Ein linksorientierter Kommentator bezeichnet es als unverantwortlich, dass die Regierung in Erwartung einer massiven Zunahme von Coronavirus-Fällen 60 Prozent der Krankenhausbetten freigemacht hat. Ein regierungsnaher Publizist weist die Vorwürfe zurück. Presseschau von budapost.de.
Miklós Hargitai von der Tageszeitung Népszava hält es für völlig irrational und unverantwortlich, dass Minister Miklós Kásler die Krankenhäuser angewiesen habe, bis zum 19. April 36.000 Betten, d.h. 60 Prozent der gesamten Krankenhauskapazitäten, freizumachen, damit künftige Coronavirus-Patienten stationär aufgenommen und behandelt werden könnten.
Der linke Kommentator hält den Umfang der Krankenhausevakuierung für absurd: Immerhin habe es in Ungarn bis Donnerstag lediglich 1.652 bestätigte Coronavirusinfektionen gegeben. Die massenhafte Evakuierung von Krankenhäusern bedeute, dass Patienten, die auf eine permanente Betreuung angewiesen seien, nach Hause geschickt würden. Insgesamt werde dies die Belastung ungarischer Familien sowie von Kommunalbehörden erhöhen, die nicht über das entsprechende Personal zur Unterstützung der häuslichen Pflege verfügen würden, kritisiert Hargitai.
In Magyar Nemzet weist Zsolt Bayer Vorwürfe zurück, die ungarische Regierung verletze grundlegende demokratische Normen oder überlasse bedürftige Menschen ihrem Schicksal. Der regierungsnahe Publizist macht geltend, dass in Schweden Patienten über 80 Jahre und solche über 60 Jahre mit schwerwiegenden Vorerkrankungen überhaupt nicht in Krankenhäusern behandelt würden. Das ungarische Kabinett habe enorme Ressourcen mobilisiert, um die Behandlung sämtlicher Coronavirus-Patienten sicherzustellen. Der Autor fügt hinzu, dass Ungarn zu denjenigen Ländern gehöre, die am wenigsten von der Epidemie bedroht seien. Angesichts dieser Tatsachen hält Bayer den Vorwurf für absurd, die Regierung wolle eine Diktatur errichten.
(Via: budapost.de, Beitragsbild: MTI – Zsolt Szigetváry)