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Budapost: Petőfi-Literaturmuseum-Chef: Skandal um Soros-Hitler-Vergleich

Ungarn Heute 2020.12.01.
FIZETŐS

Der Direktor des renommierten Petőfi-Literaturmuseums hat seine umstrittenen Äußerungen über George Soros zurückgenommen. Unter anderem hatte er den amerikanisch-ungarischen Finanzier mit Hitler verglichen. Vor diesem Hintergrund bezeichnet ein Kommentator die Worte des Schriftstellers und Publizisten als eine primitive Beleidigung der Opfer des Holocaust, während ein angesehener Politologe meint, er habe der Regierung, die ihn zum Leiter der wichtigsten literarischen Institution des Landes ernannt habe, einen gewaltigen Bärendienst erwiesen. Presseschau von budapost.de. 

Am Samstag hatte das regierungsnahe Internetportal Origo einen Kommentar aus der Feder Szilárd Demeters veröffentlicht, in dem der Chef des Petőfi-Literaturmuseums erklärte: George Soros wolle Europa regieren und seine liberalen Anhänger würden ihn verehren wie einst die Nazis Hitler. Soros und seine Leute wollten Europa von den Ungarn und Polen, die sie als minderwertig erachten würden, reinigen. Demzufolge sei „Europa Soros’ Gaskammer“. Am Sonntag zog Demeter seinen Kommentar zurück und räumte ein, dass er den Holocaust nicht zur Beschreibung zeitgenössischer Entwicklungen hätte heranziehen dürfen. Zuvor hatten Hunderte von Intellektuellen eine Petition unterzeichnet, in der Demeter zum Rücktritt aufgefordert wird. Der Budapester Oberbürgermeister gab Ministerpräsident Orbán bis Montagmorgen Zeit, ihn zu entlassen, während Orbáns Amtsvorgänger, Gordon Bajnai, betonte, falls Demeter seinen Job behalten könne, müssten seine Worte als Ausdruck der Position der Regierung verstanden werden.

Leiter des Petőfi Literaturmuseums Demeter: "Europa ist eine Gaskammer von Soros"
Leiter des Petőfi Literaturmuseums Demeter:

„Der US-Milliardär George Soros hat Europa zu seiner Gaskammer gemacht… Aus den Fässern der multikulturellen offenen Gesellschaft entströmt das Giftgas, das für die europäische Lebensform tödlich ist“ schrieb der Leiter des Petőfi Literaturmuseums Szilárd Demeter, in einem auf dem regierungsnahen Portal origo.hu veröffentlichten Meinungsartikel. Politiker und zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens fordern jetzt den Rücktritt […]Weiterlesen

Auf dem Internetportal von Magyar Hang verurteilt Benedek Ficsor Demeter, der die Konflikte der Regierung mit der Tragödie des europäischen Judentums unter der Nazi-Herrschaft vergleiche. Diese Darstellung schade der Regierung selbst, denn Ministerpräsident Orbán und seine Mitstreiter hätten keine Mühen gescheut, um die Opfer des Holocaust zu ehren und sicherzustellen, dass eine Null-Toleranz-Politik gegenüber dem Antisemitismus verfolgt würde.

Nach Ansicht von Gábor Török hat Demeter einen übereifrigen Versuch unternommen, die Erzählung des Ministerpräsidenten über George Soros zu untermauern, ihm aber schlussendlich einen gewaltigen Bärendienst erwiesen. Tatsächlich, so erklärt der angesehene Politologe auf seiner Facebook-Seite, habe die Opposition die sofortige Entlassung Demeters gefordert, was es ihr ermöglichen dürfte, das Thema noch einige Zeit auf der Tagesordnung zu halten.
Einerseits sei es für die Regierung tatsächlich problematisch, Druck nachzugeben. Andererseits jedoch könne sie die Äußerungen Demeters auch nicht verteidigen. Török hält es für recht aufschlussreich, dass Gordon Bajnai die erste Persönlichkeit des öffentlichen Lebens gewesen sei, die den Regierungschef zur Entlassung von Demeter aufgefordert habe. Das veranlasst Török zu der Vermutung, dass Bajnai 2022 problemlos zum gemeinsamen Kandidaten der Opposition für das Amt des Ministerpräsidenten gekürt werden könnte.

(Via: budapost.de, Beitragsbild: MTI/EPA/Clemens Bilan)