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Winzer István Szepsy: „In der globalisierten Welt des 21. Jahrhunderts kannst du etwas bleiben, was auch deine Vorfahren waren“

Ungarn Heute 2021.06.04.

Vor 30 Jahren hatte die Winzerfamilie Szepsy eine Vision, Tokaj auf den ersten Platz unter den historischen Weingebieten Ungarns zu bringen – erzählt István Szepsy dem Porträt-Video unseres Herausgebers, der „Freunde von Ungarn Stiftung“. Die Familie beschäftigt sich seit dem 16. Jahrhundert mit Weinbau und erhielt 1631 den Adelstitel. Vater und Sohn erzählen über Tradition, Einstellung und Zukunftsvisionen.

Die Familie Szepsy lebte schon im 16. Jahrhundert auf den Tokajer Hügeln, der Szepsy-Weinberg („Szepsy Dűlő) in Bodrogkeresztúr erinnert auch daran. Im Jahre 1632 erhielten sie von Kaiser Rudolf eine Privilegienurkunde und ein Wappen. István Szepsy, der welberühmte Winzer lebt seit seiner Geburt hier. Und obwohl sich ihr Besitz nach dem Krieg stetig verringerte, unterhielten sie die ganze Zeit über einen kleinen Weinberg, einen Pflug, einen Obstgarten, Ackerbau und hielten sogar Tiere. So konnte das „Familienunternehmen“ überleben.

István Szepsy und sein Sohn, István Szepsy Junior bewirtschaften jetzt im Tokajer Weingebiet insgesamt 65 Hektar Rebfläche in 22 Gewannen von 6 Gemeinden, mit Hauptsitz in der Gemeinde Mád.

Fact

Im Durchschnitt werden aus den Szepsy-Weinbergen jedes Jahr 38.000 Flaschen trockener Wein, 7.000 Flaschen Aszú und 12.000 Flaschen Samorodni produziert. Die Böden der Weinberge sind hauptsächlich zeolith-, quarz- und tonhaltiger, verwitterter vulkanischer Riolitentuff, der durch Wärmequellen noch poröser geworden ist und in den die Wurzeln durch den Regenwasserabfluss sehr tief eindringen können. Das Klima ist geprägt von heißen Sommern, langen Herbsten, kühlen Wintern und einem durchschnittlichen Jahresniederschlag von 550 mm.

Via: szepsy.hu

István Szepsy Senior, der das Familienunternehmen vor 30 Jahren wieder aufnahm

1631 bekam mein Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Urgroßvater vor achtzehn Generationen den Adelstitel, er stellte Wein am Hof von Zsuzsanna Lorántffy her

so István Szepsy Senior im Film und führt uns zu dem Weingebiet, das auch schon früher seiner Familie gehörte. Er  hat es schon mehrmals erzählt, als sein Vater ihn als Kind mit in die Weinberge nahm, wußte er gleich, dass er nicht nach Hause will, weil es „so schön war dort“.

 

Auf dem Weg in die Hügel erzählt István außerdem, dass er schon vor 30 Jahren die Vision hatte, Tokaj auf den ersten Platz der historischen Weinregionen Ungarns zu bringen, wobei ihr Weingut eine führende Rolle dabei einnehmen sollte.

Nach der Universität wurde er Chefgärtner in Mád, und als er zu arbeiten begann, gefiel ihm „die sozialistische Fabrik“ nicht, also ging er nach Frankreich, mit der Absicht, dort zu bleiben. Dann brachte ihn das Heimweh nach Hause und er arbeitete von nun an in der Kooperative, um Trauben in möglichst großer Menge anzubauen. „Ich tat, was von mir erwartet wurde.“

Fact

Der Vater István Szepsy Senior wurde 1951 in Bodrogkeresztúr geboren, nach Absolvieren der Universität für Gartenbau arbeitete er in der LPG von Mád und nahm später an der Begründung von Royal Tokaji teil. Ab 1991 leitet er seine eigene Kellnerei, in den vergangenen Jahrzehnten hat er mehrere hochrangige staatliche und fachliche Auszeichnungen erhalten: 1999 wurde er mit dem Offiziers- und 2010 mit dem Kommandeurkreuz des Staats ausgezeichnet. 2001 wurde er zum Winzer des Jahres, 2009 zum Winzer der Winzer gewählt. 2013 erhielt er von der European Grand Juree den Preis „Les Seigneurs du Vin“, welcher als der Oscar des Weinbaus betrachtet werden kann.

Im Kurzfilm erzählt der Winzer auch über die Herausforderungen des Weinbaus: in den vergangenen 10 Jahren ist es ihnen drei Mal gelungen, Aszú (Ausbruch) zu produzieren. „Zu ertragen, dass diesmal aber nichts gewachsen ist, kann man nur durch eine seelische Kraft, die daraus stammt, dass man sehr mit dem Wein verbunden ist“ – fügte er schnell hinzu.

Fact

Die erstmalige Erwähnung des bekanntesten Produktes, dem Aszú, sowie seiner Herstellung reicht bis ins XVI-XVII Jahrhundert zurück. Ludwig XIV. bezeichnete diesen Wein als „den Wein der Könige, der König der Weine“.

Die 400 Jahre alte Vergangenheit der Familie habe nicht das Wissen, sondern die Einstellung gebracht: Der Wein war nämlich für seinen Vater und Großvater die „heilige Kuh“: Sie konnten sich einfach nicht vorstellen, dass der Wein nicht alles bekommt. In Hinblick auf die zukünftigen Entwicklungsmöglichkeiten betonte er:

Wenn kein Risiko mit neuen Methoden und neuen Preisen eingegangen wird, dann gibt es keinen Fortschritt

Aus diesem Grund bestehe eigentlich das Risiko darin, dass man kein Risiko eingeht. Weiterhin wies er auf den menschlichen Mehrwert hin, welcher die Qualität erheblich beeinflusst: Die Energie der Liebe, die in den Wein übergeht. Die Traube betrachten sie als Partner in der Verwirklichung, wobei die Mineralien, die Pflanzen, die Tiere, der Mensch alle auf einer Ebene sind und man darf praktisch weder den einen noch den anderen ausnutzen. In dieser Harmonie versuchen sie ihr Leben zu verbringen. Zum Schluss sprach er über die Kraft der Entschlossenheit, wodurch ihr Traum verwirklicht werden kann: Wieder zu den Weltbesten zu gehören.

Fact

Szepsy hat 2015 beschlossen, den Preis seines Aszú (Ausbruch) zwischen 1000-2000 Euro festzulegen. Er ist nämlich der Meinung, dass sein Preis einen Qualitätswein auf dem Markt ausmacht: Je teurer er ist, umso mehr wird er von den Konsumenten geschätzt. Er meint, dass die ungarischen Weine nicht überbewertet sind, ein ausländischer Wein zum gleichen Preis und derselben Qualität existiert nämlich nicht. Die auf dem Botrytis Forum in London 2016 vorgestellte Essenz aus dem Jahre 2007 wurde damals mit 1680 Pfund (1948 Euro) der teuerste Wein Ungarns. 

István Szepsy Junior, Winzer der 18. Generation

Der Sohn, István Szepsy Junior (1980) ist bereits Winzer der 18. Generation der Familie, darüber hinaus auch der Hauptwinzer des Szent Tamás Weinguts. 2016 erhielt er den Tibor Gál Gedenkpreis, welcher traditionell beim Ball der Ungarischen Weine verliehen wird.

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Er zeigt im Video das originelle Weingebiet, welches schon früher der Familie gehörte. Seiner Meinung nach verleihe es eine enorme Identität, wenn man als Tokajer sein Leben verbringt: Diese kulturelle Tätigkeit kann nämlich auch den folgenden Generationen eine Sicherheit geben, und

in der globalisierten Welt des 21. Jahrhunderts kannst du etwas bleiben, was auch deine Vorfahren waren

Er fügte hinzu: Die landwirtschaftliche Arbeit könne einem beibringen, demütig zu sein. Er sprach auch darüber, dass es die Winzererfahrung seines Vaters möglich machte, dass die Vision, wonach sie auch außerhalb dieses kleinen Dorfs weltberühmt werden können, in der Familie aufkam. Es ist ebenfalls seinem Vater zu verdanken, dass sie aus dem Gedankenkreis, welcher die die Region nach der Wende prägte, herauskommen konnten.

Eine zeitlose Reise durch die verborgenen Schätze der Tokajer Weinregion
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Zum Schluss sagte der 41-Jährige: Um Tokaj wieder groß machen zu können, muss man von jeder Parzelle wissen, dass das der Spitzenwein von Tokaj ist. Es gibt nämlich keinen anderen Weg, als alle Energie auf die Verbesserung der Qualität zu verwenden.

(Quelle: portfolio.hu  vinoport.hu  borigo.hu  Titelbild: Facebook Seite von István Szepsy)