Der reformierte Bischof Siebenbürgens spricht über die Gegenwart seiner KircheWeiterlesen
Die Geburt Jesu, Kathedrale von Karlsburg (Siebenbürgen)
Eine der wichtigsten Weihnachtsbotschaften ist die Einsicht, dass Gott ausgerechnet durch die Schwäche und Schutzbedürftigkeit eines Kindes Großartiges vollbringen kann. Aus diesem Grund werden den geneigten Lesern die Hirtenbriefe vorgestellt, die den ungarischen Christen in Siebenbürgen (Rumänien) zum Weihnachtsfest geschrieben wurden. Die zweifache, ethnische und religiöse Minderheitensituation lässt sie nämlich die Hilflosigkeit des göttlichen Kindes nachvollziehen und zugleich die hundertjährige Randstellung nicht als Schicksal, sondern als ethische Berufung begreifen.
Für Béla Kató, Bischof des Siebenbürgischen Reformierten Kirchendistrikts lautet die Frage, die sich an Weihnachten stellt: Wo ist ein Platz für Jesus oder wo nicht? Er erinnert an die Entfernung des Kreuzes aus dem Friedenssaal des Rathauses von Münster auf Anordnung des deutschen Außenministeriums. Heute müsse man alles und jeden „tolerieren“, nur nicht den Erlöser. In der Alltagssprache ist für ihn kaum noch Platz, ebenso wenig am Arbeitsplatz, in der Schule und auch in der Politik. Der wahre Gott wohnt – so ein im Hirtenbrief zitierter Rabbiner – dort wo man ihm zumindest einen handtellergroßen Platz einräumt. Denn wenn ich den Herrn aufnehme, wird der Raum merkwürdigerweise nicht enger, weil er sich dorthin bewegt hat, sondern weiter.
Erzbischof Gergely Kovács und Weihbischof László Kerekes, Oberhirten der römisch-katholischen Erzdiözese Karlsburg (Gyulafehervár, Alba Iulia) heben das Geschenk des Friedens hervor, das für uns in diesen Tagen, in denen wir alle Formen menschlicher Unruhe in unserem Leben, in unserer unmittelbaren Umgebung und in der Welt insgesamt erleben, besonders bedeutsam ist. Mit seinem Kommen hat Jesus Christus den Frieden gebracht. Wo der Friede Jesu ausgegossen wird, verändert sich etwas im Herzen des Menschen. Dann werden die Männer mit dem Herzen eines Löwen und dem Temperament eines Wolfes (vgl. Jesaja 11, 6) den Schwächeren nicht mehr wehtun wollen.
István Koszta, Stellvertretender Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Rumänien erinnert daran, dass kurz vor Weihnachten viele Menschen darauf warten, dass ihre Angehörigen, die im Ausland arbeiten, nach Hause zurückkehren. Im Gegensatz zu diesen kam Jesus nicht nur ein Mal zu Weihnachten, irgendwann in der Vergangenheit, an die wir uns jedes Jahr erinnern können, sondern so oft, wie ein Herz für ihn geöffnet wird. Dieser königliche Gast will bei uns bleiben, um nach dem Fest bei uns zu wohnen.
István Kovács, Bischof der Ungarischen Unitarischen Kirche, stellt fest, dass ein weiteres schwieriges Jahr hinter uns liegt. Neben dem Leid der Pandemie habe auch die Angst vor einem Krieg in der Nachbarschaft Einzug in unser tägliches Leben gehalten. Liebe und Angst seien für jeden Menschen untrennbar, aber „ohne Liebe wütet der Mensch“ (Sándor Márai). Die Stimme des Engels („Fürchtet euch nicht, denn ich bringe euch eine frohe Botschaft“) macht uns aber klar, dass es trotz aller Schwierigkeiten und Ängste eine gute Nachricht gibt, für die wir dankbar sein können. Die Sorgen werden nicht ganz verschwinden, aber Gott wird durch die Geburt des Kindes, durch seine fürsorgliche Gegenwart auch in diesem Jahr das Beste in uns zum Vorschein bringen können.
Beitragsbild: romkat.ro Facebook