Am 19. Januar 1946 fuhr der erste Zug vom Bahnhof Budaörs (Wudersch) bei Budapest ab, welcher die deutsche Volksgruppe aus ihrem Heimatland abtransportierte. Zwischen 1946 und 1948 wurden mehr als 185.000 Menschen deutscher Nationalität ihrer Staatsbürgerschaft, ihrem Vermögen und ihrer Immobilien entzogen, sowie nach Deutschland vertrieben.
Auf der Potsdamer Konferenz im August 1945 haben die Siegermächte des zweiten Weltkriegs im Artikel XIII beschlossen, dass „die Überführung der deutschen Bevölkerung oder Bestandteile derselben, die in Polen, Tschechoslowakei und Ungarn zurückgeblieben sind, nach Deutschland durchgeführt werden muß“.
Es ist jedoch bemerkenswert, dass nur Ungarn unter den besiegten Staaten genannt wurde, Bulgarien, Finnland, Italien und Rumänien aber nicht
Dies ist ein Beweis dafür, dass es sich nicht nur um eine Maßnahme gegen die Deutschen handelte: Auf die Vertreibung der Deutschen aus Ungarn hat nämlich auch die tschechoslowakische Regierung gedrängt, damit sie an ihrer Stelle die dortige ungarische Minderheit umsiedeln kann.
Bei der Vorbereitung und Abwicklung der Vertreibung hatte das Innenministerium unter kommunistischer Leitung eine entscheidende Rolle: Innenminister Imre Nagy hat am 15. Januar 1946 die Verordnung über die Regelung der Vertreibung erlassen. Als Grundlage wurde die Volkszählung von 1941 genommen, bei der 477.000 Menschen mit deutscher Muttersprache, und etwas mehr als 300.000 Menschen mit deutscher Nationalität gezählt wurden.
Die erste Gruppe wurde am 19. Januar 1946 von Budaörs (Wudersch) bei Budapest in die Amerikanische Besatzungszone Deutschlands transportiert. Aus den ursprünglich vorgeschriebenen 25.000 Menschen konnten im Januar jedoch nur 3.866 Menschen deportiert werden. Die Zahl der Vertrieben erhöhte sich aber in den kommenden Monaten deutlich:
Im Mai waren es schon mehr als 49.000. Laut den Angaben wurden zwischen Januar aus Ungarn bis Dezember 1946 135.655 Deutsche in die Amerikanische-, und ab Frühling 1947 50.000 in die Sowjetische Besatzungszone vertrieben
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Die Ungarndeutschen mussten ihre Häuser, Felder, Tiere, Betriebe, Werkstätten, also ihr ganzes Vermögen zurücklassen und durften nur ein Gepäck von 100 Kilogramm mitnehmen.
Die Soldaten haben einzeln mit einer Liste in ihrer Hand an den Haustüren geklopft und die Menschen aufgefordert, innerhalb von zwei Stunden zu packen. Am Vorabend hat noch niemand geahnt, was am kommenden Tag auf sie zukommt
Sie wurden dann zu den Bahnhöfen gebracht, wo sie in Güterwaggons nach Deutschland transportiert wurden. Insgesamt wurden 143.000 Hektar Boden und 44.750 Immobilien von den deutschen Familien in Ungarn enteignet.
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Die Vertreibung der Deutschen war ein riesiger Verlust für Ungarn: Als ordentliche Staatsbürger haben sie jahrhundertelang mit ihrem Fleiß zum Wohlstand des Landes beigetragen.
Die ungarische Regierung hat im Jahr 2012 den 19. Januar zum Gedenktag für die Vertreibung der Ungarndeutschen ausgerufen
Seit 2013 wird dieses Ereignisses jedes Jahr gedacht.
(Quellen: sulinet, index, dieip.hu, documentarchiv.de, Bács-Kiskun Megyei Levéltár, Bild: Fortepan / Bauer Sándor)