Greenpeace fordert einen sofortigen Baustopp, "um eine weitere Zerstörung des Naturjuwels zu verhindern und die dort heimischen Tier- und Pflanzenarten zu schützen”, sagt Lampl in Richtung der ungarischen Regierung. Weiterlesen
Mit Menschenketten und Bannern forderten Greenpeace-Aktivisten den Stopp eines Mega-Investitionsprojekts der Regierung, das ihrer Ansicht nach die Tierwelt am Neusiedlersee zerstören würde. Zu den Aktivisten hat sich auch die bekannte ungarische Schauspielerin Dorottya Udvaros angeschlossen.
Greenpeace-Aktivisten standen am Mittwoch im Morgengrauen vor dem Eingang zum Neusiedlersee-Projekt am Rande von Fertőrákos. Mit ihrer Aktion wollten sie darauf aufmerksam machen, dass ein Nationalpark für eine Luxusinvestition im wirtschaftlichen Interesse einer kleinen Gruppe von Menschen und nicht für den Schutz der Tierwelt genutzt wird. Die Aktion wurde von der Greenpeace-Botschafterin und Schauspielerin Dorottya Udvaros begleitet.
Ich habe Ehrfurcht vor dem Leben, das sich in Millionen von Jahren auf dieser Erde entwickelt hat. Die Kreativität und die Vorstellungskraft der Menschheit haben sich in den letzten Jahrhunderten auf erstaunliche Weise entfaltet. Wir haben unsere Stärke bewiesen, und jetzt sollten wir zeigen, wie bescheiden wir sein können und wie viel Respekt wir vor dem Leben auf der Erde haben. Auch für uns selbst
sagte Dorottya Udvaros vor Ort.
Die Organisation „Freunde des Neusiedlersees“ und andere lokale Nichtregierungsorganisationen protestieren bereits seit anderthalb Jahren gegen das Projekt. Zuletzt hatte „Greenpeace Ungarn“ die öffentliche Ausschreibung für das Fertő-Projekt vor dem Schiedsausschuss für das öffentliche Auftragswesen angefochten. Der Ausschuss lehnte den Antrag jedoch mit der Begründung ab, dass er nicht berechtigt sei, ihn zu prüfen.
Greenpeace hat außerdem in den letzten Monaten alle rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft, um die „massive Zerstörung der Natur“ im Nationalparkgebiet zu stoppen. „Doch statt sich um unseren gemeinsamen Schatz zu kümmern, steckt die Regierung immer mehr öffentliche Gelder in dessen Zerstörung. Das Budget für das Fertő-Projekt beträgt bereits über 45 Milliarden Forint“ schreibt die ungarische Greenpeace auf ihrer Website.
Wir haben alle rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft, um den Fertő-See vor diesem skandalösen Bau zu retten
Und nicht nur wir: Von der UNESCO über die Europäische Union bis hin zur Ungarischen Akademie der Wissenschaften stimmen alle nationalen und internationalen Naturschutzorganisationen mit uns überein, dass dieses Projekt jetzt gestoppt werden muss. Es ist äußerst entmutigend, dass die Werte dieses einzigartigen Nationalparks vor unseren Augen aus Eigennutz zerstört werden“, sagte Katalin Rodics, Naturschutzspezialistin von Greenpeace Ungarn.
“Schon jetzt wurden zahlreiche Tierarten aus dem Gebiet vertrieben. Streng geschützte Vogelarten in Ungarn, aber auch im nahen österreichischen Teil des Naturschutzgebiets sind stark gefährdet. Die ungarische Regierung muss den Bau jetzt umgehend beenden und auf ein für die Umwelt erträgliches Maß anpassen”, forderte Greenpeace-Sprecher Herwig Schuster.
Der Fertő-See ist nicht nur ein Nationalpark und ein Natura-2000-Gebiet, sondern wurde auch in die Liste der Feuchtgebiete von besonderem Wert der Ramsar-Konvention zum Schutz von Wasservögeln und Feuchtgebieten aufgenommen und gehört zum UNESCO-Welterbe.
Das 53 Hektar große Projekt würde ein 4-Sterne-Hotel mit 100 Zimmern und 26 luxuriöse Apartmenthäuser direkt am Wasser, einen Parkplatz für 880 Autos, ein mehrstöckiges Besucherzentrum, einen Hallensportkomplex mit Tennisplätzen und Kunstrasen-Fußballfeldern sowie einen Jachthafen für 850 Segelboote und 450 Ruderboote umfassen. Das Projekt würde somit etwa 53 Hektar der Schilfgebiete, Ufer und Betten des Neusiedlersees in Anspruch nehmen, und zwar größtenteils durch Bauvorhaben, die außerhalb des Schutzgebiets, einige Kilometer vom Ufer entfernt errichtet werden könnten.
Greenpeace hat vor kurzem auch eine neue Website über den See und die Bedrohung der besonderen Naturwerte des Gebiets durch das geplante Projekt eingerichtet.
Aktuell werden die Arbeiten der ersten Bauphase abgeschlossen: 53 Hektar Naturschutzgebiet werden abgetragen oder schwer beschädigt. Die Auswirkungen dieser Bauphase wären noch teilweise umkehrbar, so das Portal ots.at und fügt hinzu: in der zweiten Phase wird der Boden des Gebiets durch die Bauarbeiten unwiederbringlich zerstört und der mehrfach geschützte Lebensraum vernichtet.
Via: Hungary Today, ots.at, Titelbild: Greenpeace in Central & Eastern Europe, Via: ots.at