Nach Ansicht des Ministeriums für Humnaressourcen (EMMI) "zieht die Linke in jedem Wahlkampf die Fäden der Lehrergewerkschaften und bringt sie dazu, politische Maßnahmen zu ergreifen".Weiterlesen
Die Zahl der Personen, die ihren Beruf im Bildungswesen beginnen, ist drastisch gesunken, stellt sich aus den Zahlen des Ministeriums für Humanressourcen heraus. Im Jahr 2018 begannen noch sechstausend neue Lehrkräfte ihren Beruf, diese Zahl ist doch bis 2020/2021 auf zweitausend gesunken. Kürzlich haben sich mehrere junge Lehrer/innen in einem öffentlichem Brief an den Ministerpräsidenten gewandt, um sich über ihre niedrigen Gehälter zu beschweren, während Lehrergewerkschaften einen Streik für den 31. Januar planen.
Vor einigen Tagen hat sich eine junge Lehrerin in einem offenen Brief an Viktor Orbán gewandt (dessen Mutter auch eine Lehrerin war) und stellte ihm die Frage: „Wenn Ihre Mutter jetzt eine junge Lehrerin wäre, würde es Ihnen leid tun, ihr das Gehalt zu zahlen, das man unbedingt braucht, um ein anständiges Leben zu führen?“
Die Briefschreiberin berichtet, dass sie nach sechs Jahren Ausbildung im Juli 2021 ihr Diplom als Gymnasiallehrerin erhielt, aber sofort mit mehreren Problemen konfrontiert wurde: Als junge Berufstätige hatte sie nur 160.000 Forint netto (ca. 450 Euro) zur Verfügung, von denen fast die Hälfte für die Untermiete verwendet wurde, obwohl sie mit Universitätsstudenten zusammenlebte, die in der Regel nachts Party machten.
Als sogar der Schuldirektor bemerkte, dass ich nicht wie eine Leiche zur Arbeit kommen sollte, musste ich umziehen: Ich fand eine schimmelige Kellerwohnung von 17 Quadratmetern für 70.000 Forint (195 Euro) pro Monat
Die junge Lehrerin hat auch ausgerechnet, dass sie 57 Stunden in der Woche arbeitet, wenn sie nicht nur den Schulunterricht sondern auch andere, mit ihrer Arbeit zusammenhängende Aufgaben mitrechne. „Für 57 Stunden pro Woche erhalte ich 160.000 Forint (ca. 450 Euro) in einem Monat. Dies entspricht einem Nettostundenlohn von 701 Forint (ca. 2 Euro).
Eine andere Berufsstarterin, die an einer der besten Schulen der Hauptstadt, dem Eötvös-József-Gymnasium unterrichtet, schrieb kürzlich einen ähnlichen Brief, in dem sie darauf hinwies, dass die Lehrkräfte ungerechtfertigt schlecht bezahlt werden und dass immer mehr Personen den Beruf verlassen.
Demnach hat sie im vierten Jahr ihrer Lehrtätigkeit derzeit ein Nettogehalt von 178.193 Forint (ca. 500 Euro) und liegt damit über dem Niveau eines Praktikanten laut dem so genannten „Lehrerlaufbahnmodell“. Ihr Grundgehalt beträgt rund 160 000 Forint (450 Euro). Ihr nächstes Monatsgehalt wird aufgrund der neuen Zulagenerhöhung auf 207 000 HUF ansteigen. Es ist also nicht das Gehalt, das steigt, sondern die Zulage. (Die jederzeit entzogen werden kann.)
Menschen, die für die Erziehung der Kinder arbeiten, werden für ungerechtfertigt wenig Geld beschäftigt. Und sie werden diesen Beruf früher oder später verlassen. Ich habe mehrere Freunde und Bekannte, mit denen ich zusammen studierte, die gerade das planen und viele von ihnen arbeiten auch nicht mehr als Lehrer
Zahl der Berufsstarter Lehrer in wenigen Jahren um ein Drittel gesunken
Genau die oben genannte Tendenz geht aus den Daten hervor, die Bernadett Szél, eine unabhängige Parlamentsabgeordnete, kürzlich von den zuständigen Ministerien und Einrichtungen angefordert hat. Wie Szél in einem Facebook-Post mitteilt, betrug die Zahl der Neueintritte in den Lehrerberuf im Schuljahr 2012/2013 4.529, im Schuljahr 2013/2014 5.896, im Schuljahr 2014/2015 5.033, im Schuljahr 2015/2016 5.614, im Schuljahr 2016/2017 5.598, im Schuljahr 2017/2018 6.324 und im Schuljahr 2018/2019 6.039. (Die Daten aus dem darauffolgenden Jahr fehlen noch). Im Schuljahr 2020/2021 betrug die Zahl der neu eingestellten Lehrkräfte und Erzieherinnen und Erzieher in öffentlichen Bildungseinrichtungen, unabhängig von Arbeitszeit und -umfang, 2.095 (davon 508 in Kindergärten).
Dies bedeutet, dass die Zahl der Berufsanfänger um fast ein Drittel zurückgegangen ist
„Es ist eine völlig aussichtslose finanzielle Situation, Kinder als Beruf zu wählen. Sowohl für Anfänger als auch für einen Kollegen, der seit 30 Jahren in diesem Beruf tätig ist“ schreibt die Politikerin.
Nicht nur ein Streik, sondern auch eine Demonstration wird am 31. Januar abgehalten
Der Ungarische Gewerkschaftsbund (MASZSZ) wird am 31. Januar eine Demonstration veranstalten, um seine Solidarität mit dem für diesen Tag ausgerufenen Lehrerstreik zum Ausdruck zu bringen. Mit der Aktion sollen auch die Tarifverhandlungen der Mitgliedsgewerkschaften des Verbandes unterstützt werden. Die Demonstration wird mit dem Streik der Lehrer koordiniert.
Wie wir bereits berichteten, verhandeln die Streikkomitees der beiden großen Lehrergewerkschaften seit Monaten mit der Regierung – ohne große Erfolge. Nach Verhandlungen im Dezember kündigten die beiden Gewerkschaften an, dass sie am 31. Januar einen zweistündigen Warnstreik durchführen und, falls dieser scheitert, am 16. März erneut streiken würden.
Die Lehrer haben ihre Forderungen in fünf Punkten zusammengefasst, von denen zwei die Gehälter betreffen: Sie wollen, dass sich die Gehaltstabelle der Lehrer wieder am aktuellen Mindestlohn orientiert und nicht an der seit Jahren unveränderten Basis von 101 500 Forint. Sie fordern auch Gehaltserhöhungen für anderes Schulpersonal, wie z.B. für Lehrassistenten und Lehrbeauftragte, und würden auch die Frage der Arbeitszeit regeln.
Die fünfte Forderung betrifft die Pflichtimpfung. Sie fordern die Aufhebung des Gesetzes, das eine Impfung des Personals staatlicher Schulen vorschreibt. Diejenigen, die den Impfstoff ablehnen, werden in unbezahlten Urlaub geschickt.
(Quellen: index.hu, eduline.hu, hvg.hu, Facebook Seite von Bernadett Szél, Titelbild: MTI/Czeglédi Zsolt)