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Hinter den Zahlen – Orbán kündigt massive Familienförderung an

Ungarn Heute 2019.02.13.

Die regieriende Fidesz-KDNP Koalition war immer großzügig mit Familien, aber ihre derzeitige Politik wird die weltweit höchste BIP-Quote für Familienunterstützung auszahlen. Viktor Orbán kündigte am Sonntag den sogenannten „Sieben-Punkte-Plan“ an, der Ministerpräsident betonte: „Wir wollen nicht nur Zahlen, wir wollen ungarische Babys“. Was steckt hinter den Zahlen? 

Im Jahr 2016 wies Ungarn nur 1,45 Geburten pro Frau auf – offenbar zu wenig zu einer Bevölkerungszunahme. Die ungarische Bevölkerungzahl nimmt langsam aber ständig, schon seit drei Jahrzehnten ab. Im Jahr 2018 beträgt die Gesamtbevölkerung von Ungarn geschätzt rund 9,8 Millionen Einwohner, diese Zahl war im Jahr noch 10,05.

Via: de.statista.com

Der Bevölkerungsschwund war in der ungarischen Geschichte immer präsent. Dazu hat es sehr stark beigetragen, dass während der österreichisch-ungarischen Monarchie und der Horthy-Ära  die Familien eher das Einkind-Modell bevorzugten. Später versuchte dann das sozialistische Regime eine „drakonische Politik“ zur Erhöhung der Geburtenziffern einzuführen. In den 50-er Jahren verbot Ungarn die Abtreibung und besteuerte Leute ohne Kinder. Diese, als Ratkó-Ära bezeichne Zeit, führte dann zu einem Babyboom im Land.

Der Premierminister will mehr ungarische Kinder 

Die neuen Maßnahmen wurden von Viktor Orbán angekündigt, der selbst fünf Kinder hat. Die Ankündigung kam nicht überraschend, da die Regierung schon auch soweit sehr viel für Familien ausgegeben hat. Schon nach dem Wahlsieg 2018 kündigte Orbán das Hauptziel des neuen Parlamentszyklus an: erhöhte Geburtenraten.

2018: Jahr der Familien in Ungarn

Das Kabinett hat schon vor neun Jahren den niedrigen Geburtenraten den Krieg erklärt: so hat sie die Mittel für Familienförderung kontinuierlich erhöht. Die Gesamtkosten der neuen Maßnahmen sind etwa 250-300 Milliarden Forint (1 Milliarde HUF = 3,2 Millionen Euro) pro Jahr  – doppelt so viel wie beispielsweise im Jahr 2010.

Selten findet man eine Regierung, die ihre Familienpolitik genauso ernst nimmt wie der ungarische Staat: Vier Prozent des BIP werden dafür ausgegeben. Auf diese Weise steht Ungarn unter den 35 OECD-Ländern an der ersten Stelle.

Der „7- Punkte-Familienplan“: 

  • Jede Frau unter 40, die zum ersten Mal heiratet, einen Kredit in Höhe von 10 Millionen Forint (31.417 Euro) zur freien Verwendung gewährt bekommt.
  • Die Rückzahlung des Kredits wird bei der Geburt des ersten Kindes drei Jahre lang ausgesetzt. Nach dem zweiten Kind wird ein Drittel des Kredits, nach dem dritten der gesamte Kredit erlassen.
  • Außerdem werden die Kreditprogramme für den Wohnungserwerb ausgeweitet und Bürgschaften je nach Kinderzahl teilweise vom Staat übernommen.
  • Familien mit mindestens drei Kindern erhalten beim Kauf eines mindestens siebensitzigen Fahrzeugs einen Zuschuss vom Staat in Höhe von 2,5 Millionen Forint.
  • Frauen, die vier oder mehr Kinder geboren haben und aufziehen, sollen künftig bis an ihr Lebensende von der Einkommenssteuer befreit sein.
  • Darüber hinaus sollen Großeltern, die ihre Enkel betreuen, finanzielle Unterstützung vom Staat erhalten.
  • Die Regierung wird in drei Jahren 21.000 Krippenplätze schaffen.

 

Was konnte die Regierung in den letzten acht Jahren mit ihrer Politik erreichen?

2018 sind insgesamt 91.577 Kinder in Ungarn geboren. Zwischen Anfang des Jahrhunderts und 2009 lag die Zahl der Neugeborenen zwischen 95 und 100 Tausend pro Jahr. Zwischen 2010 und 2013 ist diese Zahl jedoch unter 90.000 gefallen und stagnierte seit 2014.

In den postsozialistischen Ländern ist die Geburtenrate seit der Wende deutlich gesunken: die durchschnittliche Geburtenrate lag zur Jahrtausendwende noch unter 1,3. In der Region haben sich jedoch die Zahlen verbessert – Ungarn ist die Ausnahme.

Obwohl die Bereitschaft, Kinder zu bekommen, zugenommen hat, ist die Geburtenrate bei 1,5 Prozent geblieben. Laut der Studie „Demográfiai Portré“ („Demographisches Porträt“) sind diejenigen, die mehr Kinder haben, nicht die Gruppe, die die Regierung mit ihrer Politik anvisieren wollte. Mit den Maßnahmen sollten Familien aus der Mittelschicht unterstützt werden, die bereits über genügend Kapital für den Bau eines Hauses verfügen. Familien müssen ein regelmäßiges Einkommen erhalten, um die staatliche Unterstützungen erhalten zu können.

 Auswirkungen auf den Immobilienmarkt

Die Ankündigung von „CSOK“ hat bereits die Immobilienpreise in die Höhe getrieben und mit der neuen Ankündigung werden sogar noch höhere Mietpreise erzielt. Laut Ingatlan.com dürften mittelgroße Wohnungen in Budapest und in den größeren Städten auf dem Land teurer werden.

(Via: hungarytoday.hu, index.hu, mti.hu, Beitragsbild: hellovidek.hu)