„Ohne demokratisches Forum kein Picknick, ohne Picknick keine Fluchtbewegung, ohne Fluchtbewegung keine mediale Berichterstattung, ohne Berichterstattung keine Demonstrationen und kein Fall der Berliner Mauer.“ – betonte Wolfgang Bachkönig, Leiter eines Rundtischgesprächs bei der Konferenz zum Gedenken des Paneuropäischen Picknicks. Der Chefsinspektor a.D. der Österreichischen Polizei hat den Oberstleutnant Árpád Bella, die Hauptorganisatorin des Picknicks Mária Filep und Hermann Petschenreiter, den ehemaligen DDR-Flüchtling über die Geschehnisse von 1989 befragt.
Die Idee hatte Ferenc Mészáros am 20. Juni. Er war auch Mitglied der Debrecener Organisation des Demokratischen Forums (MDF), das damals eine wichtige oppositionelle Kraft darstellte. Am 20. Juni luden wir Otto von Habsburg für einen Vortrag über die Zukunft Europas nach Debrecen ein. Im Gespräch schlug Mészáros vor, dass man den Dialog direkt an der Grenze fortsetzen und ein Picknick veranstalten sollte – erinnerte sich an die Geschehnisse vor dem Paneuropäischen Picknick Mária Filep, Hauptorganisatorin aus Debrecen. Sie fügte hinzu:
Am 15. Juli kontaktierte ich dann Sopron, was übrigens auch in Stasidokumenten gut dokumentiert ist
Mária Filep betonte bei dem Rundtischgespräch, dass die Botschaft des Picknicks das Folgende war:
Freiheit und Treue
„die waren die moralischen Werte die das Entstehen des Picknicks prägten“ – so Filep. Sie fügte hinzu: „Wir hatten kein Büro, keine Handys und konnten so 500 km von der Grenze entfernt die Veranstaltung organisieren.
„Die Sehnsucht nach Freiheit hat uns geholfen.“ – so Filep.
„Der Abriss des Eisernen Vorhangs bedeutete gleich den Abriss der ideologischen Grenzen“ – sagte sie schließlich,
„Es gab keinen Plan, es gab ein Ziel: die Bundesrepublik“
Hermann Pfitzenreiter sah mit seiner Frau im Paneuropäischen Picknick eine Chance zu einer realen Flucht aus der DDR. Sie wollten mit ihren zwei Kindern, die damals 8 und 15 Jahre alt waren über Slowakei nach Ungarn und von dorther nach Österreich zu gelangen.
Sie haben über das Picknick aus einem Flugblatt erfuhren.
Die Gedanken, das Land zu verlassen waren immer da, weil wir gesehen haben, dass die richtige Freiheit uns unerreichbar ist – ich meine die andere Seite des Zauns
Am Morgen des 19. August 1989 erfährt er auf dem ungarischen Zeltplatz am Neusiedler See, dass am Nachmittag die Grenze nach Österreich für ein paneuropäisches Picknick drei Stunden lang offen sein soll. Mit seiner Frau und den beiden Kindern machte er sich sofort auf den Weg zum Eisernen Vorhang.
Organisator László Nagy: „Nur die Zukunft ist sicher, die Vergangenheit kann sich immer verändern“
Laut dem Organisator László Nagy haben sowohl das Glück als auch die Zufälle dazu geführt, dass es zum Durchbruch kommen konnte.
Der Sommer von 1989 war darum ein großer Erfolg, weil jeder am richtigen Ort war und an der richtigen Position arbeitete
„Hätte sich der ungarische Grenzoffizier damals anders verhalten, und wäre damals einen einzigen Schuss abgegeben, dann würden wir heute nicht zu dem Tor der Freiheit gehen sondern zu einer Pilgerstätte.“
mit diesem Zitat sprach der Moderator den damaligen Oberstleutnant Árpád Bella an. Er erinnerte an den Tag des Durchbruchs so:
„Als ich Hunderte von Ostdeutschen sah, musste ich innerhalb von Sekunden entscheiden, ob ich sie aufhalte oder nicht. Ich glaube, ich habe die richtige Wahl getroffen.“
„Ich musste innerhalb von Sekunden entscheiden, ob ich sie aufhalte oder nicht“
Aus dem Publikum konnte irgendjemand den Teilnehmern des Rundtischgesprächs Fragen stellen. Die einzige Fragestellerin wollte eine Parallele zwischen den heutigen Migranten und den damaligen DDR-Flüchtlingen stellen.
Die Antwort von Mária Filep lautete:
Die Grenzen sind heute nicht da, um ihre Bürger zu versperren, sondern um sie zu schützen
Während Hermann Pfitzenreiter betonte: Freiheit sollte ein Grundrecht für alle sein. Organisator des Picknicks László Nagy fügte hinzu: Der Zaun, den wir 1989 abgebaut haben, wurde früher gegen uns gebaut, dagegen steht heute der Zaun für unsere Sicherheit.