Wöchentliche Newsletter

Opposition zu Orbán-Putin-Treffen: „Viktor Orbán ist zu einer Marionette Putins geworden“

Ungarn Heute 2022.02.02.

Am Dienstagmittag besuchte der ungarische Ministerpräsident Moskau, wo er Gespräche mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin führte. Sie erörterten Themen wie die Energieversorgung des Landes durch russisches Gas und den Russland-Ukraine Konflikt. Fast alle ungarischen Oppositionsparteien reagierten auf das Treffen. Sie waren sich darin einig, dass Orbán eher Russland und nicht die Europäische Union sowie die europäischen Werte mit seiner Politik vertritt. Der Kandidat der Opposition für das Amt des Ministerpräsidenten zitierte sogar Orbán aus dem Jahr 2007, als er noch aus der Opposition sagte: „Das Öl mag aus dem Osten kommen, aber die Freiheit kommt immer aus dem Westen.“

„Viktor Orbán ist zu einer Marionette Putins geworden. Das ist verständlich, wenn man bedenkt, dass er im Namen seiner Familie und seiner Freunde in den vergangenen 12 Jahren ein unermessliches Vermögen angehäuft hat, das er nur behalten kann, indem er Ungarn dazu bringt, sich nicht an die Normen der Europäischen Union zu halten und uns sogar aus der Europäischen Union herausführt“ reagierte Péter Márki-Zay, der Kandidat der Opposition für das Amt des Ministerpräsidenten in einem Video auf das Putin-Orbán Treffen, noch vor der gemeinsamen Pressekonferenz. Laut Márki-Zay  sind die guten russisch-ungarischen Wirtschafts- und Kulturbeziehungen kein Problem, jedoch: „Als NATO-Mitglied sollte Ungarn aussagen, dass Putin ein Aggressor ist und sollte für die territoriale Integrität der Ukraine eintreten“.

Orbán in Moskau: „Mein Besuch ist gleich eine Friedensmission"
Orbán in Moskau: „Mein Besuch ist gleich eine Friedensmission

Orbán und Putin verhandelten auch über die Verlängerung des Gaslieferungsvertrags, wonach "Ungarn genügend Gas günstig aus Russland beziehen kann."Weiterlesen

Der Politiker erinnerte auch daran, dass Orbán früher versprochen hatte, dass seine Partei Fidesz die Europäische Volkspartei nicht verlassen werde, doch hat er dies nicht eingehalten. Seiner Meinung nach müssen alle Ungarn am 3. April dazu Stellung beziehen, ob Ungarn ein Mitglied der westlichen christlichen Gemeinschaft sein will.

Lassen wir nicht zu, dass Viktor Orbán die Interessen Ungarns verrät, so wie er die Europäische Union verraten hat. Mehr Europa, weniger Putin!

so Márki-Zay.

Nach dem Treffen schrieb er auf seiner Facebook-Seite:

Das Öl mag aus dem Osten kommen, aber die Freiheit kommt immer aus dem Westen

Laut Márki Zay hat Orbán nach dem Treffen versucht, der Presse zu beweisen, dass er die Europäische Union in Moskau vertreten hat. Aber wir alle wissen, dass er der Vertreter Moskaus in der Europäischen Union ist. „Das Treffen hat Viktor Orbáns Isolation in der EU weiter vertieft, da sein letzter Verbündeter, der polnische Ministerpräsident, während des Putin-Orbán-Treffens mit dem Ministerpräsidenten der von einer russischen Invasion bedrohten Ukraine verhandelt hat. Um unser Land wieder dem Westen zuzuwenden, brauchen wir am 3. April einen Regierungswechsel.“ Er zitierte schließlich Orbán aus dem Jahr 2007 als er noch als Oppositionspolitiker sagte: „Das Öl mag aus dem Osten kommen, aber die Freiheit kommt immer aus dem Westen“.

Opposition: Wenn Orbán nach Russland geht, sollte er nicht zurückkommen
Opposition: Wenn Orbán nach Russland geht, sollte er nicht zurückkommen

Das politische Bündnis, Vereint für Ungarn, verlangt, dass Premierminister Viktor Orbán seinen Besuch in Moskau absagt.Weiterlesen

Die Momentum-Bewegung und ihre Jugendorganisation überklebten einige Regierungsplakate, die die Oppositionspolitiker Ferenc Gyurcsány und Péter Márki-Zay mit dem Slogan „Viktor Orbán tanzt wie Wladimir Putin pfeift“ abbilden. Die Momentum-Aktivisten klebten Putin anstelle des Gesichts von Ferenc Gyurcsány und Orbán auf den Kopf von Márki-Zay.

Vorsitzender der rechten Partei „Jobbik“ postete nur sehr kurz auf seine Facebook Seite und schrieb:

Orbán ist heute nach Moskau gereist.
Ich habe die neu ernannte Botschafterin der Niederlande, Désirée Bonis, in meinem Büro empfangen.
➡️ Wir wählen Europa!
#jakabpéter #jobbik #néppartján

Auch die unabhängige Abgeordnete Bernadett Szél kritisierte Orbáns Reise nach Moskau und schrieb auf ihrer Facebook-Seite: „Die Behauptung, dass Ungarn Gas aus Russland zu einem „Fünftel“ des Preises bekommt und dass „billiges“ russisches Gas die Kürzungen der Gemeinkosten möglich macht, ist offensichtlich nicht wahr. Wir kaufen Gas von den Russen für genau das Dreifache des Preises, den die Bevölkerung dafür bezahlt, russisches Gas ist also keineswegs billig! Es stimmt auch nicht, dass der kürzlich unterzeichnete neue Gasvertrag günstiger ist als der alte: Die Zahlen der KSH zeigen auch, dass die von Ungarn zu zahlende Gasrechnung seit der Vertragsunterzeichnung erheblich gestiegen ist.“

Es liegt im Interesse Ungarns, seine Abhängigkeit von russischer Energie zu verringern, beispielsweise durch die Isolierung von Häusern und die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien

so Szél und fügt hinzu: „Orbán spricht immer von Souveränität, aber dieses Mal hat er in Moskau das Bild des schwächsten und verletzlichsten ungarischen Regierungschefs aller Zeiten gezeigt. Das ist nicht die Art von einem Premierminister, die Ungarn verdient. Er ist nicht würdig, Ungarn nach dem 3. April zu vertreten“.

Der ehemalige Premierminister Ferenc Gyurcsány, Vorsitzender der Partei DK postete auf seine Soacial-Media-Seite folgendes:

„Wähle! Europa oder Moskau?“

Die einzige ungarische „Spaßpartei“, die „Ungarische Zweischwänziger-Hund Partei“, organisierte am Tag des Treffens eine Demonstration unter dem Titel „Sympathiekundgebung für die ewige und unverbrüchliche ungarisch-sowjetische Freundschaft“.

(Via: 24.hu, Facebook, Titelbild: MTI- Benko Vivien Cher)