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Kaiser und König Franz Joseph und seine Gattin Elisabeth haben teils auf Ungarisch einander geschrieben – stellt sich aus dem Buch „Briefe Kaiser Franz Josephs an Kaiserin Elisabeth 1859 – 1898“ heraus, welches jetzt auch ins Ungarisch übersetzt wurde.
Seit November dieses Jahres ist das 1966 herausgegebene Buch „Briefe Kaiser Franz Josephs an Kaiserin Elisabeth 1859 – 1898“ auch auf Ungarisch erhältlich. Für die Ungarn ist es nicht nur wegen ihrer geliebten Königin Sisi von großer Bedeutung, sondern auch deswegen, weil der Briefwechsel zwischen dem Königspaar teilweise auf Ungarisch stattfand.
Ursprünglich war für Kaiserin von Österreich Helene, die älteste Tochter von Ludovika, der Schwester von Franz Josephs Mutter Sophie vorgesehen. Überraschenderweise hat sich aber der Kaiser in die jüngste Schwester verliebt, als sie sich bei der Geburtstagsfeier des Kaisers in Bad Ischl getroffen haben. Die Hochzeit fand am 24. April 1854 in der Wiener Augustinerkirche statt.
Das erste Jahrzehnt ihrer Ehe wurde von Krisen in der Familie und in der Politik überschattet. Sisi wurde bereits 1859 dadurch schwer erschüttert, dass Franz Joseph zum italienischen Kriegsschauplatz fahren musste. Der Kaiser hat versucht, seine Gattin von der Ferne seelisch zu unterstützen:
„Zu unserer Liebe bitte ich Dich, reiß Dich zusammen, zeige Dich manchmal in der Stadt, besuche die Institutionen. Du hast keine Ahnung, wie sehr Du mich damit unterstützest“
Der Kaiser hat seine Ehefrau in seinen Briefen immer liebevoll angesprochen, er hat meistens die Anreden „Meine Seele“, „Mein süßer Engel“, „Liebe Sisi“ genutzt und mit „dein Kleiner“ oder „K“ abgeschlossen.
Da sich das Verhältnis zwischen Sisi und ihrer strengen Schwiegermutter vor allem wegen der Erziehung der Kinder weiter verschlechtert hat, suchte der Kaiser nach einer Zeit anderswo den Trost. Diese Untreue hat das Auseinanderleben zwischen den beiden weiter verstärkt, sodass Sisi im Juli 1860 zu ihren Eltern mit ihrer Tochter Gisela nach Possenhofen reiste, in dem sie ihren Sohn in Wien ließ. Erst am Geburtstag des Kaisers kehrte sie in die Residenz zurück.
Die seelischen Problemen haben bei der Kaiserin mit der zeit zu physischen Beschwerden, vor allem zu Symptomen des Atmungsorgans geführt, sodass sie lange Zeit weg von ihrer Familie an verschiedenen Heilverfahren teilgenommen hat.
Erst 1866, in der Zeit von schweren ausländischen und inländischen Krisen hat sich das Verhältnis zwischen Franz Joseph und Sisi stabilisiert. Im Sommer 1866 schrieb der Kaiser:
„Ich vermisse Dich sehr, weil ich mit dir zumindest sprechen kann, womit du mich doch aufmunterst, auch wenn ich in diesem Moment glaube, dass du gewissermaßen sekkant bist. Aber die Liebhaberin, und was für eine Liebhaberin!! – die fehlt mir.“
Oder:
„Du bist sehr gut, mein Engel, und ich liebe Dich unendlich und die Sehnsucht nach Dir ist enorm. Lass mich nicht lange sehnen, komm zu mir so schnell wie möglich“
Ab den 1870er Jahren haben sie sich erneut voneinander entfernt, sodass der Kaiser und die Kaiserin vollständig eigenständige Leben führten. Sisi war oft in Europa unterwegs, sowie als leidenschaftliche Reiterin an Jagden in Irland und England teilgenommen. Franz Joseph hat in der Abwesenheit von Elisabeth ständige Liebhaberinnen gehabt, seine Briefe zu seiner Frau blieben jedoch weiterhin lieb und freundschaftlich.
Briefe auf Ungarisch
Sisi begann zuerst während ihres Aufenthalts in Madeira (1860-61) ungarisch zu lernen, sodass sie ihre Sprachkenntnis später von verschiedenen ungarischen Frauen verbessern konnte. Über ihre Anstrengungen, die ungarische Sprache zu lernen, haben auch die damaligen Zeitungen berichtet. Nach einem längeren Aufenthalt in Ungarn bat sie den Publizisten Maximilian Falk, um ihre Sprachkenntnis weiter zu verfeinern. Anschließend konnte sie bereits unter anderem auch die Werke des Schriftstellers Mór Jókai in der originellen Version lesen.
„Falk hat mir gerade gesagt, dass mein Stil noch starr und deutsch ist sowie die bestimmte ungarische Sanftheit darin fehlt. Es ist traurig und deprimierend, dass ich auch nach einer Bemühung von einem Jahr nicht weiter kam. Ich bitte Dich, zumindest einmal einen Brief als Vergleich auf Ungarisch zu schreiben!“
schrieb sie ihrem Mann.
Der Kaiser schrieb anschließend nur einige ungarische Briefe, jedoch haben sie die Begrüßungsworte weiterhin auf Ungarisch geschrieben. Mit ihren Kindern Rudolf und Marie Valerie hat Sissi schriftlich von Anfang auf der ungarischen Sprache kommuniziert.
Quelle: 24.hu origo.hu worldcat.org Bild: Joseph Karl Stieler via Wikimedia Commons