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Das Lapidarium des Nationalmuseums für die Geschichte Siebenbürgens in Klausenburg (Kolozsvár, Cluj) wurde nach mehr als 30 Jahren für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht, um dann bereits am nächsten Tag angeblich aus „technischen Gründen“ wieder geschlossen zu werden. Der tatsächliche Grund für die Schließung: Bürgermeister Emil Boc war der Meinung, dass das Lapidarium nicht die rumänische Kultur widerspiegelt.
Über die Hintergründe dieses Skandals sprach das investigative Wochenblatt Gazeta de Cluj mit dem Kunsthistoriker Ciprian Firea, der eingangs erläuterte, das ein Lapidarium eine Sammlung von steinernen Artefakten ist, die für eine bestimmte Epoche oder einen bestimmten Kunst- und Architekturstil repräsentativ ist.
Am 30. Oktober 2023 wurde das mittelalterliche Lapidarium wieder eröffnet. Genauer gesagt handelt es sich um das Lapidarium des Mittelalters und der Vormoderne mit Objekten, die zwischen ca. 1200 und 1800 angefertigt wurden.
Die Trennung zwischen dem römischen Lapidarium und dem mittelalterlichen Lapidarium ist höchstwahrscheinlich auf die Art und Weise zurückzuführen, wie die Sammlungen des heutigen Klausenburger Museums aufgebaut sind. Die Trennung der Lapidarien ist an sich nichts Schlechtes oder Gutes, sie können gleichermaßen gut zusammen oder getrennt arbeiten, wichtig ist nur, dass die Stücke zugänglich sind. In dem Raum, in dem die mittelalterlichen Artefakte untergebracht waren, befanden sich verschiedene Organisationen, die nichts mit der Erhaltung, Erforschung und Popularisierung des kulturellen Erbes zu tun hatten. Die Spezialisten hatten noch Zugang zu den römischen Artefakten, nachdem der Zugang zu den Mittelalterlichen nicht mehr möglich war, erklärt Ciprian Firea.
Die meisten Objekte aus dem mittelalterlichen und vormodernen Lapidarium stammen aus Klausenburg und Umgebung, aber es besteht kein Zweifel, dass einige dieser Artefakte wirklich sehr wertvoll sind. Der Kunsthistoriker nennt als Beispiel eine Reihe von Tür- und Fensterrahmen, die aus dem teilweise abgerissenen Haus eines großen Renaissance-Intellektuellen stammen, der in Klausenburg lebte. Es handelt sich um Adrianus Wolphardus, einen Siebenbürger Sachsen aus Straßburg am Mieresch (Nagyenyed, Aiud), der in Wien zur Schule ging, in Bologna promovierte, Kanoniker der Kathedrale von Weißenburg (Gyulafehérvár, Alba Iulia), Bischofsvikar und von 1529 bis zu seinem Tod 1544 Pfarrer der Klausenburger St. Michael Kirche war. Der Humanist ließ in Klausenburg eines der prächtigsten Renaissancehäuser des heutigen Rumäniens errichten, ein Haus, das sowohl seinen humanistischen Geschmack und seine Vorliebe für die von der klassischen Antike inspirierte Kunst als auch seine beträchtlichen finanziellen Möglichkeiten widerspiegelte.
Seit 30 Jahren haben wir keinen direkten Zugang mehr zu diesen kulturellen und künstlerischen Schätzen, außer durch das Wohlwollen von Kollegen“,
bedauert Ciprian Firea.
Die Schließung des Lapidariums am nächsten Tag nach der Eröffnung im Beisein der Kulturministerin wird auf dem Hintergrund des immer stärker werdenden rumänischen Nationalismus gesehen. Bürgermeister Emil Boc, der einst das schwierige Erbe seines nationalistischen Amtsvorgängers mit dem Versprechen antrat, die Völkerverständigung in der Stadt zu fördern, hielt eine „völlig uninspirierte Rede, als stammte sie aus der der Funar-Ära“, so der Kunsthistoriker. Da es aus dieser Zeit kaum rumänische Artefakte aus Stein gibt, vermisste der Bürgermeister das römische Lapidarium, das, zumindest nach Ansicht der rumänischen Nationalisten, mehr mit den Rumänen zu tun hat, als beispielsweise die Tür- und Fensterrahmen des Wolphardschen Hauses. Darüber hinaus sei die Wehleidigkeit des Politikers, „keine Inschriften in rumänischer Sprache mit lateinischen Buchstaben“ gesehen zu haben, fehl am Platz, meint Ciprian Firea, der auf die hinlänglich bekannte Tatsache hinweist, dass die Rumänen das lateinische Alphabet erst seit dem 19. Jahrhundert verwenden.
Auf die Einladung des Reporters hin, die skandalöse Schließung des kaum eröffneten Lapidariums zu bewerten, sagt der Klausenburger Kunsthistoriker:
Es ist eine Stimme der Subkultur, die lauter schreit, als die Musen singen“.