In einem selbst für einen stolzen Bilderstürmer außerordentlich unverblümten Artikel behauptet ein für seine meist sehr zugespitzten Texte berühmt-berüchtigter Kommentator, Ungarns Juden hätten das Trauma des Holocaust nicht verarbeitet. Folglich bleibe die Shoah in Ungarn ein politisches Thema, obwohl der jüdischen Gemeinschaft keine wirklichen Gefahren drohen würden.
In einem ganzseitigen Artikel für Magyar Hang beklagt Róbert Puzsér, dass viele jüdische Menschen nicht zwischen dem Wachhalten historischer Erinnerungen und dem Hüten neurotischer Ängste unterscheiden könnten. Er wisse, dass solche Äußerungen den Vorwurf des Antisemitismus nach sich ziehen könnten.
Deshalb beginne er seinen Artikel mit der Geschichte seiner Mutter, die den Holocaust überlebt habe und deren Angst er als schwere Last in sich trage. Dennoch halte er es für schädlich, dass der Holocaust nach wie vor eines der zentralen Themen politischer Auseinandersetzungen in Ungarn sei. Das liege daran, dass viele Menschen immer noch instinktiv glauben würden, der Holocaust könnte sich eines Tages wiederholen. Das sei eine irrationale Angst, doch dürfe das niemand aussprechen, weil eine solche Aussage sofort den Vorwurf zur Folge hätte, die Erinnerung an den Holocaust zu beleidigen.
Noch heftigeren Vorwürfen würde man sich mit der Bemerkung aussetzen, es sei unmoralisch, die Erinnerung an den Holocaust zu nutzen, um daraus politischen Profit zu schlagen. Und das in einer Zeit, in der sich das ungarische Judentum in vollkommener Sicherheit bewege. Trotzdem bringe die politische Klasse – insbesondere die linksliberale politische und mediale Elite – den Holocaust in ihren politischen Debatten zur Sprache, anstatt aktuelle und lebenswichtige Themen zu erörtern. Sie würden ihre Gegner des Rechtsextremismus beschuldigen und bliesen unbedeutende Nebensächlichkeiten als Ausdruck einer nicht existierenden Nazi-Bedrohung auf.
Puzsér warnt die Überlebenden des Holocaust und ihre Nachkommen: Die Angst vor dem Holocaust stelle eine Störung dar und es sei falsch, die eigene Angst auf die Gesellschaft zu projizieren. Denn damit würde man immer neue Generationen in dieses irrationale Angstspiel verwickeln. Unter Angst zu leiden sei keine Tugend, und Heilung keine Sünde – schreibt Puzsér.
(Via: budapost.de, Titelbild: Bußmann – Pixabay)