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Nobelpreis: Wer sonst, wenn nicht Karikó?

Daniel Vargha 2021.10.07.
FIZETŐS

Alle waren zu Recht überrascht, als sich herausstellte, dass der diesjährige Nobelpreis weder für Medizin noch für Chemie – an die ungarische Forscherin Katalin Karikó ging, deren Name mit der Forschung von mRNA-basierten Therapiemöglichkeiten und dem Impfstoff gegen das Coronavirus verbunden ist. Die Arbeit von Karikó wurde ein Schlüsselfaktor im Kampf gegen COVID-19. Dieser Kampf beeinflusst zweifellos mehr als anderthalb Jahre lang das Leben der gesamten Bevölkerung der Erde. Es stellt sich also die Frage: Wäre es nicht offensichtlich gewesen, dass sie diese Anerkennung hätte erhalten sollen? 

Bevor wir näher darauf eingehen, ist es wichtig zu wissen, dass der Nobelpreis keine Würdigung eines Lebenswerks ist, sondern wird für eine bestimmte neue Entdeckung oder ein Forschungsergebnis verliehen. Nobel hat dies in seinem Testament sehr klar gemacht:

Mein gesamter Nachlass soll wie folgt verwaltet werden: Das von meinen Testamentsvollstreckern in sicheren Wertpapieren angelegte Geld soll einen Fonds bilden, dessen Zinsen jährlich als Preis an diejenigen ausgegeben werden sollen, die der Menschheit im vorangegangenen Jahr den größten Dienst erwiesen haben.

Der letzte Satz des Zitats unterstreicht den Gedanken, dass die wissenschaftliche Anerkennung an Katalin Karikó hätte gehen sollen. Leider müssen wir mindestens 60 Jahre warten, um die Gründe dafür herauszufinden, denn so lange sind die offiziellen Aufzeichnungen über die Nominierung und die Nominierenden geheim. Die meisten gehen davon aus, dass die Zeit einfach zu knapp war, da alles sehr schnell passiert ist.

Katalin Karikó: "Der eigentliche Preis ist die Entdeckung selbst"
Katalin Karikó:

Wie auch wir darüber berichteten, erhielt nicht die „Mutter des mRNA-Verfahrens“ Katalin Karikó, sondern David Julius und Ardem Patapoutian in diesem Jahr den Medizin-Nobelpreis (Nobelpreis für Physiologie und Medizin).Weiterlesen

In der Regel honoriert der Ausschuss solche „brandneuen“ Ergebnisse nicht, da, um bei Karikós Beispiel zu bleiben, über die langfristigen Auswirkungen des Impfstoffs noch wenig bekannt ist. Wenn jedoch solche Gründe bei der Entscheidungsfindung herangezogen wurden, widerspricht dies eindeutig dem Willen Nobels. Die ungarische Forscherin beschäftigt sich mit dem Thema schon seit mehr als 30 Jahren.

Fact

In den 1980er Jahren konzentrierte sich der Großteil der wissenschaftlichen Gemeinschaft auf die Gentherapie mit DNA, doch Katalin Karikó war der Meinung, dass auch mRNA vielversprechend für den therapeutischen Einsatz sein könnte, da die meisten Krankheiten nicht erblich sind und daher kein Bedarf an Lösungen besteht, die das menschliche Erbgut dauerhaft verändern würden. Sie setzte ihre Forschungen trotz der großen Skepsis ihrer biochemischen Kollegen fort.

Im Jahr 2005 entwickelte sie zusammen mit Drew Weissman ein Patent für therapeutische Anwendungen von mRNA mit modifizierten Nukleosiden, die eine mRNA-Therapie ermöglichen, ohne übermäßige Immunreaktionen auszulösen. Im Jahr 2013 beschlossen sie und ihr japanischer Kollege Hiromi Muramatsu, ihre Arbeit in einem Unternehmen mit einem klinischen Programm fortzusetzen, wo sie an der Umsetzung der mRNA-Therapie arbeiten konnten. Sie entschieden sich für BioNTech in Mainz. /Quelle: wikipedia.com/

Die Entwicklung von mRNA-basierten Krebsimmuntherapien und Impfstoffen gegen Infektionskrankheiten ist schon im Jahre 2013 in die klinische Anwendungsphase eingetreten. Jahrzehntelange Forschung hat gezeigt, dass die Injektion geeigneter, synthetisch hergestellter mRNA in den Menschen einen Schutz gegen verschiedene Virusinfektionen bieten kann. Es stellt sich also erneut die Frage: Ist die Kürze der Zeit wirklich ein stichhaltiges Argument?

Fact

Bei einem mRNA-basierten Impfstoff stellt unser Körper das von der mRNA kodierte virale Spike-Protein (Spike Protein RBD) her, das die Zelle verlässt. Der Rest des Virus ist also nicht vorhanden, sondern nur das Oberflächenprotein, das für die Immunität wichtig ist und an sich keine Gefahr für den Organismus bedeutet. Der Körper erkennt diese als fremd und reagiert mit der Bildung von Antikörpern. /Quelle: wikipedia.com/

Trotz jahrzehntelanger Forschung auf dem Gebiet der mRNA-Technologie sind viele der Meinung, dass die Entwicklung eines Impfstoffs speziell gegen SARS-CoV-2 ein relativ schneller Prozess war und wir haben noch kein umfassendes Bild über die Impfung.

Die Tatsache, dass Katalin Karikó in den letzten Monaten mit mehreren internationalen Preisen ausgezeichnet wurde, die üblicherweise als Vorläufer des Nobelpreises gelten, allen voran der Lasker-Preis in den USA, konnte ebenfalls ein Hinweis auf die Verleihung des Nobelpreises in diesem Jahr sein.

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Zu den Preisen, die sie erhalten hat gehören unter anderem der Rosenstiel-Preis, der Horwitz-Preis, die Reichstein-Medaille, der Prinzessin-von-Asturien-Preis, der „Preis für große Einwanderer“ („Great Immigrants“) der USA, der Breakthrough-Preis, der Keio-Medizinpreis, der Paul-Ehrlich- und Ludwig-Darmstaedter-Preis, die Grande Medaille und der „Dr. Paul Janssen Award for Biomedical Research“ und den „Pearl Meister Greengard Prize“. Einige der Auszeichnungen erhielt sie gemeinsam mit ihrem Forscherkollegen Drew Weissman. Karikó wurde kürzlich auch in die Liste der 100 einflussreichsten Personen des TIME Magazine aufgenommen. Sie erhielt auch in Ungarn zahlreiche Auszeichnungen, so wurde sie für die „Person des Jahres“ von den öffentlichen Medien gewählt, bekam die Ehrenbürgerschaft von Szeged (wo sie studiert hat), die Ehrendoktorwürde der Universität Szeged, den Preis für Menschenwürde, den Ignác-Semmelweis-Preis. Ihre Forschungsarbeit wird aber auch im Alltag geschätzt: so wurde kürzlich in Budapest und in Spanien ein Wandgemälde von ihr angefertigt.

Katalin Karikó erhält renommierten Lasker-Preis
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Auch Albert Einsteins Auszeichnung mit einem Nobelpreis wurde mindestens achtmal abgelehnt, bevor er die prestigeträchtige Auszeichnung erhalten konnte. Es besteht also eine realistische Chance, dass Karikó den Nobelpreis in den nächsten Jahren doch noch bekommen könnte. Warum nicht dieses Jahr? Wir werden darüber in 60 Jahren schreiben.

(Beitragsbild: MTI/Csilla Cseke)