Wöchentliche Newsletter

Gundel-Zeitreise: Stimmungen, Gefühle und Eindrücke des Restaurants ab den 50-ern

Ungarn Heute 2021.12.29.

Wie wir bereits berichteten, hat das traditionsreiche und imposante Restaurant „Gundel“ im Budapester Stadtwäldchen neben dem „Zoo“ Anfang Dezember nach einer längeren Renovierungsphase wieder seine Türen geöffnet. Aber wie sah das Restaurant in den 50er, 60er, 70er und 80er Jahren aus? Wer ging früher dorthin? Wer waren die Köche? Möchten Sie mehr über den Garten und das Interieur des Restaurants erfahren? Die Retro-Fotoserie von Fortepan zeigt Ihnen das Flair nicht nur des Restaurants sondern auch der erwähnten Jahrzehnten! Begleiten Sie uns auf eine Reise durch die Zeit.

Das Budapester Restaurant Gundel („Gundel étterem“) zählte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu den exklusivsten Restaurants in Europa und konnte seit den 1990er Jahren wieder an diesen Ruf anknüpfen.

Die Geschichte des Restaurants reicht bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück, als Johann Gundel, der Vater des Gründers, mit 13 Jahren sein Elternhaus im bayrischen Ansbach verließ und zu seinem Verwandten nach Pest aufbrach.  Das Restaurant wurde später von seinem Sohn, Károly Gundel, eröffnet.

Der Speisesaal des Restaurants ist im Jahrhundertwende-Stil gebaut. Zum Restaurant gehörte auch ein großer Garten, der, laut den zeitgenössischen Fotos, wie eine Oase aussah. Die folgenden Fotos stammen aus dem Jahr 1955.

1955 Fortepan – Samodai József Zuglói Helytörténeti Műhely

„Das Restaurant Gundel bietet eine Mischung aus internationalen Spezialitäten und traditioneller ungarischer Küche“ steht in der Beschreibung des Restaurants. Es ist doch nicht nur heute so, wo das Menü durchaus Möglichkeiten bietet, a la carte zu moderaten Preisen zu speisen, während beispielsweise das Fünf-Gänge-Menü Gundel Sonata mit über 150 Euro pro Person zu Buche schlägt. Der Besuch vom Gundel war auch früher sicherlich nicht billig, aber damals wurde die Rechnung natürlich nicht in Euro ausgestellt. 🙂

Fortepan / Sándor Bauer 1957

Fortepan / Sándor Bauer 1957

Fortepan / Sándor Bauer 1957

Das Treppenhaus des Restaurants Gundel. Auf dem Bild ist die Opernsängerin Mária Mátyás zu sehen. Das Foto stammt von Sándor Bauer/Fortepan. Mária Mátyás ist 1924 in Hajdúdorog geboren. Zu Beginn ihrer Karriere sang sie in der Rolle eines Koloratursoprans und wechselte dann zu lyrischen Rollen. Später sang sie mit großem Erfolg die führenden dramatischen Sopranrollen. Sie war eine der vielseitigsten führenden Sopranistinnen des Opernensembles. Sie wirkte auch an der Inszenierung zeitgenössischer ungarischer Opern mit. Sie war Gastdarstellerin in fast allen großen Städten Europas.

Im Juni 2020 war eine Sammlung von fast 150.000 Fotografien, das Archiv der Budapester Fotogesellschaft (Főfotó), vom Budapester Stadtarchiv mit Hilfe von Fortepan in Verwahrung genommen worden. Die Sammlung enthält Fotografien, die zwischen 1961 und 1993 für Unternehmen und andere Organisationen im Auftrag von Főfotó aufgenommen wurden. Die Fotos decken eine Vielzahl von Ereignissen und Geschehnissen in der Hauptstadt und auf dem Lande während dieser Zeit ab, umfassen aber auch eine große Anzahl von Fabrik-, Geschäfts-, Produkt-, Werbe-, Stadt- und Landschaftsfotografien sowie Porträts. So kamen wahrscheinlich auch diese Modefotografien in die Sammlung von Fortepan. Vermutlich wurden sie für eine Modezeitschrift aufgenommen. Jetzt können wir also nicht nur das Restaurant Gundel auf den Fotos bewundern, sondern auch die berühmt-schönen ungarischen Frauen kennenlernen. Die Fotos wurden im Gundel Restaurant im Jahr 1968 aufgenommen.

1968 Fortepan FŐFOTÓ

Nach wie vor bietet das Restaurant einen würdigen Ort für eine Hochzeit oder eine Verlobung. Das junge Paar (?) auf dem Foto kommt vielleicht gerade zu einem solchen Anlass in das Restaurant im Stadtwäldchen im Jahr 1967.

Das folgende Bild wurde ebenfalls von „FőFoto“ aufgenommen. Es zeigt eine Chrom-Stahl-Skulptur (oder eher einen Brunnen?), die/der von Zsófia Kanyák speziell für das Restaurant angefertigt wurde. Die Künstlerin webte während ihrer ersten beiden Studienjahre und später in Paris Wandteppiche, arbeitete ab 1968 als Glaskünstlerin und entwarf in ihren letzten Monaten mehrere Möbelstücke. Nach dem Studium arbeitete sie als Designerin in der „Öblös“-Glass-Fabrik in Salgótarján und ab 1972 im Atelier von Rosenthal in Selb. In der ersten Phase ihres Schaffens dominierten Lampen, aber für Rosenthal entwarf sie neben Glas auch Geschirr und dekorative Gefäße aus Keramik. Organische Motive und funktionale Formen bilden in ihren eleganten Objekten eine harmonische Einheit. Das im Gundel-Garten ausgestellte Werk von Kanyák sieht für eine Skulptur aus den späten Sechzigern sehr modern aus.

Gundel Étterem, kerthelyiség. Kanyák Zsófia iparművész krómacél díszkútja, üvegmozaikkal kirakott medencével FŐFOTO

Das Leben von Kellnern und Köchen ist nicht einfach. Vor allem an einem Ort, an dem die Eigentümer kein einziges Stück Qualität aufgeben. Die folgenden Bilder zeigen Studierende bei der Arbeit oder während einer Prüfung im Gundel. Wir sind schon im Jahr 1985.

Pincértanulók vizsgája 1985 Fortepan Urbán Tamás

Pincértanulók vizsgája 1985 Fortepan Urbán Tamás

Pincértanulók vizsgája 1985 Fortepan Urbán Tamás

Ein weiteres Schmuckstück im Gundel ist der in weiß und gold gehaltene, im Rokokostil erbaute Königin-Elisabeth-Ballsaal mit seinen venezianischen Kronleuchtern.

Fortepan Nagy Ilona Gundel 1951

Äußerlich hat sich bei Gundel nicht viel verändert. Obwohl es im Laufe der Jahrzehnte mehrmals renoviert wurde, sind der Stil und die Atmosphäre immer gleich geblieben.

„Gundel by night“. Budapests Leuchtreklamen waren früher sehr in Mode, aber sie erinnern heute immer noch an eine Vergangenheit mit einer besonderen Atmosphäre und rufen schöne Erinnerungen aus unserem Leben hervor.

(Fotos: Fortepan)