„Es war gut ein Katholik und Ungar zu sein“ – so bewertet Pater Kornél Fábry, dem die Organisation anvertraut wurde, den kürzlich zu Ende gegangenen 52. Eucharistischen Kongress in Budapest. Der diesjährige Generalsekretär des IEK (Internationaler Eucharistischer Kongress) sprach auch darüber, dass neben der vielen Arbeit auch viel Barmherzigkeit in der Vorbereitung des Kongresses lag. Pater Kornél sprach über sein Treffen mit Papst Franziskus, die erfolgreiche Inszenierung und äußerte sich auch zur Pressekritik über die Teilnehmerzahl. (Das Interview erschien original auf unserer Schwesternseite Hungary Today.)
Im Alter von 22 Jahren haben Sie sich entschieden, dem Herrn zu dienen. Sie haben in mehreren Vorträgen und Interviews erwähnt, dass Ihnen früher nie in den Sinn gekommen wäre, Priester zu werden. Sie waren sogar frustriert, wenn Sie für einen Priester gehalten wurden. Dann reisten Sie zu einem Jugendforum nach Manila und beschlossen gleich nach Ihrer Rückkehr, dass Sie doch ein Mitglied der Kirche werden. Was ist auf dieser Reise passiert?
Wenn mir früher das Priestertum in den Sinn kam, verwarf ich den Gedanken schnell. In Manila durfte ich im Jahr 1995 als einer von Ungarns Delegierten am Weltjugendtreffen teilnehmen. Die Messe mit Papst Johannes Paul II. und 4,5 Millionen Menschen war ein fantastisches Erlebnis. Das Thema war die Evangelisierung der Jugend, wozu man sich im Jugendforum auch äußern konnte, und ich nutzte die Gelegenheit. Danach überrannten mich viele unterschiedliche Menschen mit einer Menge von Fragen und jede Frage bezog sich auf das Priestertum. Einige der Priester und Bischöfe unter uns fragten, ob ich nicht schon mal an das Priestertum gedacht habe. Als ich dann nach Hause kam, fragten mich völlig Fremde, ob ich nicht Pfarrer oder Priester sei. Die Sache wurde langsam verdächtig.
Der Liebe Gott hatte sie geschickt, damit ich meine Augen öffne: das ist meine Berufung. Die Entscheidung musste ich natürlich treffen. Ich denke, der Liebe Gott hat sich danach die Stirn gewischt, nach dem Motto na endlich! Die größte Freude bereitet mir, wenn ich den Menschen Gottes Barmherzigkeit nahebringen kann.
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Als Priester kann ich nicht nur darüber reden, sondern ich kann auch Absolution erteilen. Was braucht man mehr? So bin ich im Herbst schon zu Seminaren gegangen und im Jahr 2000, beim Jugendtreffen in Rom, konnte ich schon mit vielen anderen Priestern und dem Heiligen Vater die Messe konzelebrieren.
Kardinal Péter Erdő betraute Sie schon 2016 mit der Organisation des diesjährigen Kongresses. Warum fiel die Wahl auf Sie?
Das habe ich ihn auch gefragt. Er sagte nur, dass jeder mich empfohlen hat. Wer diejenigen waren, das war mir nicht ganz klar, aber auch nicht wichtig. Als Mitglied der Emmanuel-Gemeinschaft sind mir die Eucharistie, die Messe und die Liebe zum Heiligtum sehr wichtig. Ich organisiere gerne. Bei der Budapester Stadtmission im Jahr 2007 nahm ich als Vortragender teil, im Jahr 2013, während der HungaRió als Programmbeauftragter. Vielleicht schienen meine Effizienz und die Liebe zur Eucharistie eine gute Kombination für diese Aufgabe zu sein.
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Haben Sie diese Anfrage unerwartet erhalten, oder gab es Anzeichen? Was war der erste Gedanke in Ihrem Kopf? Waren Sie glücklich, mit einer so wichtigen Aufgabe betraut zu werden, oder fokussierten Sie sich bereits am Anfang auf die Schwierigkeiten der Organisation?
Es kam unerwartet. Der erste Gedanke war gut-gut, aber wie soll ich das machen, wenn mir gleichzeitig die Seelsorge von vier Gemeinden, Lehrtätigkeiten an zwei Universitäten und einem katholischen Gymnasium und so weiter anvertraut sind. Also bat ich den Kardinal um ein paar Tage Bedenkzeit und um für meine Entscheidung zu beten. Nach einer Stunde sakramentaler Anbetung erhielt ich von Jesus eine Bestätigung, die mein geistlicher Vater nur „mehr als offensichtlich” nannte. Meine Antwort lautete also: Ich nehme an, weil Jesus mich darum bittet.
Nach den ursprünglichen Plänen ging Ihr Auftrag bis 2020, aufgrund der Coronavirus-Epidemie musste die Veranstaltung jedoch um ein Jahr verschoben werden. Was waren die größten Herausforderungen bei der Organisation, wie hat die Weltpandemie noch eine Schippe drauflegen können?
Die Organisation fand auf zwei Ebenen statt: geistlich und praktisch. Schließlich war hier von einem 3-plus-8-tägigem Mega-Event die Rede, bei dem von der Suche nach dem richtigen Ort über die Einladung von Mitwirkenden bis hin zur Finanzplanung und Einladung des Personals viele Dinge zu berücksichtigen waren. Und wenn wir auch spirituell richtig vorbereitet sind, wird es Früchte tragen. Es ist wie beim Weitsprung: der erfolgreiche Sprung hängt davon ab, wie wir zuvor rennen. Dazu diente eine schön strukturierte dreijährige Vorbereitung, für die uns ein weiteres Jahr geschenkt wurde, das wir für die spirituelle Planung genutzt haben.
Wenn ich mich nicht irre, haben sie vor ein paar Jahren zum ersten Mal Papst Franziskus persönlich getroffen und sind nun schon Generalsekretär des IEK gewesen. Hat Ihnen der Heilige Vater eine Orientierungshilfe gegeben?
Als Erzbischof Piero Marini mich während eines Vorbereitungstreffens in Rom als Generalsekretär vorgestellt hatte, sagte der Heilige Vater nur: Molto lavoro, molto lavoro… Das heißt viel viel Arbeit… Er hatte recht.
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Hatten Sie auch Gelegenheit während des Besuchs in Budapest Papst Franziskus zu treffen? Hat er Ihnen gegenüber etwas über den diesjährigen IEK gesagt?
Als wir uns nach der Messe einen Moment treffen konnten, wiederholte ich für ihn seinen früheren Satz und fügte hinzu: Ja, viel Arbeit, aber auch viel Barmherzigkeit. Er nickte nur zustimmend.
Es gab sogar eine freundliche Überraschung: ich bekam das päpstliche Messbuch zur Heiligen Messe, was der Heilige Vater mir widmete.
Es gibt gemischte Beurteilungen zu Papst Franziskus, auch unter denen, die sich katholisch nennen. Warum ist das so Ihrer Meinung nach? Was denken Sie darüber?
Ich sehe in ihm den irdischen Statthalter Christi, gewählt von einer Körperschaft von Kardinälen unter der Führung des Heiligen Geistes. Von da an ist es nicht mehr meine Aufgabe zu bewerten oder zu kritisieren, ich kann nur für Ihn beten, so wie er immer darum bittet.
Wie bewerten Sie den 52. Eucharistischen Kongress?
Erzbischof Piero Marini, Präsident des Päpstlichen Rates des Internationalen Eucharistische Kongresses, sagte: wir sollten in der gegenwärtigen Situation dankbar sein, dass wir den Kongress überhaupt organisieren konnten. Ich bin voll Dankbarkeit mit dem Guten Gott und all meinen Mitarbeitern, die den Kongress unterstützt haben.
Ich denke, dass es für die Menschen des 21. Jahrhundert eine mindestens genauso große Erfahrung war, wie für die Menschen im Jahr 1938. Ich glaube daran, dass es nicht die Endhaltestelle, sondern der Beginn eines Neuanfangs ist.
Man kann jetzt schon die Früchte sehen, deshalb hat sich die Organisation auf jeden Fall gelohnt.
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Vielleicht fällt es Ihnen schwer zu wählen, aber welches Programm war für Sie das größte Ereignis?
Die ganze Woche war eine riesige Feier. Ich muss dazu sagen, dass ich nicht viele Orte besucht habe, bzw. als ich vor Ort war, habe ich oft nur hinter den Kulissen die noch zu erledigenden Arbeiten organisiert. Doch wenn ich einige Programme hervorheben müsste, so gäbe es zwei: die gemeinsame sakramentale Anbetung am Donnerstagabend in der Szent István Basilika und die eucharistische Prozession bei Kerzenschein auf der Andrássy-Allee.
Bei beiden hatte ich das Gefühl, dass, ja, Jesus hier unter uns ist, wir folgen ihm, sein Reich ist hier zwischen uns. Alle Augen leuchteten, jeder sang und lächelte den anderen an. Aber einem Kommentar zu der ganzen Woche stimme ich zu: Es war gut hier Katholik und Ungarn zu sein.
In der ungarischen Presse gab es eine kleine Debatte darüber, ob viele oder wenige Personen an der Veranstaltung teilgenommen haben. Es gab diejenigen, die sagten, dass der Anteil der Kongressinteressierten im Verhältnis nicht so groß sei. Andere wiederum sagten, dass es unglaublich viele Menschen gab, die neugierig auf die Veranstaltung waren. Welche Beurteilung der Situation ist richtig?
Jeder der da sein musste, war da. Und jeder verfolgte mit Hilfe von TV, Radio oder Internet die Ereignisse der Woche, der das tun musste. Angesichts der Umstände bin ich mit der Zahl der Teilnehmer oder der Nachverfolgenden überhaupt nicht unzufrieden.
Ich schätze auch sehr die Tatsache, dass viele die Programme des Kongresses im Nachhinein von vielen Tausenden verfolgt werden, die Teilnahme also noch andauert und die Zahl der Engagements ständig wächst… Der Liebe Gott ist auch in der Lage durch diese Werkzeuge die Herzen zu berühren.
An mehreren Stellen wurden solche Artikel veröffentlicht, in denen verurteilt wurde, dass für die Kongressteilnehmer keine besonderen epidemiologischen Maßnahmen (Maskenpflicht, Abstandhaltung usw.) vorgeschrieben waren. Es wurden außerdem keine Immunitätsausweise verlangt. Was war der Grund für diese Entscheidung? Was denken Sie wenige Tage nach dem diesjährigen IEK: Haben Sie die richtige Entscheidung getroffen?
Dies war nicht unsere Entscheidung, sondern die der Nationalversammlung. Während den Vorbereitungen haben wir betont, dass wir die dann geltenden Vorschriften während des Kongresses einhalten werden. Auch nachdem die oben genannten Entscheidungen getroffen wurden, haben wir alle darum gebeten aufzupassen, aufeinander achtzugeben, sich verantwortungsvoll zu verhalten und gewissenhaft an den Programmen des Kongresses teilzunehmen.
Wir haben alles für die Sicherheit der Teilnehmer getan: wir haben 30 000 Masken vorbestellt, für den Fall, das sich sie Situation verschlechtert, an jedem Eingang haben wir Händedesinfektionsmittel bereitgestellt und wir legten es auch den Pilgerpakete bei.
Mehrere betrachteten es als eine diplomatische Botschaft an Ungarn, dass der Heilige Vater nur wenige Stunden im Land verbrachte, während er sich bei seiner nächsten Station, der Slowakei, drei Tage aufhielt. Könnte dies wirklich der Fall sein oder gibt es einen viel mehr prosaischen Grund dafür, wo Papst Franziskus wieviel Zeit verbringt?
Die Antwort ist aus meiner Sicht sehr einfach: Der Heilige Vater ist der Einladung von Kardinal Péter Erdő und Präsident János Áder gefolgt. Und diese Einladung war für den Kongress. Auf seinem Heimweg im Flugzeug aus der Slowakei erwähnte der Heilige Vater, dass er gerne auch für einen Besuch des Landes zu uns zurückkehren würde. Dies bedeutet für mich, dass er mit Freude unter uns war und eine gute Zeit hatte.
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Bietet die diesjährige erfolgreiche Organisation Möglichkeiten für die ungarische katholische Kirche?
Die von Christi gegebene Mission der Kirche ist das Weitergeben des Glaubens und die Erlösung der Seelen. Der Kongress selbst war eine großartige Gelegenheit, die Aufmerksamkeit aller darauf zu ziehen: Unser Heim ist im Himmel, zu dem Jesus Christus der Weg ist.
Er lebt unter uns in der Eucharistie, wir können ihm begegnen und er kann unser Leben verändern. Dieses Ereignis hat uns eine neue Möglichkeit gegeben, die Seelen zu erlösen, was wir sogleich fortsetzen müssen. In der Kongresswoche haben wir das Reich Gottes erlebt und darauf müssen wir im Alltag aufbauen, indem wir Gerechtigkeit, Frieden und Liebe erfahren und leben.
Zuletzt fand in Ungarn der letzte Eucharistische Kongress im Jahr 1938 statt. Müssen wir wieder 80 Jahre auf den nächsten warten?
Im aktuellen Kongresssystem findet dieser alle vier Jahre einmal in Europa und einmal auf einem anderen Kontinent statt. Der nächste Kongress wird 2024 in Ecuador sein, 2028 erwartungsgemäß wieder in einem europäischen Land. Daraus folgt, dass der alte Kontinent alle acht Jahre Gastgeber dieses Welttreffens ist. Es kann gut sein, dass man sogar 100 Jahre warten muss, deshalb sollte jeder, der vielleicht etwas verpasst hat, unbedingt auf die Ereignisse im Internet zurückblicken, damit man den Enkeln etwas zu erzählen hat, wie unsere Vorfahren es nach ´38 taten.
(geschrieben von Péter Cseresnyés – Hungary Today, übersetzt von Katharina Haffner)