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Neuer Dokumentarfilm über die Grenzöffnung in Ungarn und Deutschland

Enikő Enzsöl 2017.08.17.

Mit dem Titel „Europas Traum” (Európa álma) wurde ein neuer Dokumentarfilm über die spontane Grenzöffnung 1989 in Ungarn und Berlin und über die deutsch-ungarischen Parallelen der Wende von dem ungarischen Regisseur Péter Szalay gedreht. Der Film wird anlässlich des 28. Jubiläums des Paneuropäischen Picknicks am 19. August von dem ungarischen öffentlich-rechtlichen Fernsehsender M5 präsentiert.

DDR-Bürger stürmen im Rahmen der Veranstaltung „Paneuropäisches Picknick” bei Sopron über die ungarische Grenze nach Österreich (Foto: Tamás Lobenwein – MTI)

Im Jahre 1989 fuhren viele DDR-Bürger nach Ungarn, von denen am 19. August im Rahmen der Veranstaltung „Paneuropäisches Picknick” Hunderte bei Sopron über die ungarische Grenze nach Österreich stürmten. Die ungarische Grenze wurde weniger als einen Monat später, am 11. September 1989 endgültig geöffnet. Da reisten aus Ungarn fast 50.000 DDR-Bürger in den Westen. Ein fast ähnlicher Prozess spielte sich im November 1989 in Berlin ab: Die Regierung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) fühlte sich gezwungen, Reformen einzuführen. Bei einer internationalen DDR-Pressekonferenz wurde dann eine neue Reiseregelung bekannt gegeben. Infolgedessen zogen tausende Menschen zu den Berliner Grenzübergängen, wo die Grenze spontan geöffnet wurde.

Berliner feiern am Brandenburder Tor den Fall der Mauer am 9/10. November 1989 (Foto: Michael Pladeck – Deutsches Historisches Museum Berlin)

Es gebe eine auffallende Ähnlichkeit zwischen den ungarischen und deutschen Ereignissen, sagt der Regisseur Péter Szalay, der im Jahre 2006 mit dem Titel „Grenzfall” (Határeset) über das letzte Todesopfer des Eisernen Vorhangs einen Dokumentarfilm gedreht hat. In seinem neuen Film werden die Stationen zwei Ereignisse mit Hilfe von zwei Oberstleutnants präsentiert, die damals an der ungarischen bzw. deutschen Grenze dienten, und die ohne eindeutiger Befehl ihrer Vorgesetzten in eigener Verantwortung Entscheidungen durchführen mussten. Árpád Balla und sein deutscher Kollege Harald Jäger hätten unabhängig voneinander – sie trafen erst 2009 bei einer Konferenz in Sopron – zu einem anderen Zeitpunkt, an einer anderen Stelle identisch gehandelt, sie hätten befohlen die Grenze zu öffnen, sie selbst hätten gegenüber den Menschen gestanden, hob der Regisseur hervor. Die zwei Männer wollten nicht die Geschichte schreiben, beide hätten bloß eine rationale, menschliche Entscheidung in einer unerwarteten Situation getroffen, zitierte Gábor Szalay den ungarischen Oberstleutnant.

Der Film sucht Antworten im Zusammenhang mit dem „Paneuropäischen Picknick” und mit dem Berliner Mauerfall. Der deutsch-ungarische Dokumentarfilm „Europas Traum” (Európa álma; 50 Min.) mit Untertiteln wird am 19. August um 20:15 auf M5 und auf der Webseite des Fernsehsenders M5 zu sehen.

via mti.hu; Foto: mediatanacs.blog.hu