Zwei leitende Wirtschaftsfachleute der Ungarischen Nationalbank weisen die unter linken US-amerikanischen Ökonomen weit verbreitete Meinung zurück, wonach eine hohe Staatsverschuldung kein Grund zur Sorge sei.
Auf Portfolio warnen der Ökonom György Szapáry und seine Fachkollegin Zsuzsanna Hardi davor, Bemühungen um einen Abbau der Staatsverschuldung einzustellen. Sie räumen ein, dass Regierungen die Geldpresse anwerfen müssten, um die Wirtschaft in der Coronavirus-Pandemie zu stimulieren. Szapáry und Hardi – beide sind beratend für die ungarische Notenbank tätig – bestreiten allerdings, dass sich die Regierungen angesichts der hohen Verschuldung keine Sorgen zu machen brauchten, weil die Zinssätze aller Voraussicht nach niedrig bleiben würden. Gewiss, die USA und Japan hätten selbst dann wenig Grund zur Besorgnis, falls ihre Staatsschulden neue Höchststände erreichten. Aber ein gebremstes Wachstum und höhere Zinsen könnten kleinere und anfälligere Volkswirtschaften schwer treffen, warnen Szapáry und Hardi und fordern daher die Regierungen auf, das Defizit unter Kontrolle zu halten und ihr Bestes zu tun, um die Staatsverschuldung zu senken, sobald die Pandemie vorbei sei sowie die Wirtschaft die Krise überwunden habe.
In einem separaten Beitrag, der nach dem Erscheinen des Artikels von Szapáry und Hardi veröffentlicht wurde, notiert Nationalbankpräsident György Matolcsy, dass die Schwellenländer mit Blick auf eine hohe Verschuldung nicht entspannt bleiben könnten. Matolcsy stimmt mit der Ansicht des US-Ökonomen Paul Krugman überein, wonach sich die USA sogar noch höhere Schulden leisten könnten. Kleinere und empfindlichere Volkswirtschaften hingegen seien nicht in der Lage, denselben Kurs zu verfolgen, betont der Notenbankchef.
(via budapost.de, Beitragsbild: pixabay.com)