Ein regierungsnaher Kommentator fordert das Kabinett auf, die Geburtenrate durch wirtschaftliche Anreize, die Förderung familienorientierter Einstellungen sowie ein Umdenken beim liberalen Abtreibungsrecht zu erhöhen. Eine linksgerichtete Bloggerin ist der Meinung, dass die Bereitschaft der Frauen, mehr Kinder zu bekommen, nur durch eine Reform des derzeitigen Wirtschaftssystems und die Förderung der Gleichstellung der Geschlechter verbessert werden könne.
Tamás László fordert die Regierung auf, weitere Gesetze zur Erhöhung der Geburtenrate zu verabschieden, um auf diese Weise das demografische Gleichgewicht Ungarns aufrechtzuerhalten. Der regierungsfreundliche Kommentator der Tageszeitung Magyar Hírlap erinnert daran, dass die Nationalbank in ihrem letzten, 2019 veröffentlichten Programm zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit einen Aktionsplan für eine Steigerung der jährlichen Geburtenzahl von derzeit 90.000 auf 110.000 vorgelegt habe.
Zur Erreichung dieses Ziels sollte die Regierung jungen Paaren beim Erwerb von Wohneigentum finanziell unter die Arme greifen und Müttern bei der Arbeitsaufnahme helfen, empfiehlt László und ergänzt: Neben den wirtschaftlichen Anreizen sollten auch kulturelle Aspekte nicht außer Acht gelassen werden. Zudem müsse die Regierung die Ehe fördern und die „LGBTQ-Lobby“ durch Bücher und Bildungsprogramme bekämpfen. Außerdem vertritt László die Auffassung, dass die Regierung den Konservativen in den Vereinigten Staaten folgen und eine Überarbeitung der Abtreibungsgesetze in Erwägung ziehen sollte, um zu garantieren, dass alle gezeugten Kinder geboren würden.
Staatliche Anreize zur Steigerung der Geburtenrate seien unwirksam, hält dagegen Júlia Bakó fest. Auf Mérce erinnert die linksliberale Bloggerin daran, dass im ersten Quartal 2022 in Ungarn 19.688 Kinder geboren worden seien – ein Negativrekord. Das Beharren der Regierung auf traditionellen Familienwerten mache das Kinderkriegen für Frauen keineswegs attraktiver. Um entsprechende Anreize zu erzeugen, sollte die Regierung mehr tun. Als Beispiele nennt Bakó das Eindämmen häuslicher Gewalt, eine Förderung der Geschlechtergleichstellung in der Arbeitswelt, eine Verbesserung des Gesundheitssystems und den Bau von mehr Kindergärten. Nicht zuletzt sollte Wohnraum erschwinglicher gemacht werden. Gleichzeitig müsse die Regierung damit aufhören, den Feminismus für die niedrige Geburtenrate verantwortlich zu machen, so Bakó.
(via budapost.de, Beitragsbild: MTI Fotó: Bea Kallos)