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Ausstellung erinnert an die Zwangsaussiedlung siebenbürgischer Adelsfamilien

MTI - Ungarn Heute 2024.03.04.

Das Herrenhaus in Kokt (Landkreis Mieresch/Maros)

Am Samstag wurde im Herrenhaus Degenfeld im siebenbürgischen Kokt (Kutyfalva, Cuci) anlässlich des 75. Jahrestages der Zwangsaussiedlung der siebenbürgischen Adelsfamilien ein interaktiver Gedenkraum mit dem Titel Schicksalswende eröffnet.

Die Ausstellung stellt zwei Lebensweisen gegenüber: das gewöhnliche Leben des siebenbürgischen Adels und jenes am Zwangsdomizil, so der Historiker Attila Kálmán gegenüber dem Fernsehsender Klausenburg (Kolozsvár, Cluj).

Wappen der gräflichen Familie Degenfeld-Schonburg. Foto: Kutyfalvi Degenfeld-kastély

Der Vorsitzende des Vereins Pro Castellum Degenfeld erklärte in der Sendung Siebenbürgischer Beobachter, dass die Ausstellung „schockieren“ soll, da sie sich an eine Altersgruppe richtet, die wenig über diese Zeit weiß. Daher werden die Besucher im Biedermeiersalon auf der Beletage des Adelssitzes empfangen und müssen dann in den Keller des Gebäudes hinabsteigen, wo sie die ehemalige Zwangsunterkunft, die Kellerwohnung, finden.

Er sagte, dass die teilweise digitalisierte Ausstellung auch eine beträchtliche Menge an Bildern der alten Salons enthält, aber auch die Leidensgeschichte der Adelsfamilien und ihr Leben in der Zeit von 1945 bis 1963 zeigt. Ein Großteil des Materials wurde noch nicht veröffentlicht und stammt aus den Privatsammlungen der Adelsfamilien. Die Ausstellung enthält auch eine reichhaltige Tonspur mit historischen Hintergründen und Erinnerungen.

Wappen der gräflichen Familie Degenfeld-Schonburg. Foto: Kutyfalvi Degenfeld-kastély

Der Historiker erinnerte daran, dass die Vertreibung der Adelsfamilien Siebenbürgens das Ende eines Vorgangs war, der im Jahr 1921 begann. Er wies darauf hin, dass die Zwangsräumung am 2. März 1949 stattfand und „mit unglaublicher Geschwindigkeit“, in einer einzigen Nacht, durchgeführt wurde.

Den Erinnerungen zufolge waren die Zwangsgeräumten gezwungen, ihre Häuser meist mit ein paar Kleidern zu verlassen, und durften keinen Schmuck oder andere Wertgegenstände mitnehmen.

Wie viele persönliche Gegenstände die Menschen mitnehmen durften, hing von der Laune der örtlichen Behörden ab“,

so Attila Kálmán.

Gräfin Gemma Teleki verkauft in den achtziger Jahren, am Vorabend von Allerseelen, Blumen an ihrem üblichen Platz in Neumarkt (Marosvásárhely). Foto: id. Lóránd Bach. Quelle: Ildikó Marosi: Ein Gespräch mit Graf Mihály Teleki – Argumentum Verlag, 1999 Foto: Régi fotók Erdélyből Facebook

Er fügte hinzu, dass die Haltung der örtlichen Bevölkerung gegenüber der Tragödie der Adligen unterschiedlich war: In einigen Orten wurden sie vor der Gefahr gewarnt, aber in den meisten Fällen schlossen sich die Einheimischen den Verfolgern an.

Oft waren es genau die Leute, die dort gedient hatten, die das Schloss ausraubten“,

betonte er. Der Historiker bemerkte, dass die etwa 3.000 Familien, die vertrieben wurden, in Zwangsquartiere geschickt wurden, wobei die rumänischen Behörden die Adeligen zwangen, sich als Hilfsarbeiter zu verdingen. Das Stigma wirkte sich auch auf die nächste Generation aus, da ihre Kinder nicht studieren durften.

Attila Kálmán sagte, dass es zwei Auswanderungswellen unter dem siebenbürgischen Adel gab, 1945 und 1963, als das Zwangsdomizil abgeschafft wurde.

Nach der Wende wurden mehrere Herrenhäuser an ihre früheren Besitzer zurückgegeben, mehrere ehemalige Adelssitze wurden renoviert, aber viele von ihnen blieben in fremdem Besitz, so dass „die Geschichte nicht weitergeht“, so der Historiker.

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