János Thorma: „Märtyrer von Arad“ (János Thorma Gallery), Via: wikipedia.org.