Die ungarische Regierung hat vor, auch russische und chinesische Corona-Impfstoffe zu besorgen, da sie den Beschaffungsprozess über die Europäische Union zu langsam findet. Laut Ministerpräsident Viktor Orbán sei der chinesische Impfstoff in großen Mengen verfügbar, wobei man nur noch auf die Genehmigung der ungarischen Gesundheitsbehörde wartet. Was kann man über den chinesischen Impfstoff wissen?
Der Premier sagte in einem Interview am Freitag, dass es an Impfstoffen in der Europäischen Union mangele und die Beschaffung zu langsam sei, weswegen die derzeitigen Restriktionen sogar bis September in Kraft bleiben könnten. Aus diesem Grund hat die Regierung beschlossen, Verhandlungen auch mit anderen Ländern aufzunehmen. Der Premier betonte zugleich, wenn die ungarischen Behörden den chinesischen Impfstoff genehmigen, können sogar innerhalb von wenigen Tagen mehrere Millionen zur Verfügung stehen. Bisher wurden seit Ende Dezember etwas mehr als hunderttausend Menschen in Ungarn eingeimpft.
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Der chinesische Impfstoff basiert im Gegensatz zum Impfstoff von Pfizer–BioNTech nicht auf mRNA-Technologie, sondern enthält ein inaktives Virus. In der dritten Phase der Prüfung erwies sich der Impfstoff in 79 Prozent als wirksam. Dies ist niedriger als die Ergebnisse von Pfizer (95%) und Moderna (94,5%).
Die Vereinigten Arabischen Emirate haben Sinopharm schon Anfang Januar genehmigt, aber basierend auf vorläufigen Ergebnissen aus der dritten Testphase ergab sich dort eine 86 Prozentige Effizienz. Weiterhin zeigten die Forschungen auch, dass eine mittelmäßige und schwer verlaufende Erkrankung mit dem Impfstoff verhindert werden könnte. Der Sprecher des chinesischen Unternehmens äußerte sich zu diesem Widerspruch noch nicht, sagte jedoch, dass die detaillierten Ergebnisse später veröffentlicht würden.
Neben dem Unternehmen Sinopharm werden Impfstoffe auch von den anderen chinesischen Unternehmen Sinovac, CanSino Biologics und Anhui Zhifei Longcom hergestellt. Die Fachleute der ungarischen Behörde haben den Herstellungsprozess von Sinopharm in Peking vor Ort untersucht.
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Laut einigen Fachleuten sei der Impfstoff aus China rückläufig. Ernő Duda, Virologe an der Universität Szeged sagte in einem Interview: die chinesische Technologie sei weit von denen von Pfizer–BioNTech und Moderna entfernt. Er sagte: Wenn man inaktive Viren in den Organismus einbringe, dann sind auch noch alle Eiweißstoffe und Nukleinsäuren des Virus im Impfstoff enthalten, welche zu ernsthaften Problemen führen können, welche jedoch beim mRNA-Impfstoff nicht auftreten.
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Inzwischen teilte Tamás Menczer, Staatssekretär des Außenministeriums auf seiner Social-Media-Seite mit, dass nach der Ankündigung der Regierung, Impfstoffe auch aus China beschaffen zu wollen, sich innerhalb von einigen Stunden vierzehn europäische Länder beim chinesischen Hersteller informiert haben.
Auf die Frage, ob sich die Mitglieder der ungarischen Regierung auch mit dem chinesischen Impfstoff impfen lassen würden, antwortete das Informationszentrum der Regierung, dass sie erst abwarten, bis sie an die Reihe kommen, und sich dann für den Impfstoff entscheiden werden, welcher von der ungarischen Gesundheitsbehörde als sicher eingestuft wurde, sei es auch der chinesische Impfstoff.
(Bild: MTI/AP/Hszinhua hírügynökség/Zhang Yuwei)