Nach Ansicht eines konservativen Analysten dürfte Joe Biden Ungarn auf keiner Weltkarte zeigen können, wenn er schon den Unterschied zwischen Belarus und Ungarn tatsächlich nicht zu erkennen vermag. Ein linksliberaler Autor wirft Außenminister Szijjártó vor, er wolle mit seiner Kritik an Biden den russischen Präsidenten Putin erfreuen.
Während eines im amerikanischen Fernsehen übertragenen Bürgerforums hatte der demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden am vergangenen Donnerstag in Pennsylvania erklärt: „Sie sehen, was so alles passiert von Belarus über Polen bis Ungarn, und [Sie sehen] den Aufstieg totalitärer Regimes in der Welt.“ Dazu der Kommentar des ungarischen Außenministers Péter Szijjártó: Die Äußerungen Bidens über Ungarn hätten nichts mit der Realität zu tun. Biden sollte lieber, bevor er Ungarn angreife, auf gegen ihn im Zusammenhang mit der Ukraine erhobene Korruptionsvorwürfe eingehen. Szijjártó wörtlich: „Es wäre großartig, wenn Joe Biden uns sagen könnte, warum er Druck auf die ukrainische Regierung ausgeübt hat, damit diese ihren Chefankläger feuert. Und wie all dies mit den zum Erliegen gekommenen Ermittlungen über die ukrainischen Energiegeschäfte seines Sohnes zusammenhängt.“
Außenminister verteidigt Ungarn gegen Bidens Diktatur-Vorwürfe
Gábor Horváth interpretiert die Worte Bidens keineswegs in dem Sinne, dass der Präsidentschaftskandidat Ungarn und Polen mit Belarus gleichgesetzt oder ihre Regimes als totalitär eingestuft habe. Dabei sei es durchaus problematisch, dass Biden Junior die Position seines Vaters als Vizepräsident genutzt habe, um einen gut bezahlten Job in einem ukrainischen Gasunternehmen zu ergattern, schreibt der linksliberale Kommentator in Népszava, glaubt aber dennoch, dass die gegen Biden erhobenen Vorwürfe von russischen Geheimdiensten veranlasst worden seien. Und so habe der ungarische Außenminister mit dem Aufgreifen dieser Gerüchte dem russischen Präsidenten Putin wohl eine Freude bereiten wollen, argwöhnt Horváth.
Ungarn könnte vielleicht die „dumme und unüberlegte Aussage“ Bidens übergehen oder ihn fragen, ob er Ungarn auf einer Weltkarte zeigen könne, notiert Barnabás Heincz auf Mandiner. Allerdings sei er letzte Woche zufällig als Journalist in Belarus im Einsatz und somit Zeuge der Polizeibrutalität gegen friedliche Demonstranten gewesen. Deshalb empfinde er die Worte Bidens als besonders unangebracht. „Das ist es, was wir erwarten können, falls die Demokraten ins Weiße Haus zurückkehren“, so die Schlussfolgerung des konservativen Kolumnisten.
(Via: budapost.de, Beitragsbild: MTI/Carolyn Kaster)