Nach Ansicht des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj solle man stattdessen amerikanisches Gas kaufen.Weiterlesen
Mit dem Stopp der russischen Gaslieferungen nach Europa über die Ukraine hat sich eine sensationelle geopolitische Gelegenheit ergeben, von der Ungarn profitieren könnte, so eine Quelle gegenüber Index. Der Informant, der um Anonymität bat und ein aktiver Gashändler ist, erinnerte daran, dass die Ereignisse den Wert des ungarischen Gasnetzes verdreifacht haben.
Wie auch wir berichteten, gab Gazprom am 1. Januar bekannt, dass es keine technischen und rechtlichen Möglichkeiten mehr habe, Erdgas weiterhin durch die Ukraine zu transportieren, weshalb ein Stopp um 06:00 Uhr ungarischer Zeit am 1. Januar angekündigt wurde.
Die Ukrainer erklärten, dass sie jährlich 800 Millionen Dollar verlieren, weil der Vertrag nicht verlängert wird, während die Russen Berichten zufolge 6 Milliarden Dollar Verluste verzeichnen.
Das Ende des Vertrags wird sich in Österreich und der Slowakei am stärksten bemerkbar machen, da Ungarn seine Importe auf die TurkStream Pipeline umgestellt hat,
erinnert Index.
Die Ukraine dürfte laut der Marktquelle des Portals, die ein Vertreter eines der beteiligten Unternehmen ist, prozentual zum BIP am meisten an den Einnahmen aus den Transitgebühren verlieren. Er erinnerte auch daran, dass die Europäische Union bei früheren Verträgen immer im Hintergrund präsent war, jetzt aber die Vertragsverlängerung überhaupt nicht mehr unterstützt habe, obwohl die russischen Rohstoffe viel schwieriger zu ersetzen seien, als Europa zunächst dachte.
Derzeit zeichnen sich drei Szenarien für eine Lösung der Situation ab:
Die Quelle von Index erinnerte daran, dass die Erdgaspipeline mit der Einstellung des Gastransports von nun an zu einem möglichen russischen Ziel werden könnte. Die gesamte Karte des Gassystems befinde sich in Moskau, da sie zu Zeiten der Sowjetunion gebaut worden sei, fügte er hinzu.
Die Diversifizierung der Gasversorgungsswege ist für Ungarn von entscheidender Bedeutung, daher wurden in den letzten Jahren Interkonnektoren (Verbindungsleitungen) gebaut, die Erdgas in beide Richtungen transportieren können,
erinnert das Portal. Derzeit ist Slowenien Ungarns einziger Nachbar, mit dem das Gasleitungssystem des Landes nicht verbunden ist. Dieser Mangel wird durch das im Oktober 2023 in Budapest unterzeichnete ungarisch-slowenische Abkommen behoben.
Da Nord Stream 1, 2 und die anderen Gaspipelines – mit Ausnahme von TurkStream – seit 2022 nach und nach zwischen Russland und Europa ausgefallen sind, hat sich die Rolle Ungarns deutlich aufgewertet. Inzwischen kann nur noch TurkStream russisches Gas transportieren, das an der ungarisch-serbischen Grenze in das Gebiet der Europäischen Union gelangt.
Ungarn bringt weiterhin russisches Erdgas nach Europa, so dass sich der Wert des ungarischen Gassystems mit der Einstellung des russisch-ukrainisch-slowakischen Transits verdreifacht hat, so die Quelle von Index. Ungarn könnte jetzt der lachende Dritte sein, dank der gebauten Verbindungsleitungen.
Ungarn könnte ein Knotenpunkt für den Gashandel werden,
fasste die Quelle zusammen.
Außen- und Handelsminister Péter Szijjártó wies auf seiner Social-Media-Seite darauf hin, dass sich die Wettbewerbsfähigkeit der Europäischen Union in letzter Zeit dramatisch verschlechtert habe, was vor allem darauf zurückzuführen sei, dass die Erdgaspreise in Europa viel höher geworden seien als die der Konkurrenten.
Er erinnerte daran, dass die jüngste Entwicklung, die zu Preiserhöhungen geführt habe, die Einstellung des russischen Erdgastransits durch die Ukraine auf ihrem Territorium nach Mitteleuropa gewesen sei. Seit Mitte Dezember, seitdem der Ausfall der ukrainischen Transitroute endgültig feststeht, ist der Erdgaspreis auf dem europäischen Markt um 20 Prozent gestiegen.
Da wir aber in den letzten Jahren hier in Ungarn sehr hart daran gearbeitet haben, Erdgas über möglichst viele Routen einkaufen zu können, ist die ungarische Energieversorgungssicherheit gewährleistet,
auch wenn uns die Preiserhöhungen auf dem europäischen Erdgasmarkt betreffen“, betonte der Minister.
Während die Ukraine als Kandidatenland in die EU strebt, hat sie mit einer weiteren Entscheidung die europäische Wirtschaft erneut in eine schwierigere Lage gebracht, unterstrich Péter Szijjártó.
via index.hu, Beitragsbild: Facebook/Péter Szijjártó