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György Ligeti: Ein Wanderer der Musik, der zu den Quellen zurückkehrte

MTI - Ungarn Heute 2023.03.06.

Anlässlich des 100. Geburtstages des ungarischen Komponisten veranstaltete die Cité de la Musique in Paris am Wochenende eine Reihe von Jubiläumskonzerten mit Werken von György Ligeti, bei denen die französischen Besucher im Rahmen von Konzerten, Konferenzen und anderen Programmen mehr über Ligetis Werk und seine Wurzeln erfahren konnten, von der Volksmusik über afrikanische Einflüsse bis hin zu Werken von Bartók.

Das wichtigste Musikzentrum Frankreichs lädt die Pariser mit seinen regelmäßigen Themenwochenenden  zu besonderen musikalischen Reise ein, bei der ein Genre, ein Musiker, ein Instrument oder ein geografischer Ort im Mittelpunkt steht.

Der Höhepunkt des Week-end Ligeti 100, das vom 3. bis 5. März stattfand, war das Sinfoniekonzert Inspirations folkloriques am Samstagabend im Konzertsaal der Cité de la Musique.

Foto. Bruno Serrou Facebook

Unter der Leitung von Gergely Madaras konfrontierte das Orchestre de chambre de Paris den genialen Komponisten mit seinen ungarischen Wurzeln und seinem Idol Béla Bartók, dessen Arbeit als Volksmusikforscher einen starken Einfluss auf Ligetis Kunst hatte, heißt es auf der Website des Konzerthauses. Nach Bartóks Rumänischen Volkstänzen im ersten Teil des Konzerts wurde Ligetis Violinkonzert von der Geigerin Carolin Widman aufgeführt, und nach der Pause schloss das Konzert mit Béla Bartóks Divertimento und Ligetis Concert Românesc, für das alle Karten ausverkauft waren.

Am Freitag organisierte das Musikzentrum  unter dem Titel Ligeti und Afrika  einen ganztägigen Meisterkurs über die Verbindungen zwischen der Komposition des 20. Jahrhunderts und den musikalischen Klängen und Instrumenten Afrikas, an dem die Musikethnologen und Instrumentalisten Julien André und Simha Arom mitwirkten.

Nach einer Avantgarde-Periode, zog es Ligeti in den 1970er Jahren zurück zur Tradition, zur Harmonie und zum Rhythmus, wobei er in der Musik südostasiatischer Kulturen neue Harmonien und in der Musik afrikanischer Völker neue rhythmische Strukturen suchte.

Fact

György Ligeti war ein ungarischer Komponist, der am 28. Mai 1923 in Dicsőszentmárton (Martinskirch, Târnăveni), Siebenbürgen (Rumänien) geboren wurde.  Während des ungarischen Aufstandes 1956 emigrierte Ligeti in den Westen und erhielt 1967 die österreichische Staatsbürgerschaft; er starb am 12. Juni 2006 in Wien. Sein Leben war ziemlich turbulent, was sich auch in seinem Werk widerspiegelt.

Ligeti sprach ironisch und sogar bitter über seine Wurzeln, was zum Teil erklärt, warum er sich sein ganzes Leben lang als Jude sah, der durch die künstlerischen Strömungen seiner Zeit wanderte.

„Ich wurde in Siebenbürgen geboren und war rumänischer Staatsbürger. Allerdings sprach ich in meiner Kindheit kein Rumänisch und meine Eltern stammten nicht aus Siebenbürgen. […] Meine Muttersprache ist Ungarisch, aber ich bin kein echter Ungar, weil ich Jude bin. Da ich aber nicht Mitglied einer jüdischen Gemeinde bin, bin ich ein assimilierter Jude. Ich bin jedoch auch nicht ganz assimiliert, da ich nicht getauft bin“.

Er gilt neben Béla Bartók und György Kurtág, beide im früher ungarischen, heute rumänischen Banat geboren, als ein Komponist, der die Musik des 20. Jahrhunderts revolutioniert hat.

Beim Konzert Ligeti, an den Quellen des Rhythmus am Freitagabend stellte das Ensemble intercontemporain die karibischen und afrikanischen Einflüsse in den Werken des Komponisten heraus, während am Samstagnachmittag das französische Quatuor Béla (Béla-Streichquartett) die in Budapest komponierten Werke Ligetis mit denen verglich, die er später in Österreich schrieb.  Parallel spielten der Pianist Roberto Negro und der Saxophonist Émile Parisien eine Transkription von Ligetis Streichquartett Nächtliche Metamorphosen, das in den 1950er Jahren entstand.

Am Sonntag gab der Pianist Pierre-Laurent Aimard ein Konzert mit Klavierwerken Ligetis, während andere Musiker Kinder durch spielerische Aktivitäten in die ungarischen Musiktraditionen einführten.

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Via MTI Beitragsbild: Philharmonie de Paris Facebook