Während die dritte Coronavirus-Welle ihren Scheitelpunkt überschritten hat, die Zahl der Infektionen zurückgeht und die Impfquote bei über 31 Prozent liegt, machen sich Kommentatoren Gedanken über die Perspektiven einer wirtschaftlichen Erholung nach dem Ende der Pandemie. Presseschau von budapost.de.
Csaba Szajlai von Magyar Nemzet gibt sich optimistisch, dass Ungarn und die Visegrád-Länder im Jahr 2021 eine schnelle wirtschaftliche Erholung verzeichnen könnten. Unter Berufung auf den jüngsten Bericht von Fitch Ratings glaubt der konservative Ökonom, dass das Wirtschaftswachstum in der aus vier Staaten bestehenden Gruppe den größten Teil der EU übertreffen und das ungarische BIP im Jahr 2021 um fünf sowie 2022 um etwa sieben Prozent zulegen werde. Die schnelle Erholung werde vom EU-Rettungsfonds beflügelt. Er sorge für eine Ankurbelung der Investitionen innerhalb der V4-Region, ist Szajlai überzeugt.
Auf Portfolio warnt der konservative Ökonom Ákos Péter Bod vor übermäßigem Vertrauen in das Wachstumspotenzial: Die quantitative Lockerung fördere zwar das Wirtschaftswachstum, doch führe die Parallele zwischen den Aussichten nach der Pandemie und dem Aufschwung der Nachkriegszeit in die Irre, notiert der ehemalige Chef der Nationalbank und Minister für Industrie und Handel in den Jahren 1991 bis 1994. Die Aussichten ähnelten eher denen der 1920er Jahre, als eine schnelle Erholung in der Großen Depression gemündet sei. Laut Bod drucken die Regierungen nun schon seit mehr als einem Jahrzehnt Geld. Bisher habe jeder Hinweis auf eine auch nur allmähliche und geringfügige Drosselung Panik ausgelöst.
Der Experte glaubt, dass früher oder später die Inflation steigen werde, wobei die Immobilienpreise bereits jetzt in die Höhe geschossen seien. Das Gelddrucken habe „Zombie-Unternehmen“ geholfen, sich – auch bei möglicherweise mangelnder Rentabilität – über Wasser zu halten. Zudem könne niemand vorhersagen, wie sich die Pandemie auf das soziale Kapital und das persönliche Verhalten auswirken werde. Deshalb lasse sich unmöglich abschätzen, ob und in welcher Form die Menschen nach der Epidemie anfangen würden, Geld auszugeben.
In Bezug auf Ungarn weist Bod darauf hin, dass das Land sehr anfällig für plötzliche Stimmungsumschwünge in der Wirtschaft sei, so dass sowohl das Rating der ungarischen Staatsschulden als auch der Forint leiden könnten, sollte sich die Erholung nicht so schnell einstellen, wie Optimisten es nur zu gerne hoffen würden.
Auf Mozgástér vertritt auch Zoltán Kiszelly die Auffassung, dass die Situation nach Corona derjenigen in den 1920er Jahren ähneln werde. Die öffentlichen Ausgaben sowie die Verschuldung könnten außer Kontrolle geraten, da die Regierungen versuchten, sich mittels der Geldspritze aus der Krise herauszuwinden und ihre Unterstützung beim Wahlvolk durch fiskalische Anreize zu erhöhen. Der regierungsnahe Analyst ist jedoch optimistisch, dass Ungarn mehr Zurückhaltung an den Tag legen, die Regierung die Schulden im Zaum halten und gleichzeitig das Wachstum ankurbeln werde – so wie zwischen 2010 und der Pandemie praktiziert. Mit Blick auf Westeuropa zeigt sich Kiszelly pessimistischer: Ähnlich wie in den 1920er Jahren könnten gedankenlose Ausgaben früher oder später zu einer großen Krise führen.
(Via: budapost.de, Titelbild: romanakr – Pixabay)