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Enormer Arbeitskräftemangel im Tourismus, Impfpflicht würde dies weiter verschlimmern

Ungarn Heute 2021.11.10.
FIZETŐS

Die Arbeitgeber werden sicherlich keine Pflichtimpfung im Gastgewerbe einführen, sagte der Präsident des Ungarischen Hotel- und Gaststättenverbandes (MSZÉSZ) gegenüber dem regierungskritischen Portal 24.hu. Laut Csaba Baldauf würde eine solche Entscheidung zu einer Kündigungswelle führen, die Branche kämpft aber auch ohne dies mit einem schwer zu überwindbaren Arbeitskräftemangel. Im Moment fehlen etwa 40-50.000 Personen in diesem Sektor. 

„Uns ist kein einziges Hotel oder Restaurant bekannt, in dem die Impfung verpflichtend ist“, bestätigte kürzlich Csaba Baldauf, Präsident des Ungarischen Hotel- und Gaststättenverbandes, die Information gegenüber dem Nachrichtenportal 24.hu. Wie auch wir bereits berichteten, kündigte die Regierung Ende Oktober an, dass sie die Impfung gegen das Coronavirus nicht verpflichtend machen werde, aber die Arbeitgeber darüber entscheiden können.

Im Hotel- und Gaststättengewerbe und im Fremdenverkehr ist eine Impfpflicht wegen des akuten Arbeitskräftemangels nicht durchführbar, da der Betrieb durch mögliche Entlassungen gefährdet wäre. Wie gesagt, kein Hotel oder Restaurant ist den Gewerkschaften bekannt, für das eine solche Anordnung geltend gemacht wurde.

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László Kovács, Präsident des Ungarischen Hotel- und Gaststättenverbandes, erklärte kürzlich gegenüber napi.hu, dass im Gastgewerbe 40-50 Tausend Fachpersonen fehlen. Für dieses Phänomen ist vor allem die Coronavirus-Epidemie verantwortlich. Die Arbeitnehmer haben nach der ersten Welle die Branche noch nicht verlassen, aber bei der zweiten und dritten Welle  wurde ihnen schon klar, dass Restaurants und Hotels einfach und schnell und als erste geschlossen werden würden, wenn die Zahl der Infizierten ein kritisches Niveau erreicht. Infolgedessen ist es eine große Herausforderung, neues Personal einzustellen, da die Zukunft in Bezug auf die Epidemie immer noch ungewiss ist.

Das Portal verweist auch auf die Daten des KSH (Zentralisches Statistikamt), wonach im Jahr 2019 mehr als 193 Tausend Menschen im Beherbergungs- und Gaststättengewerbe arbeiteten, aber Ende 2020 war diese Zahl bereits auf unter 177 Tausend gesunken. Und der Arbeitskräftemangel in diesem Sektor hat sich mit Sicherheit noch verschärft, wie die Tatsache zeigt, dass während der Hochsaison im Sommer die Gebiete rund um die wichtigsten Reiseziele mit Stellenanzeigen überfüllt waren.

Experten zufolge sind die meisten von ihnen in den Handel und das Baugewerbe gewechselt, aber auch ehemalige Beschäftigte des Gastgewerbes gehen häufig in den IT-Bereich. „Sie sind dorthin gegangen, wo sie wissen, dass ihre Zukunft gesichert ist. Viele haben sich für eine sicherere Existenz für weniger Geld entschieden, vorerst“, sagt László Kovács.

Fact

Das Phänomen des Verlassen des Berufs ist jedoch keineswegs nur in Ungarn zu beobachten: Laut des US-Büros für Arbeitsstatistiken über offene Stellen und Arbeitskräftefluktuation von Anfang Oktober verließen so viele Arbeitnehmer wie noch nie zuvor ihren Arbeitsplatz (892.000 Personen), wobei die meisten von ihnen im Beherbergungs- und Gaststättengewerbe tätig waren. 

Eine Gehaltserhöhung würde dem Arbeitskräftemangel eindeutig helfen: „In diesem Sektor sind erhebliche Lohnerhöhungen erforderlich. Es ist keine einfache Situation für die verbleibenden Caterer, denn die Energiekosten steigen jetzt, während sie bereits einen Anstieg von 15-20 % bei den Rohstoffen und noch höhere Steigerungen bei einigen Produkten zu verzeichnen haben“.

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Die Gewerkschaft stimmt zu, dass eine höhere Durchimpfungsrate erforderlich wäre, da dies die Grundlage für einen sicheren Betrieb von Hotels und Restaurants ist. Sie fügen jedoch hinzu, dass die Arbeitgeber in einer leichteren Position wären, wenn die Impfpflicht von der Regierung beschlossen worden wäre und die Verantwortung nicht auf die Arbeitgeber abgewälzt würde. Csaba Baldauf sagte auch, dass nach seinen Informationen etwa 80 Prozent der Beschäftigten in der Gastronomie und im Tourismus geimpft werden könnten.

(Titelbild: MTI/EPA/EFE/Quique García)