Fast ganz Europa (und viele andere Nationen außer der EU) feiert den Tag der Arbeit, dessen Ursprung aber in die Geschichte der USA zurückgeht. Am 1. Mai 1886 haben die Handel- und Arbeitergewerkschaften einen großen Generalstreik organisiert. Auslöser waren die schlechten Arbeitsbedingungen und die Unterbezahlung der Industriearbeiter. An diesem Tag arbeiten wir nicht, früher im kommunistischen Ungarn hat man mit vielen Veranstaltungen und riesengroßen Paraden gefeiert, bei denen man die kommunistische Propaganda mehr verbreiten konnte. Wie kann das sein, dass eine westliche Veranstaltung von kommunistischen Ländern übernommen wurde?
Trotz des USA-Ursprungs (Streik am 1. Mai 1886) feiert man diesen Tag in den USA und in Kanada nicht am 1. Mai sondern am 1. September. Ursprünglich wollte man mit dem Streik erreichen, dass die tägliche Arbeitszeit, die damals 10-13 Stunden betrug, auf acht Stunden verkürzt wird. Damals wurde beschlossen, die Kampagne am 1. Mai zu starten, da in vielen amerikanischen Unternehmen das neue Jahr der Buchhaltung an diesem Tag des Jahres begann, was auch bedeutete, dass viele Arbeitsverträge am 1. Mai in Kraft getreten wären.
340 000 Menschen haben an dem Streik teilgenommen. Ein Zentrum in dieser Hinsicht war Chicago, wo manche Organisationen mehrere Tage lang streikten. Am 3. Mai wurden drei streikende Arbeiter der Fabrik McCormick Harvester bei einer Demonstration getötet. Am nächsten Tag fand ein Protestmarsch statt, und am Abend, als der Marsch sich auflöste, brach der Haymarket-Aufstand aus. Jemand hat eine Splitterbombe auf die Polizisten geworfen. 7 Polizeibeamten und mindestens 4 Zivilisten sind ums Leben gekommen. Wegen dieses Ereignisses gibt es die Tradition der Maiaufmärsche. Obwohl wir den Ursprung auf 1886 datieren, gab es schon früher Arbeiterbewegungen, die für die 8-Stunden-Arbeitszeit gekämpft haben, und zwar am 21. April 1856 in Australien.
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Wie kann das denn sein, dass aus einem westlichen Ereignis eine kommunistische Tradition geworden ist? Es ist vielleicht ein mildernder Umstand, dass der Brite Robert Owen, der bereits 1827 mit dem Slogan „acht Stunden Arbeit, acht Stunden Ruhe, acht Stunden Erholung“ die Situation der Arbeiter verbessern wollte, der einer der Begründer des utopischen Sozialismus war. Er war ein Sozialist, dem die Interessen der Arbeiter am Herzen lagen. Die Tatsache, dass er aus einem kapitalistischen Land kam wird von den sozialistischen Tugenden in den Schatten gestellt.
Fact
Die kommunistischen Regime, deren Ideologie die arbeitenden Menschen in den Mittelpunkt stellte, behandelten den 1. Mai als einen besonderen Feiertag. Nach der kommunistischen Machtübernahme wurde der Tag, der ursprünglich „Feiertag der Arbeiter“ hieß, in den Ländern des Ostblocks politisch in einen Feiertag der Arbeiter, Bauern und Intellektuellen, den „Tag der Arbeit“, umgewandelt. In Ungarn ist der 1. Mai seit 1946 ein nationaler Feiertag. Nach dem Fall des Kommunismus wurde der Name des Tages der Arbeitersolidarität als „Tag der Arbeit“ beibehalten. Wie in den meisten Ländern der Welt ist er nun auch in Ungarn ein offizieller Feiertag.
/Quelle: Wikipedia/
Obwohl der Feiertag in Ungarn erst 1946 zu einem offiziellen Staatsfeiertag wurde, gab es ihn bereits im Jahr 1919, als die Räterepublik an der Macht war. Man feierte den Tag, obwohl das Land nach dem Ersten Weltkrieg praktisch in Trümmern lag, die Situation war chaotisch, die Tschechoslowaken im Norden und die Serben und Rumänen im Süden drangen in die ungarischen Gebiete ein.
Baky Albert (1868–1944), Public domain, via Wikimedia Commons
Andrássy Straße am 1. Mai vor dem Gebäude der ungarischen Staatsoper, Quelle: Fortepan / SK
In der Kádár-Ära (1956-1989) hatte der Tag ebenso eine besondere Bedeutung. In der Ideologie des Kommunismus spielte der arbeitende Mensch, das arbeitende Volk, eine sehr wichtige Rolle, und die Menschen waren verpflichtet einen Arbeitsplatz zu haben. Im gesamten Land gingen die Menschen auf die Straße. Überall in Ungarn fanden Paraden statt, und die Menschen zogen mit Bannern, Fahnen und Schildern durch die Hauptstadt. Die Teilnahme an den Feierlichkeiten war obligatorisch und die verschiedenen Fabriken, Unternehmen und Büros mussten in Gruppen auftreten.
Es gibt typische Köstlichkeiten, die man noch heutzutage auch an diesem Tag gerne isst, wie z.B. verschiedene Würstchen, Bier oder Zuckerwatte.
József körút am 1. Mai 1946, Quelle: Fortepan / Pál Berkó
Fortepan / Angyalföldi Helytörténeti Gyűjtemény
Stalinplatz (heute Ötvenhatosok tere) am 1. Mai 1955, Quelle: Fortepan
1. Mai 1964, Von links: István Dobi, unmittelbar daneben der sowjetische Kosmonaut Adrian Nikolayev und János Kádár, Quelle: Fortepan / Gyula Nagy
Die Parade war für die sozialistischen Länder so wichtig, dass sie sogar während der größten Atomkatastrophe der Welt abgehalten wurde: Am 26. April 1986 explodierte der Reaktorblock 4 von Tschernobyl in der Ukraine, ohne dass die Atomenergiekommission davon wusste, und hüllte das Gebiet in eine Wolke aus nuklearem Staub. Es wurde vierzigmal mehr radioaktives Material in die Atmosphäre freigesetzt als bei den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki. 3 Millionen Menschen in der Ukraine und 2 Millionen in Weißrussland waren exponiert. Die Massenmedien in den sozialistischen Ländern leugneten die Katastrophe zunächst und versuchten dann, sie zu bagatellisieren. Auf Befehl von Gorbatschow wurde bei der Moskauer Parade am 1. Mai künstlicher Regen ausgelöst und die radioaktive Wolke auf Weißrussland gerichtet. In Ungarn feierten Hunderttausende auf den Straßen den Tag der Arbeit, ohne zu wissen, dass sie eigentlich in Gefahr waren.
Fact
Es ist wichtig zu erwähnen, dass die römisch-katholische Kirche 1955 mit Papst Pius XII. beschlossen hat den 1. Mai zum Tag des Heiligen Josef des Arbeiters zu erklären. Seitdem ist der 1. Mai der Feiertag der Arbeiter.
(Quellen: magyardiplo.hu, Wikipedia, Beitragsbild: Stalinplatz (heute Ötvenhatosok tere) am 1. Mai 1955, Quelle: Fortepan)