Die Europäische Kommission prognostiziert einen 7%igen Einbruch der ungarischen Wirtschaft in diesem Jahr, gefolgt von einem 6%igen Wiederaufschwung im Jahr 2021. Am Mittwoch legte die Europäische Kommission ihre Einschätzung der Folgen von zwei Monaten Coronapandemie vor. Dieser schwerste Absturz der europäischen Volkswirtschaften seit den 1930er-Jahren wird das Bruttoinlandsprodukt der gesamten Union um 7,4 Prozent schrumpfen lassen.
Die neuartige Coronavirus-Pandemie traf Ungarn nach Jahren überdurchschnittlichen Wachstums, heißt es in dem am Mittwoch veröffentlichten Frühjahrsbericht der EU-Kommission. Obwohl sich das Virus in Ungarn nur in begrenztem Umfang ausgebreitet habe, hänge die diesjährige Wirtschaftsleistung von wirtschaftspolitischen Entscheidungen im Land ab, so die EK.
Am härtesten traf die Pandemie den Tourismus- und Verkehrssektor, die die Hälfte des Dienstleistungssektors des Landes ausmachen. Die internationale Rezession könne die ungarische Verarbeitungsindustrie schwer treffen, trotz relativ leichter Einschränkungen im Industriesektor, fügte sie hinzu.
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Es wird erwartet, dass die Investitionen um 18,7% zurückgehen, bevor sie 2021 wieder um 8,9% ansteigen werden. Die Inflationsrate wird voraussichtlich auf 3,0% gegenüber der letztjährigen Rate von 3,4% zurückgehen. Das Haushaltsdefizit wird aufgrund eines Rückgangs der Steuereinnahmen von 2,0% im letzten Jahr auf 5,2% des BIP ansteigen. Die EK bezifferte das Defizit für 2021 auf 4,0%. Der öffentliche Schuldenstand im Verhältnis zum BIP wird voraussichtlich auf 75,0% steigen, bevor er im nächsten Jahr auf 73,5% zurückgeht. Die Arbeitslosenquoten werden so aussehen:
Ungarns Regierung rechnet für dieses Jahr mit einem Rückgang des BIP um 3%. Sie ist aber auch auf einen stärkeren Rückgang vorbereitet, falls sich die Pandemie in das dritte oder vierte Quartal hineinzieht.
Die Kommission hofft also auf ein Ende der Rezession mit Schrecken. Doch sie gibt zugleich zu bedenken, dass die Argumente für einen Schrecken ohne (zumindest baldiges) Ende überwiegen. Was würde zum Beispiel eine zweite Infektionswelle im Sommer oder Herbst bedeuten? Antwort: Zusätzliche drei Prozentpunkte Verlust. Insofern wäre eine „sehr rasche, V-förmige Erholung in der Tat außergewöhnlich.“ Es drohe eine schrittweise, langsame, U-förmige Erholung, sprich: ein ökonomisches Jammertal.
(Via: mti.hu, ec.europa.eu, diepresse.com, Beitragsbild: romanakr – Pixabay)